Warten auf den großen Konflikt
Wenn man weiß, dass Captain America und Iron Man im Infinity War gemeinsam kämpfen, wie groß ist dann die Spannung, wenn er sich mit Iron Man im Civil War duelliert?! Vieles wird schnell banal, wenn man hinter die Kulissen schaut und das Marketing das Diktat übernimmt. Das daraus resultierende Vortäuschen von epischen Momenten ist unserer Meinung nach einer der größten Fehler. Wenn im Vorfeld bereits Verträge über fünf Filme mit Darstellern geschlossen werden, wer zittert dann noch mit seinen Idolen mit? Serien wie Game of Thrones kommen hingegen genau deswegen beim Publikum so gut an, weil sie Unberechenbarkeit zum Markenzeichen erklärt haben.
In der Welt der Shared Universes steht hingegen nicht mehr die Geschichte, sondern nur noch das Franchise im Mittelpunkt. So hat es Marvel bis heute nicht fertiggebracht, eine wichtige Figur sterben zu lassen. Dies hebt man sich wohl für den finalen Konflikt mit Thanos auf oder, wenn eben Darsteller ihr Soll erfüllt haben, Fortsetzungsmüdigkeit einsetzt oder bestimmte Figuren nicht mehr gebraucht und durch andere ersetzt wurden. Wenn alles einem Kalkül und Zielgruppen unterworfen ist, gibt es keine Überraschungen mehr. Jede Ecke und Kante wird weggeschliffen, um am Ende ein überaus erfolgreiches kommerzielles Produkt platzieren zu können. Dieses unterscheidet sich zwar nicht von dem, was vorher bereits vielfach veröffentlicht wurde, aber das Marketing verkauft es als das nächste große Ding.
Das Produkt am Ende kann jedem irgendwie gefallen, denn es eckt nirgendwo an, aber es wird ihm genau deswegen immer das gewisse Etwas fehlen. Wie kann es sonst sein, dass das MCU mit über 13 Filmen zwar viele sehenswerte und gute Filme hervorgebracht hat, aber nicht einer dieser Filme abseits des Fanservices wirklich als Meisterwerk angesehen werden kann? Die The Dark Knight-Trilogie von Christopher Nolan ist gerade deswegen so beliebt, weil darin nicht nur Schauwerte, sondern Ambitionen auf eine gute Idee trafen. So etwas sollte zwingend in den Shared Universes Einzug halten und hier können die Macher auch von modernen Serienkonzepten lernen, wo mutige Ideen zunehmend an Bedeutung gewinnen. Konzepte, die nicht die immer gleichen Ideen in unterschiedlichen Farben durchkauen.
Dann und nur dann könnten Shared Universes wirklich zu etwas Größerem werden und wir in einigen Jahrzehnten zurückblicken und sagen, das war eine tolle Kinozeit.