Bewertung: 1.5 / 5
Schon "Das Erwachen der Macht" schien mehr ein nostalgisches Reboot als eine logische Weiterführung der originalen Saga.
Die große Frage am Ende der ersten Episode der neuen Star Wars Trilogie vor allem die Frage, wohin kann man sich entwickeln. Und die Antwort ist: alles auf Anfang. "Die letzten Jedi" ist (erneut) größtenteils eine zufällige Aneinanderreihung von Sequenzen aus den Teilen IV-VI, noch mehr auf leichte Familienunterhaltung getrimmt und hat einen fetten "Disney-Gelddruckmaschine"-Stempel aufgedrückt.
Es ist dieses faule, fast schon unverschämte Storytelling, das am meisten nervt. Der Film beginnt mit einer recht beliebigen Actionsequenz. Der Plot des ersten Handlungsstrangs beschränkt sich darauf, dass die Flotte der Rebellen vor einer Flotte der ersten Ordnung flieht. Um die Verfolger abzuschütteln, schütteln die Filmemacher ebenso beliebige und komplizierte Elemente aus dem Ärmel, die die Handlung künstlich in die Länge ziehen. Das führt mitunter zu einem belanglosen Abstecher, der darüberhinaus die ein oder andere Nebenfigur einführt, die ausschließlich als Plot-Device fungieren. Nur um eine dieser schlechten Ideen zu erwähnen, die denke ich keiner Spoiler-Warnung bedarf: in einer Szene des Films werden die Protagonisten tatsächlich wegen "Falschparkens" eingesperrt, um den Plot weiterzubringen. Plumpe Wendungen tun ihr übriges.
Währenddessen ist Rey auf einer verlassenen Insel mit sich selbst und Meister Yoda - ich meine Luke - beschäftigt. Fügt Kylo Ren hinzu und ihr könnte euch den Rest denken. Schnell wird das übliche Prozedere durchgespielt. Trotz der langen Laufzeit wirkt alles etwas flach und flappsig. Die Konstellation hat sich leicht geändert, aber das Bild ist das selbe. Es folgen Varianten der finalen Sequenz aus Episode VI, sowie der Hoth-Sequenz in Episode V, die ein bisschen wie zusammenhangslose Set-Pieces wirken. Das Mysterium um den großen Bösewicht Snoke läuft komplett ins Leere. Von neuer Ordnung ist wenig zu spüren.
Trailer zu Star Wars - Die letzten Jedi
Vielmehr scheinen einige Szenen mehr auf einer visuellen Idee als auf dramaturgischer Kohärenz aufgebaut. Dem Design des Films drückt Disney zusätzlich und schamlos den eigenen Stempel auf und bevölkert unzählige Szenen mit knuffige Tierchen mit großen Kulleraugen und Slapstick-Elementen, die nicht nur schlecht an den Realfilmkontext angepasst sind, sondern wie eine Art Productplacement oder Outtakes aus dem letzten Pixarfilm wirken. Leider scheint vielen Zuschauer schon ein kleines Pelztierchen im Frame auszureichen, um zufrieden nach Hause zu gehen. Kinder unter sechs Jahren kommen auf ihre Kosten.
Neu hinzugefügt wird neben dem Streichelzoo vor allen Dingen Comedy und eine wir-nehmen-das-alles-nicht-so-ernst-Einstellung. Ein paar lustige Momente sind tatsächlich auch dabei. Mindestens doppelt so viele Male muss man sich aber aufgrund der ein oder anderen Idee doch wieder fremdschämen.
Emotionale Durchschlagskraft fehlt in den Höhepunkten leider erneut. Wie schon im Teil zuvor krankt die Dramaturgie daran, dass es zu viele Figuren mit zu wenig Tiefe gibt und dass die spannenden Konflikte eigentlich zwischen Nebenfiguren ausgetragen werden. Rey und Ren verbindet ironischerweise wenig. Viel spannender ist die Beziehung zwischen Ren und Luke (oder auch Han im Vorgänger). So bleibt Rey auf der Leadposition weiter eher blass. Die Story wirkt zu oberflächlich und zu sprunghaft, um zu fesseln.
Die Marke bleibt, die Magie ist fort. Star Wars steht zwar auf der Verpackung, die auch ganz schön aussieht, aber das Produkt fühlt sich leider mehr als je zuvor an wie eine seelenlose, zusammengewürfelte Produktkopie.