Bewertung: 1.5 / 5
Diese Kritik enthält MASSIVE SPOILER!
Story
Trailer zu Star Wars - Die letzten Jedi
Die Vernichtung der Allianz hat dem Widerstand mehr geschadet als die Zerstörung der Star Killer-Base der Ersten Ordnung. Sie sitzen dem Widerstand gefährlich im Nacken, welcher sich nach dem Verlust seiner letzten Basis auf einer verzweifelten Flucht befindet.
Währenddessen wächst Reys Macht und sie trifft eine folgenschwere Entscheidung.
Pro‘s
Der Film ist ein wahrer Hingucker. Schöne und spannend gestaltete Bilder geben sich die Klinke in die Hand. Die visuellen Effekte sind atemberaubend, ganz besonders jene als Vize-Admiral Holdo mit ihrer Corellianische Corvette mit Lichtgeschwindigkeit Snoke’s Mega-Sternzerstörer filettiert. Auch die Soundeffekte sind auf gewohnt hohem Niveau und die Filmmusik geht unter die Haut, wenn auch hauptsächlich dann, wenn die klassischen Themen überhand nehmen. Die schauspielerischen Leistungen sind solide und gehen bis auf Kelly Marie Tran‘s Rose Tico vollkommen in Ordnung. Doch damit hat es sich leider auch schon mit der hellen Seite der Macht in ‚The Last Jedi‘.
Copy - Paiste
Selbst wenn es auf den ersten Blick - weil gut verschachtelt - nicht so scheint, als wäre ‚The Last Jedi‘ eine blosse Abkupferung von ‚Empire Strikes Back‘ wie es ‚Force Awakens‘ von gewissen Seiten vorgeworfen wurde eine von ‚A New Hope‘ gewesen zu sein, ist es dennoch auffallend wie Episode 8 sich an den Episoden 5 und 6 bedient.
Die Schlacht von Hoth findet diesmal nicht auf einer Eiswüste, sondern einer Salzwüste statt.
Weiter gibt es einen angehenden Jedi, der in einer gottverlassenen Ecke des Universums einen gesuchten Jedi-Meister antrifft, der als solches kaum zu erkennen ist und ihn (erst) nicht ausbilden mag. Was Luke und Yoda auf Dagobah, sind Rey und Luke auf Ahch-To.
Weiter gibt es einen angehenden Jedi, der den inneren Konflikt eines (angehenden) Sith spürt, sich ihm ausliefert um den Konflikt in ihm zum Guten hin zu steuern und dennoch von dessen dunklen Seite verraten und dem Anführer der ‚Bösen‘ ausgeliefert wird. Was Luke und Vader in ‚Return of the Jedi‘ sind, sind Rey und Kylo Ren in ‚The Last Jedi‘.
Weiter spürt unser angehender Jedi während seiner Zeit bei seinem Mentor eine Präsenz der dunklen Seite der Macht an einem Ort in der Nähe, an den ihn ein Loch im Boden führt. Er geht dorthin um Antworten auf drängende Fragen zu erhalten und die Unwahre Anwort darauf ist, dass unser Jedi sich selbst sieht. Wie geschehen auf Dagoba mit Luke so auch auf Ahch-To mit Rey.
Zudem kommen im Film ettliche Textpassagen vor, die so oder leicht abgeändert aus anderen Teilen der Saga stammen. Wenn man Star Wars kopiert, fühlt es sich zwar wie Star Wars an, aber ob das dann auch Star Wars ist?
Story
Einen kurzen Überblick zur Story gibts weiter vorne. Hier soll der Blick auf einige der grösseren Plot Holes und fragwürdigen Entscheidungen gerichtet werden.
Zunächst, weil besonders auch zu Beginn des Streifens, scheint ‚The Last Jedi‘ zu lustig für den angeschlagenen dunklen Ton. Die Erste Ordnung hatte schon in Episode 7 im Gegensatz zum Imperium für den Zuschauer ein massives Imageproblem und scheint als Gegenspieler zu inkompetent um für echte Gefahr zu sorgen. Da hilft es nicht dass Fliegerass Poe (der plötzlich die Flugfähigkeiten eines Anakin Skywalker in den Schatten stellt) in den ersten Minuten quasi im Alleingang ein neues Super-Kampfschiff zerstört nachdem er sich total über General Hux lustig gemacht hat.
Die folgende Verfolgungsjagd ist als Haupthandlungsstrang dadurch noch träger und die damit verbundenen Nebenhandlungsstränge von Finn und Poe ihrerseits total unnötig. Finn‘s Plan wird durch andere Vorgänge obsolet. Der Kasinoplanet Canto Bight ist ein uninspirierter Ort und Benicio Del Toro ist trotz gutem Schauspiel ein verschwendeter Charakter. Poe‘s Nebenhandlungsstrang wird allein dadurch überflüssig, dass nichts davon hätte geschehen müssen, hätte Vize-Admiral Holdo den ‚besten Piloten des Widerstandes’ in ihre Pläne eingeweiht. Speziell nachdem er sie direkt darauf angesprochen hat und sie später erwähnt, dass sie Poe mag.
Rey‘s Aufenthalt auf Ahch-To ist langatmig und qualvoll schleppend.
Sogar General Leia‘s Sidestory ist konfus. Nach einer Raketenexplosion auf der Brücke ihres Kreuzers wird sie ins All hinausgesaugt. Von den Naturgesetzen des Vakuums, die in Star Wars noch nie realitätsnah waren abgesehen, hat Leia nun plötzlich auch Jedi-Kräfte und zieht sich selbst wieder in die Brücke und legt ihre Hand auf das Fenster eines Schotts, wo man irgendwie nur auf ihre Rettung gewartet hat. In dieser Szene verstirbt nebenbei auch sang- und klanglos Admiral Ackbar, unerwähnt, Off-Screen.
Mag Disney Luke nicht?
Immerhin kommt Leia insgesamt sehr gut davon. Viele andere Nicht-Disney Star Wars Charaktere trifft ein ähnlicheres Schicksal wie Admiral Ackbar. C-3PO steht meist in der Nähe von Leia und glitzert so ab und an in die Kamera. Auch Chewie darf knapp mehr als zweimal von der Leinwand brüllen, während R2-D2 nur im Film ist um in einer kurzen Szene Luke zu begegnen. Fairerweise muss gesagt werden, dass Disney-Charakter Supreme Leader Snoke ähnlich übergangen wird. Mit seinem Ableben scheint klar zu werden, dass er nur ein Platzhalter für Kylo Ren war.
Kommen wir zum Elefanten im Raum.
Luke Skywalker. Jedi-Meister, Retter der Galaxis, Legende... schon gehört? So jemand ist nicht in diesem Film. Luke-Fans, die nach all den Jahrzehnten und den 30 Sekunden in Episode 7 erwartungsfreudig darauf gehofft haben den Helden ihrer Kindheit wieder zu sehen werden bitter enttäuscht. Luke ist gebrochen und faktisch nicht mal mehr ein Jedi, da er sich der Macht entsagt. Weshalb er sich gleichzeitig so um die alten Jedi-Schriften sorgt wird wohl sein Geheimnis bleiben. So begleiten wir einen mürrischen Mann einerseits und eine Verfolgungsjagd im Schneckentempo andererseits.
Showdown
Im Finale des Films taucht der gefallene Held dann tatsächlich doch noch auf und stellt sich Kylo Ren. Im ‚grossen‘ Endkampf wicht er zweimal aus, dann wird er getroffen und es wird klar, dass Luke nur als Projektion dort war, eigentlich sitzt er noch immer auf Ahch-To auf einem Stein. Immerhin haben sie ihn nicht so billig durch Kylo Ren sterben lassen, kommt der Gedanke hoch. Gefolgt von, das wäre eine Jedi-Fähigkeit gewesen, die Luke auf dem zweiten Todesstern in Episode 6 gut hätte gebrauchen können, nicht wahr? Er hat zwar im Kampf gegen Kylo Ren keine Fussabdrücke im Salz hinterlassen, aber er hat als Projektion Leia auf die Stirn geküsst und die hat nichts gemerkt.
Soweit so gut, ein schwacher Film, aber als Fan kann man notgedrungen damit leben. Doch dann verschwindet der letzte grosse Jedi-Meister auf seinem Stein sitzend ins Leere. Weg. Ein noch unnötigerer Tod als Han Solo‘s in Episode 7. Keine Dramatik, keine Not, kein grosses Opfer, kein letzter grosser Auftritt. Wenn Luke ohnehin geopftert werden soll, dann gebe man ihm wenigstens eine Badass-Szene wie Vaders Auftritt am Ende von Rouge One. Lass ihn Kylo Ren ausnocken und in einem Berseker-Anfall all die AT-M6‘s ausnehmen. Doch von einem respektvollen Abgang sind wir weit entfernt, so weit, dass Rey und Leia über Lukes Tod sprechen und man nicht mal das Gefühl hat als würde sie das gross berühren. So wird der Zuschauer zurück gelassen mit einer Unausweichlichen Konfrontation zwischen Rey und Kylo Ren, die wohl zum Finale von Episode 9 wird. Zwischen einem Noch-nicht-Sith und einer Noch-nicht-Jedi. Spannend hört sich diese Ausgangslage nicht an. Vollkommen unnötig wurden hier die grösste Gefahr und die grösste Hoffnung beerdigt.
Fazit
Nach all diesen Vorwürfen an den Film mag man zum Schluss kommen, man würde hier in dieser Kritik alles und jedes gegen den Film auffahren was da ist. Doch weit gefehlt. Kleine peinliche Aussetzer die sich der Film leistet wie das Star Wars Bügeleisen oder die Star Wars Nippelkuh lasse man grosszügigerweise links liegen, die Kritik fände kein Ende, würde man sich in den Kleinigkeiten verlieren. Zu viel stimmt schon allein am Grossen und Ganzen nicht.
So ist ‚The Last Jedi’ ist ein Film mit Längen und Schwächen, der immer einen Grund findet, warum er spannend sein sollte. Im ersten Moment klappt das ganz gut, man kann sich wegtragen lassen. Wenn man allerdings beginnt die Dinge zu hinterfragen, bleibt einem ‚The Last Jedi’ zu vieles schuldig. Es ist schade wogegen Disney ein bereits existierendes, umfassendes und vorallem tiefschichtiges Expanded Universe eingetauscht hat.
Was dem neuen Disney-Star Wars-Universum abgeht sind mitunter der Originalen grössten Tugenden. Es hat keine Seele, keine Vision, keine grosse dahinterliegende Idee, es ist keine Herzensangelegenheit, es tut nur so - ziemlich glaubhaft, zugegeben. Es ist mehr eine Geldmaschine für die Massen als je zuvor. Mit Luke Skywalker ist ein grosser Teil Star Wars in Star Wars gestorben. Alles was jetzt noch kommen wird ist alles, was wir von Disney in Sachen Star Wars bisher bekommen haben. Eine schöne Verpackung mit einem schillernden Namen, deren Inhalt vieles vermissen lässt, was Star Wars gut und gross gemacht hat.
May the force rest in peace