
Bewertung: 2.5 / 5
Eine Gruppe von Tierschützern rettet Affen aus einem Labor. Problem nur, diese Affen trugen ein tödliches Virus in sich, was London binnen Achtundzwanzig Tagen menschenleer macht. Der Fahrradkurier Jim (Cillian Murphy), erwacht gerade nach einem Autounfall im Krankenhaus. Allein durchquert er die menschenleeren Straßen. Dabei trifft er auf die Überlebenden Selena (Naomie Harris) und Mark (Noah Huntley). Sie erklären ihm, was passiert ist und wie die Menschen in Zombies verwandelt wurden. Bald stößt die Gruppe auf den Taxifahrer Frank (Brendan Gleeson) und dessen Tochter Hannah (Megan Burns). Zusammen suchen sie einen Weg, die Seuche zu bekämpfen.
Warum ist es eigentlich so, daß das Zombie-Kino als Subgenre des Horrorkinos so fasziniert? Wenn man aufgreifen will, wie die Historie um diese Werke ist, dann kommt man an George A. Romero und seine Filme Die Nacht der lebenden Toten (1968) und Zombie (1978) nicht herum. Alles andere ist dementsprechend eine Abwandlung und Kopie des von Romero geschaffenen Phänomens. Natürlich hat siech dieser aber auch irgendwo inspirieren lassen, was dafür sorgt, daß diese Debatte um Henne und Ei natürlich keinen tieferen Zweck hat. Wobei es natürlich entkräften kann, daß Filme deshalb gut wären, weil sie etwas „zum ersten Mal“ erzählen würden. Führt also zu nichts und ohne große Umschweife gehen wir damit nun ein paar Jahrzehnte in die Zukunft. Besser gesagt in das Jahr 2002, als Danny Boyle mit 28 Days Later einen Film schuf, dem man schon zusprechen kann, daß er seinerzeit die Filmlandschaft verändert hat. Auch hier wieder Henne und Ei und so erschienen nach 28 Days Later Werke wie Dawn of the Dead (2004), – ein Remake – Shaun of the Dead (2004), Planet Terror (2007), Zombieland (2009) oder auch World War Z (2013). Natürlich könnte man argumentieren, daß auch Resident Evil (2002) vielleicht der Startschuss jener Zombie-Renaissance im Kino war. Doch der zweifelhafte Ruf des Werks lässt das wohl eher nicht zu und so kann man Danny Boyles Zombie-Film vermutlich als einen filmhistorisch signifikanten Film bezeichnen.
Nun, daß ist das eine. Das andere wäre dann die Frage, ob der Film abseits dieser Tatsache auch Qualität hat und zu überzeugen weiß. Und in diesem Zusammenhang muss man leider sehr schnell feststellen, daß Boyles Film aus heutiger Sicht zumindest extrem anstrengend wirkt. Als Auslöser für die gefährlichen Zombies, die zum Beispiel unglaublich schnell und windig waren, ist 28 Days Later ein Film, der abseits dessen die üblichen Manierismen des Genres abklappert. Manch einer findet sicherlich seinen Reiz in der Ruhe und aus dieser Ruhe versucht Boyle hier auch etwas zu gewinnen. Die Frage ist nur, was das sein soll. Denn als Zuschauer bekommt man in diesem Zombie-Film erschreckend wenig Zombies geboten und muss sich stattdessen mit Figuren und Zuständen herumschlagen. Nur gehen diese Figuren nie über irgendwas Banales hinaus. Man bekommt einen Vater serviert, der für seine Tochter sterben würde und stirbt. Wir kommen einen jungen Mann serviert, der aus einem Krankenhaus erwacht und nun überlebt. Wir bekommen eine Tochter, die eine Tochter ist. Wir bekommen eine Frau, die eine Frau ist. Und nun, natürlich kann man das auch überinterpretieren und zum Beispiel anhand der Hautfarbe von Naomie Harris vielleicht einen politischen Subtext lesen. Wobei das nicht so wirkt und etwa in Romeros Werk deutlich besser rüberkommt und dort auch schon nicht politisch zu deuten war.
28 Days Later zeigt Figuren in einer üblichen Apokalypse, die Versuchen zu überleben und im weiteren Verlauf immer mehr Menschen treffen oder zu kämpfen haben. Als Auslöser des ganzen findet sich hier eine Aktion politischer Aktivisten innerhalb eines Labors wieder. Die Tiere, die dort gehalten werden, werden unter weniger guten Bedingungen gehalten, was die Tierschützer auf den Plan ruft. Diese bauen Mist und dann hat man seine Katastrophe. Man könnte in diesem Zusammenhang nun frech sein und dem Film vorwerfen, er würde liberale und linke Menschen, die sich für eine gute Sache einsetzen, als Idioten darstellen. Aber wir sind mal nicht so kritisch. Klar ist aber, daß 28 Days Later klar dem konservativen Spektrum angehört. Denn ansonsten würden die Tode der Erzeuger hier nicht am laufenden Band als emotionale Höhepunkte propagiert. Nun könnte man, wie es seinerzeit auch der Fall war, 28 Days Later aber genauso auf die damalig aktuelle politische Situation übertragen. Eine ungewisse, anarchistische Welt, die aus den Fugen geraten ist. Heute wäre es vermutlich der Klimawandel. Doch zur damaligen Zeit waren Katastrophen noch recht aktuell in anderer Hinsicht und so könnte man den Film natürlich auch als Statement zum 11. September 2001 lesen. Anarchie, eine zerstörte Welt und lauter Tote. Nun, „könnte“ ist hier jedoch das Stichwort. Denn dafür liefert der Film ehrlich gesagt zu wenig Parallelen, außer der Tatsache, daß beide Situationen einfach grauenhaft sind. Und ohnehin hat das Militär im Film auch eine ganz andere Funktion.
Hier beobachtet man Soldaten, die rauben und vergewaltigen wollen. Sie dachten, sie würden nie wieder Frauen sehen und so spielt der Film natürlich auf einen nicht zu unterdrückenden Paarungstrieb an. Ob das allerdings so stimmt und wirklich ununterdrückbar ist, darf bezweifelt werden. Natürlich zeichnet Boyle hier ein Misstrauen gegenüber gewissen Vereinigungen und ehemals staatlichen Funktionären. Doch Politik spielt nur ganz marginal eine Rolle und man hat hier eher den Eindruck es könnte sich auch gleichermaßen um angreifende Aliens handeln, die den einfachen Bürgern hier das Leben schwermachen. 28 Days Later gibt keine Begründung dafür, daß man sich nun mit dem Militär befassen soll und daher wirkt das auch alles relativ willkürlich. Zumal es eben nie zu einer Gegenüberstellung zwischen Militär, Normalbürgern und der Wissenschaft kommt. Der Film würft diese Ideen nur in den Raum, aber baut keinen Zusammenhang dazu auf. Insgesamt spürt man vor allem die Einflüsse von Der Omega-Mann (1971). Denn auch dort kommt es zur Anarchie. Auch dort streift ein erst mal unabhängiger Mann durch die Gegend und so weiter und so fort. Das ist nett gespielt, aber eben auch genauso in die Jahre gekommen. Es fehlt ein wenig an Witz und überstilisierter Gewalt. Boyle begeht dabei den fatalen Fehler zu glauben, man wolle im Kino irgendwas Reales sehen. Es hat keinen Reiz, sondern wirkt auch ob des vermeintlich rauen Bildes einfach nur fünfzig Jahre älter, als der Film tatsächlich ist.
Wer einen erwartbaren und klischierten Zombie-Film sehen möchte, der ist bestens mit 28 Days Later bedient. Es ist nicht grauenhaft, aber man konnte auch in den 2000er Jahren schon mehr erwarten und wenn man sich ein wenig auskennt, dann wird man doch recht schnell gelangweilt.
