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Asteroid City

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Asteroid City Kritik

Asteroid City Kritik

Asteroid City Kritik
0 Kommentare - 19.06.2023 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Asteroid City" ist.
Asteroid City

Bewertung: 3.5 / 5

Als vor tausenden von Jahren ein Asteroid auf die Erde fiel, hinterließ er einen riesigen Krater. Jetzt, im Amerika der 1950er Jahre, reisen viele Familien nach Asteroid City, zum Junior-Stargazer-Kongress. Als plötzlich ein Alien auftaucht, verwandelt das Militär die Stadt in eine Sperrzone, wo niemand mehr rein und rauskommt. Unter den Gefangenen in der Stadt ist auch Familienvater Mitch Campbell (Jason Schwartzman), der den Tod seiner Frau verarbeitet, sein Schwiegervater Stanley (Tom Hanks) und die Schauspielerin Midge (Scarlett Johansson).

Wann ist ein Stil nur noch ein Stil und entbehrt jedweder Substanz? Wann steht Stil über Substanz? Das ist die, wenn man so will, Kernfrage von jedem Regisseur, der einen unverwechselbaren Stil hat und damit ist es auch die Kernfrage von jedem Wes Anderson-Film. Es gibt ja jetzt gerade so die Debatte, gerade auch in Deutschland, ob man nicht mit dem übersättigt ist, was Anderson seinen Zuschauern zutraut. Um was geht es? Geht es überhaupt um etwas? Ist das alles Nonsens auf handlungstechnischer Ebene, oder ist Anderson damit vielleicht sogar näher am Film dran, als es die meisten Autorenfilmer jemals sein werden: Schließlich lässt er seine Bilder immer unkommentiert für sich sprechen. Abgesehen jetzt mal vom Erzähler, der in diesem Fall auch nicht viel mehr tut, als tatsächlich belustigend zu sein. Jetzt könnte man natürlich recht frei sagen, daß es sich hierbei um das anspruchsloseste Arthaus-Kino überhaupt handelt. Doch nur weil ein Thema vermeintlich schwer ist, heißt das noch lange nicht, daß es sich um einen guten Film handelt. Auch Anderson war davon nicht gänzlich befreit und so kommentierte er, wie fast jeder große Regisseur in Grand Budapest Hotel (2014) den Zweiten Weltkrieg und in Isle of Dogs – Ataris Reise (2018) den Klimawandel. Vielleicht sind das aber auch seine mit Abstand einfachsten Werke. Nicht inhaltlich, aber in ihrer Zugänglichkeit. Und das ist vielleicht ein großes Problem, daß Asteroid City hat. Denn der Film ist natürlich nicht gänzlich zugänglich und noch dazu, irgendwie unoriginell originell. Komische Phrase, sie passt aber ganz gut.

Trailer zu Asteroid City

Es ist tatsächlich sehr schwer, einen Film, der so stilistisch aufgebaut wie ein Gemälde, die Ansammlung schrulligster Charaktere bietet, von seinem Macher zu trennen. Vielleicht gelingt Anderson mit Asteroid City die wahrhaftigste Annäherung an ein Gemälde, die ein Film leisten kann. Es ist natürlich klar, daß Filme eben den Vorteil haben, daß sie bewegte Bilder, Emotionen in Wort und Tat zeigen können, die bei einem Gemälde eher statisch bleiben und in Gedanken stattfinden. Aber Anderson nimmt das Tempo raus, er möchte vielleicht gar nichts erzählen und verkörpert nun in seiner ganz eigenen Sphäre das, was Tim Burton so gekonnt in den späten 1980ern bis 2000er Jahre auf die Leinwand brachte. Es ist Außenseiterkino. Nicht, weil die Figuren abstoßend in Äußerlichkeiten wären, aber sie fallen auf. Dadurch, daß sie sich den gängigen Sitten und Benimmregeln so ein wenig entziehen. Und dabei wirken sie, auch diese Charaktere tun das. Sie wirken teils unhöflich, sind Sie auch. Sie wirken völlig unbeholfen, daß sind sie auch. Und dann wiederum ist alles vergänglich. Vielleicht ist das Kernthema die Liebe. Das lässt sich ja an Mitch Campbell und der Schauspielerin Midge eindeutig erkennen. Doch diese Liebe ist gar nicht körperlich, wenngleich es natürlich starke Bilder erzeugen könnte, wenn man körperliche Liebe zeigte. Doch irgendwie sind die Figuren auch dafür zu verschroben. Und man weiß gar nicht so sehr warum. Doch daß der Film sich traut, in einer Zeit, in der jedweder Quatsch ausdefiniert und erklärt wird – wir haben eine Origin-Story zu freakin Hercule Poirots Bart in Tod auf dem Nil (2022) erhalten – hier keine Antworten zu liefern ist mutig. Es ist nicht etwa so, als wäre das eine große Mogelpackung oder irgendein infantiles „Haha, du kriegst aber keinen Lolli“-Gehabe. Sondern es ist eine Auseinandersetzung mit der Wirklichkeit und ein Infragestellen der vermeintlichen Klarheit.

Und dann ist es natürlich auch tief romantisch. Gerade weil es sich nicht so aufdrängt, weil die Figuren einander beobachten und vielleicht gar nicht so interessiert sind, dann wieder doch und irgendwie ist alles unklar. Auch das macht Anderson so ein wenig Weise, weil er einerseits keine Schwere in Gefühle legt. So etwa, wenn es um Geschlechtsverkehr geht. Doch dann wiederum ist da auch keine zu finden, Traurigkeit über den Verlust dieser Möglichkeit. Es geht hier ja ohnehin viel um Trauerbewältigung und die Angst davor, sich dem zu stellen. Auch da kann man sich vielleicht besonders als Deutscher wiederfinden, weil eben diese Hauptfigur genau das macht, was man allzu gerne macht. So hat sie zu Beginn der Erzählung ihre Frau verloren, hat es aber den Kindern noch nicht mitgeteilt. Und wenn sie es dann erfahren, ist es eigentlich kaum ein Drama. Sicherlich für die Kleineren zunächst schon, doch die Zuversicht, fast schon das starke, was Augie Steenbeck dann vermittelt, ist bemerkenswert. Asteroid City geht nicht etwa nur schwarzhumorig mit dem Thema Tod um. Was er vielleicht tut, nein er hinterfragt ganz wichtige Fragen. Schließlich hat der Tod ja auch in anderen Kulturen eine andere Bedeutung als etwa im Westen. Und da kann man sich dem Tod vielleicht mit einer gewissen Freude nähern. Natürlich lädt der Film das auch immer so ein wenig ironisch auf, aber trotzdem sät der Film genug Zweifel am Umgang damit, weil die Figuren aus unserer Warte, besser gesagt der Warte der Mehrheitsgesellschaft heraus, schon seltsam reagieren.

Man kann das schnell aus Mogelpackung entlarven, wenn man seinen eigenen Quatsch mit Stars vollstopft, die vielleicht viel zu gut dafür sind. So etwas stellte ja auch Michael Bay in Transformers: The Last Knight (2017) unter Beweis, als er den gnadenlos unterforderten Anthony Hopkins verheizte. Doch bei Anderson geht es ja nicht darum, daß einfach nur ein großer Name aufs Plakat gepackt wird, Andersons Film besteht nur aus großen Namen. Und selbst die, die kleiner wirken, fügen sich perfekt in das Konzept ein. Denn irgendwie wirken die Schauspieler hier wie die Sammlung von Actionfiguren eines Kindes. Alle unterschiedlich, alle so bunt und mit eigenen Fähigkeiten ausgestattet und dann wiederum machen sie in jedem Moment Freude. Es ist eben nicht viel mehr, wenngleich das auch ein Marketing-Gag sein könnte. Doch ehrlich gesagt, sind diese Filme ja kommerziell jetzt nicht so die Riesenbringer und insofern ist das auch wieder widerlegt. Unterdessen gelingt es Anderson, der zwar weitestgehend auf Tagespolitik verzichtet, auch, sich so ein wenig mit den Ängsten und Verschwörungsmythen der neuen Rechten zu befassen. Die Reaktion darauf ist schon fast wieder so beiläufig, daß damit eigentlich auch alles gesagt ist, was es dazu zu sagen gibt.

Kurios, klassisch und wunderschön verschroben ist Asteroid City. Ein Film, der die Melancholie des Lebens zelebriert und damit den Menschen in all seinen Facetten zur Schau stellt. Nichts ist hier gewöhnlich und dadurch wird auch dieser Anderson außergewöhnlich interessant, weil die Reaktionen und das Treiben eben auch gekonnt karikieren, woran es dem Menschen mangelt und woran viele Filme darüber hinaus scheitern. Es ist seltsam und genau deshalb ist es gut.

Asteroid City Bewertung
Bewertung des Films
710

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