Bewertung: 4 / 5
Kennt ihr dieses Gefühl, wenn ihr den Eindruck habt, ein Film spräche euch direkt aus der Seele? So erging es mir hier, als sich Hooper und Spielberg ans Werk machten, diese Haunted-House-Version der kindlichen Imagination zu erschaffen. Komisch geformte Schatten und Spielzeuge, die im Dunkeln böse aussehen. Blitz und Donner draußen vor dem Fenster. Portale in Schränken und dunklen Ecken, aus denen Monster kommen können. All solche Dinge, vor denen man als Kind unsinnigerweise Angst hatte, werden hier mit tollen Effekten und einem düster-magischen Soundtrack aus den Federn Jerry Goldsmiths zum Leben erweckt. Man könnte sogar sagen, Spielberg führe das von u.A. Lucas und ihm geschaffene Eskapismuskino mitsamt dem Merchandise gegen sich selbst ins Feld. Dabei ist "Poltergeist" aber bei Weitem kein Horrorfilm, sondern läd eher zum Gruseln ein.
Neben dieser kindlichen Imagination hat "Poltergeist" aber noch Einiges mehr zu bieten und als "Kinderhorror" sollte man ihn erst recht nicht bezeichnen. Es werden mehrere sexuelle Anspielungen gemacht, die jugendliche Tochter deutet den Verlust ihrer Jungfräulichkeit an, die Eltern fluchen und kiffen. Als besonders makaber empfinde ich das Alien-Poster im Kinderzimmer, solche Eltern muss man haben! :D Des Weiteren zieht sich von der US-amerikanischen Nationalhymne im Fernsehen bis zu den wortwörtlichen Leichen im Keller eine satirisch-schwarzhumoristische Dekonstruktion der Vorstadt- und Nachbarschaftsidylle durch den gesamten Film.
Wenn ich nun diese kindlichen und erwachsenen Themen vereine, komme ich zu dem Schluss - und genauso fühlte sich "Poltergeist" für mich auch an: Es ist ein Gruselfilm für die ganze Familie und ein Wohlfühl-Gruselfilm insbesondere für Leute, die an den Haunted-House-Horror ihrer eigenen kindlichen Imagination zurückdenken. "Poltergeist" scheint das 80er Jahre Pendant dessen zu sein, was Pixar zum Teil in "Toy Story" ausformulierte und mit "Die Monster AG" parodierte.
Ich persönlich habe Hooper und Spielberg hier zudem noch etwas anderes zu verdanken: Mit meinen nun 24 Jahren fühlte ich mit beim Schauen an die Zeit zurückerinnert, als mich der columbische Gruselfaktor der ersten beiden Harry Potter Filme als kleiner Stöpsel regelmäßig im Sessel zusammenkauern ließ^^