Bewertung: 3 / 5
Ich hatte heute Abend spontan Bock auf Kino, leider läuft momentan außer Tarzan nichts wirklich Interessantes auf der großen Leinwand und für den war es schon zu spät. Also wurde es dann Star Trek Beyond. Ich bin ein nahezu vollkommener Star Trek Laie, kenne nur den Reboot von 2009 und den mochte ich nicht. Im Vergleich dazu macht Beyond qualitativ jedenfalls einen deutlichen Sprung nach vorne, kommt mMn insgesamt aber nicht über gehobenen Durchschnitt hinaus.
Seine Stärken entfaltet der Film eindeutig in den ruhigen, charakterbezogenen Szenen. Zu Beginn wird eindrucksvoll geschildert, wie sich das Leben auf einem Raumschiff während einer jahrelangen Erforschungsreise anfühlt und wie sich das auf die Besatzung auswirkt. Nach dem emotionalen, Kirks Identitätszweifel reflektierenden Absturz der Enterprise findet sich die Mannschaft in Grüppchen versprengt auf einem fremden Planeten wieder und wird mit unterschiedlichen Problemen konfrontiert. Diese gilt es zu lösen, Charaktere reiben aneinander und vor allem Kirk, Spock und Pille (Karl Urban!) erhalten dadurch eine tiefergehende Zeichnung. Die restlichen Charaktere müssen sich dem leider unterordnen und verbleiben als rudimentär ausgebildete Stichwortgeber. Nichtsdestotrotz profitiert die Geschichte von der Chemie zwischen den Schauspielern und dem von Lin in den Fokus gestellten Motiv des friedliebenden, gleichberechtigten Zusammenhalts. Wenn man an die Entdeckungsreisen des vergangenen Jahrtausends zurückdenkt, kann man bei dieser hier nur ins Träumen geraten! Krall ist als Schurke zwar weit davon entfernt, bedrohlich zu wirken oder gut ausgearbeitet zu sein, mit seiner kriegstreiberischen, terroristischen Veranlagung passt er allerdings sehr gut in das Zeitgeschehen. Schade, dass Idris Elba hinter der Maske überhaupt nicht zur Geltung kommt, er hätte Krall allein durch seine Mimik mehr Profil geben können.
Trailer zu Star Trek Beyond
Warum trotz dieses Lobs dennoch nur gehobener Durchschnitt? Nun, das liegt daran, dass sich auch Star Trek Beyond wie schon der Abrams-Reboot weiterhin primär als SciFi-Actionfilm mit humorvollen Einlagen versteht und sich als solcher in die Masse des aktuellen Blockbusterkinos einreiht. Über Logik braucht man z.B. gar nicht erst anfangen, zu diskutieren. Die Handlung verläuft trotz der ruhigen, charakterbezogenen Momente linear und vorhersehbar und es wird wie gesagt nur ein kleiner Teil der Charaktere detaillierter beleuchtet. Die Aliens sehen mit ihren Masken ziemlich künstlich und irgendwie sehr CGI-mäßig aus und erinnern unangenehm an die Hobbit-Orks. Die standardisierte Action langweilt enorm, ist hektisch und unübersichtlich geschnitten und zumindest in 3D so dunkel, dass man kaum etwas erkennt. Einzige Ausnahme: die "Beastie Boys - Sabotage" Szene, die rockt hart!
Sofern ich das richtig verstanden habe, gilt Star Trek in seiner Urform bzw. in den Filmen/Serien vor 2009 als Paradebeispiel des Hard Science Fiction Genres. Star Trek Beyond geht dagegen wie schon der Abrams-Reboot mehr in Richtung Space Opera und als solche muss sich der Film zwangsläufig mit Größen wie Star Wars, Firefly/Serenity oder Guardians of the Galaxy messen lassen. Insgesamt fehlt da für mich die atmosphärische, herzerwärmende Klasse der genannten Beispiele und deshalb erhält Star Trek Beyond von mir letztendlich 6,5 von 10 Punkten.
P.S.: Anton Yelchins Tod wird mir persönlich momentan zu sehr gehypt. Sicherlich ist sein Tod vor allem in einem so jungen Alter äußerst tragisch, aber so groß oder besonders war seine Rolle als Chekov jetzt auch wieder nicht und sein Schauspiel nicht besser als das von z.B. Saldana, Cho oder Pegg. Dass Star Trek 4 nun komplett ohne Chekov, ein seit ca. 50 Jahren etablierter Charakter, auskommen soll, halte ich in dieser Hinsicht für etwas albern.