Bewertung: 4 / 5
Wenn man bereits beim Beginn eines Filmes Gänsehaut hat, diese sich auch während der Handlung weiterdurchzieht und man am Ende das traurige Gefühl hat, etwas hinter sich zu lassen und man trotzdem voller Vorfreude das nächste Kapitel erwartet, dann hat ein Film vieles richtiges gemacht.
Schon mit dem Logo und der Musik (die dann überragend in ein neues Thema weitergeleitet wurde) war die Rückkehr ins Harry Potter-Universum spürbar. Wenn man dann all die kleinen Anspielungen, Zauberstabduelle und einfach magische Momente erlebt, weiß man, ich bin wieder in meiner Kindheit angelangt. Schwer ist das Herz, wenn man diese Welt wieder verlässt - wie damals als Hagrid dem Hogwarts-Express nachwinkte am Bahnsteig.
Man kann bei "Phantastische Tierwesen" natürlich an vielem Meckern: die banale Handlung, welche nur selten überraschend ist, die oftmals zu krass angedeutete doppelte Handlungsstränge, Charaktere die etwas zu blass bleiben sowie ein Titel, der spätestens für Teil 2 nicht mehr passen wird - aber es ist dies Meckern auf hohem Niveau. Denn wenn die Hauptcharaktere zu überzeugen wissen, wenn man Mitgefühl mit CGI-Wesen erhält und wenn man sich freut, dass es weitergeht, dann kann ich persönlich über Mängel hinwegsehen.
Nicht jedem mag Eddie Reymans Schauspiel gefallen, nicht jeder wird Collin Farwells Charakter saucool finden und nicht jeder wird mit der banalen Story zufrieden sein - ich bekam jedoch was ich mir erwartete. Ich hatte anfangs echte Bedenken, dass Rowling vieles von ihrem eigenen Mythos zerstören würde, aber das ist nicht passiert. Eher ist es so, dass sie gewisse Fragen (wieso verstecken sich die überlegenden Zauberer vor den Muggeln?) konsequent als Gesellschaftskritik aufnimmt und drumherum die Story baut, die in den Büchern noch in einem Nebensatz erklärt wird.
Als Höhepunkt dienen natürlich die titelgebende Tierwesen, mit denen man sehr schnell mitfühlt. Als Harry Potter-Fan und Leser der Bücher erkennt man zudem oft sehr schnell, um welches Tierwesen es sich handelt. Der kreativste und magischste Moment ist dann sicherlich, wenn man die Wesen zuerst kennenlernt und das Innenleben des Koffers gezeigt bekommt: wahrlich erstaunliche Eindrücke und typisches Harry Potter-Feeling.
Trotz einiger Schwächen und Längen ist es eine schöne Rückkehr in eine Welt mit der ich persönlich aufgewachsen bin. Es hat einfach einen gewissen Nostalgiefaktor Zaubersprüche wie "Accio" oder "Petrifukus Totalus" zu hören und es ist interessant Zauberer und Hexen außerhalb Londons und Hogwarts zu erleben. Auch wenn ich weiterhin sehr skeptisch bin ob man wirklich für 5 Filme eine ausreichende Story besitzt und ob der Titel wirklich passend ist, so freu ich mich bereits jetzt auf Teil 2.