Bewertung: 4 / 5
Justice League - der erste große Streich des DCEU (mir egal ob es nun offiziel so heißt, ich nenne es einfach weiter so) - hat die große Leinwand erreicht und ich habe es mir natürlich nicht nehmen lassen, mir den Film gleich zu geben. Ist es eine zerfahrene Katastrophe wie Suicide Squad (den ich trotzdem cool fand) oder eher ein epischer Kampf der Giganten wie Batman v Superman im Ultimate Cut (den ich bekanntermaßen sehr mag)? Mehr dazu im Folgenden. Dabei wird diese Review etwas klarer zwischen Subjektivität und Objektivität trennen, als es bei mir sonst üblich ist, da sonst die Wertung am Ende vermutlich für Grübeln sorgen wird.
Trailer zu Justice League
Inhalt:
Der Sohn von Krypton - Superman - ist tot. Die Welt ist schutzlos und Mächte jenseits unserer Vorstellungskraft rücken an, um sie sich zu nehmen. Steppenwolf, ein mächtiger, weltenverschlingender Kriegsherr, ist dabei drei Artefakte zu sammeln, die die Welt in eine Höllendimension verwandeln können. So ist es an Batman und Wonder Woman, in einem verzweifelten Versuch die Erde zu schützen, ein Team zusammenzustellen. Die Rekruten sollen Aquaman, Cyborg und The Flash sein...doch wird das reichen, um dem Monster und seiner Armee die Stirn zu bieten?
Review:
Zunächst mal der Elefant im Raum - die Nachdrehs um Whedon und der Ausstieg von Snyder. Ja, man merkt es im Film an einigen Stellen. Man sieht zum Teil, wo nachgedreht wurde, und sei es nur an Henry "Mein-Schnauzer-war-im-Weg-und-deshalb-sieht-mein-halbes-Gesicht-nach-CGI-Uncanny-Valley-aus" Cavill. Die Szenen in denen er im Film auftaucht und die aus den Nachdrehs stammen, kann man klar von denen unterscheiden, die unter Snyder beim Hauptdreh entstanden. Mehr sage ich aus Spoilergründen allerdings nicht zu Cavills Rolle im Film, seht mir dies nach. Zudem spürt man immer wieder wo für den Humor im Film noch Sprüche oder One-Liner eingefügt wurden, denn da stolpert er dann und wann irgendwie über diese Szenen. Das tut dem Film sicherlich nicht wirklich weh, sorgt aber für ein unterschwellig präsentes Ungleichgewicht innerhalb des "Gefühls" im Film, das man einfach nicht wegbekommt.
Ob und in wieweit einen so etwas stört, muss man dabei selbst wissen, mir bereitete es nur dann und wann ein kleines Schmunzeln, wenn man merkte wo die Stile der beiden Regisseure aufeinandertrafen. Zudem spürt man dadurch ein gewisses Pacingproblem. Während die erste Hälfte relativ viel Setup bietet und die Schlagzahl an Wechseln unterschiedlicher Figuren, Schauplätze und Setups recht hoch ist, liefert die zweite Hälfte vor allem eins - Superhelden-Action, die sich gewaschen hat.
Bei den Figuren hat man sich in der ersten Hälfte wirklich Mühe gegeben, jedem zumindest ein wenig Hintergrund zu geben. "Batman" Ben Affleck braucht man nicht zu erklären und Gal Gadot aka Wonder Woman kennt seit spätestens diesem Jahr auch quasi jeder - aber The Flash, Aquaman und vor allem Cyborg brauchen natürlich einen Hintergrund. Hier spürt man dann auch, dass DC die Justice League noch ein Jahr nach hinten hätte schieben dürfen oder gar müssen. Man hätte dieses Jahr Aquaman, kommendes Jahr dann Cyborg und im Anschluss die Justice League als Team präsentieren können, um alle Figuren nachvollziehbar zu machen, grade für Leute ohne viel Comickenntnis. The Flash würde sicher auch im eigenen Film Spaß machen, hat aber zumindest den Vorteil der, zwar nicht mit den Filmen verbundenen, aber doch vorhandenen TV-Serie, die vielen Zuschauern sicherlich eine Idee von der Figur vermittelt hat.
"Aquaman" Jason Momoa holt in den Szenen, die man ihm für seine Figur zugesteht, aus ihr raus was er kann und macht sich den stoischen Wassermann durchaus eindrucksvoll zu eigen. Kampfkräftig, wortkarg und sarkastisch - im Grunde spielt er eine Variante seines Ronon Dex aus Stargate Atlantis - was nicht unbedingt unpassend für die Figur ist. Trotzdem ist es genau die Art Rolle für die Momoa geboren scheint und mit seinem spröden Charisma macht er durchaus Spaß darin. Barry "The Flash" Allen, verkörpert von Ezra Miller, ist vor allem Comedic Relief der Truppe. Sicher, er bekommt auch eine Hintergrundgeschichte, aber die paar kurzen Alibi-Szenen mit Papa Allen verschaffen ihm nicht wirklich Tiefe. Was "Cyborg" Ray Fisher angeht haben wir vermutlich die interessanteste Figur der neuen Truppe. Zerrissen durch seine Erschaffung und an der Grenze zwischen Mensch und Maschine spürt man bei ihm zumindest das Brodeln einer weit interessanteren Figur mit einer eigenen Geschichte unter der Oberfläche und man wünscht sich, dass der Cyborg-Film doch bitte recht bald folgen möge.
Alles in allem bleiben in den zwei Stunden Laufzeit jedoch viel zu wenig Möglichkeiten, allen Neulingen gerecht zu werden. Der hochkarätig mit J.K. Simmons neu besetzte Jim Gordon beispielsweise wird in einigen wenigen Szenen eingesetzt, bekommt aber keine Momente zu glänzen, da muss in The Batman bitte mehr her. So war es nur eine Andeutung. So wie vieles auf der Storyebene aufgrund der Laufzeit eben leider eher oberflächlich bleibt.
Davon ist auch unser Schurke Steppenwolf nicht ausgenommen. Er ist der Alibi-Weltzerstörer, damit die neue Heldentruppe jemanden zum vermöbeln hat, nicht mehr und nicht weniger. Die Frage dabei ist nun natürlich, ob wir für genau diesen Film wirklich mehr als eine globale Bedrohung ohne viel Gesicht brauchten. Eigentlich nicht, aber die Zeit die durch den blassen Schurken da war wurde eben auch nicht unbedingt glorreicht ausgenutzt, um jeden Helden richtig greifbar zu machen, sondern war trotz alledem zu kurz. Und da käme es dann doch wieder auf den Schurken an, denn ein Held - oder in diesem Fall Heldenteam - ist nur so stark wie sein Schurke. Und Steppenwolf bleibt leider nicht viel mehr als das Stehaufmännchen mit großen Hörnern und brennender Axt.
"So und wo ist dann der Spaß am Film?", wird sich mancher fragen. Tja, kurz gesagt: überall. Seltsamerweise konnte mich nur allzu wenig von den genannten Problemen davon abhalten trotzdem abnormal viel Spaß an diesem Film zu haben. Jetzt hab ich nun natürlich auch den Vorteil, als Comicfan das eine oder andere über die meisten Figuren bereits abseits der Leinwand mitbekommen zu haben und viele der als Andeutungen im Film versteckten Querverweise zu verstehen, die dem Nicht-Kenner entgehen werden. Und da sind wir wieder an dem Punkt, an dem wir bereits damals bei den Avengers waren. Justice League ist ein Film von Fans für Fans. Von Leuten, die diese Figuren kennen und keinen Origin-Film über sie benötigen, um ihre Agenda zu kennen - Für Leute, die über jede von ihnen bereits genug gelesen haben, um sie allein für ihre Anwesenheit auf der großen Leinwand zu feiern.
Und so leid es mir für alle "Unwissenden" tut, ich gehöre nunmal zu diesen "Nerds". Daher hatte ich einen Heiden-Spaß an diesem Film. Es war toll Flash wie ein kleines Kind begeistert in der Batcave zu sehen, oder Aquaman als Exil-Atlanter im Gespräch mit der Exil-Amazone Wonder Woman. Oder auch das - zunächst kaum vorhandene und dann mehr und mehr wachsende - Teamwork der Truppe beim Vermöbeln der Bösen zum Ende hin. Und genau dafür schaue ich einen solchen Film, dafür bewege ich mich ins Kino. Und bei all der Zerfahrenheit im Plot und der nicht wirklich extrem greifbaren Bedrohung - hat denn jemand daran gezweifelt, dass die Justice League bei ihrem ersten gemeinsamen Kinoauftritt am Ende Ärsche treten würde?
Fazit:
Justice League ist vor allem eines - zu kurz für das was er will. Es hätte DC/Warner sicherlich gut getan die anderen Helden erst alle nach und nach einzuführen, wie es Marvel tat, aber man hat sich dafür entschieden das Pferd von hinten aufzuzäumen. Und nun haben wir halt erstmal alle Helden und DANN die Solo-Filme. Stört das? Die Frage ist, wer fragt. Der normale Zuschauer ohne sonderlichen Comicbezug wird sich zweifellos daran stören. Ihm fehlen Informationen, ihm fehlen die Agendas, Eigenheiten und Fähigkeiten der Helden, die man dort sieht, um greifen zu können was eigentlich passiert und wer wer ist. Der Comicfan/kenner auf der anderen Seite wird (vermutlich) seine Helden auf der Leinwand feiern, sich über jedes Detail, jede Kraftdemonstration und jede cool visualisierte Idee freuen. Und glücklicherweise waren mit Snyder und später auch Whedon Comic-Fans am Ruder, die den Fans eben genau das geliefert haben. So bleibt es letztlich jedem selbst überlassen, ob er Probleme mit dem blassen Schurken und der zu kurzen Laufzeit und der durch die vielen Neulinge etwas überladenen Handlung hat.
Ich als Fan der Helden, cooler Comicverfilmungen und des Hochgefühls, sie alle auf der großen Leinwand versammelt zu sehen, fand Justice League enorm spaßig und werde ihn sicher noch einige Male im Kino anschauen. Von mir gibt es daher
8/10 Punkte bzw 4/5 Hüte,
wer allerdings kein Comickenner ist und sich viele Infos über Helden und Schurken gewünscht hat und wem das erstmalige Versammeln dieser Helden auf der großen Leinwand nicht genügt, der möge bitte gerne auf 5/10 oder so runtergehen, sich die genannten Kritikpunkte anschauen und sich dann überlegen, ob Justice League das Richtige für ihn ist.
Von mir gibt es die Empfehlung auf jeden Fall ins Kino zu gehen und bitte auch bis zum Schluss sitzen zu bleiben, es gibt eine kleine, sehr feine und eine längere, für die Zukunft des DCEU spannende, Szene zu sehen.