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Auslöschung

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Selbstzerstörung ist die Antwort

Auslöschung Kritik

Auslöschung Kritik
8 Kommentare - 12.03.2018 von Silencio
In dieser Userkritik verrät euch Silencio, wie gut "Auslöschung" ist.
Auslöschung

Bewertung: 4.5 / 5

Ein Jahr nach dem Verschwinden ihres Ehemannes Kane ist die Biologieprofessorin Lena endlich bereit mit ihrem Leben weiterzumachen, als Kane plötzlich mitten in ihrem Schlafzimmer steht. Die Verwunderung ist groß, vor allem da Kane sich nur bruchstückhaft erinnern kann, wo er vom Militär hingeschickt wurde und wo er das Jahr denn nun verbracht hat. Als dann urplötzlich seine Organe versagen und sein Krankenwagen auf dem Highway von der Regierung abgefangen wird, wird klar, dass hier was großes läuft. Kane war im „Shimmer“, einem Gebiet in einem ehemaligen Nationalpark, das von einem schimmernden Kraftfeld umgeben ist. Alle Expeditionen ins Shimmer sind bisher spurlos verschwunden, Kane ist der einzige, der es zurückgeschafft hat. Um eine Rettung für Kane zu finden, schließt Lena sich der nächsten Expedition zum Urpsrung des Shimmers, einem Leuchtturm, unter Dr. Ventress an. Doch neben der aggressiven Flora und Fauna, scheint das Shimmer die Expeditionsteilnehmerinnen sogar auf zellulärer Ebene anzugreifen...

Es ist mittlerweile nichts neues mehr, wenn man sagt, die Netflix Original-Filme wären eher Ausschussware. Als „The Cloverfield Paradox“ überraschend auf der Streamingplattform landete, war die Freude erst groß, aber langsam stellte sich die Einsicht ein, dass Paramount den Film nur loswerden wollte, weil man fürchtete, er würde im Kino niemals seine Kosten einspielen können. Ein ähnliches Schicksal hat nun auch „Auslöschung“ ereilt, den die Produzenten für zu zerebral und intelligent hielten, um seine 40 Millionen Dollar Budget wieder einzuspielen. Im Gegensatz zu „The Cloverfield Paradox“ ist „Annihilation“ (so der Originaltitel) aber ein guter Film geworden, der die Hoffnung auf gute und vor allem niveauvolle Unterhaltung nach den anderen Netflix-Graupen wieder aufkeimen lässt.

Trailer zu Auslöschung

Verantwortlich zeichnet sich Alex Garland, der bereits mit „Ex Machina“ bewiesen hat, dass er hintergründige Science Fiction in ein ansprechendes Paket verpacken kann, das mit mehreren Bedeutungsebenen aufwartet. Ging es in „Ex Machina“ noch darum, was „Bewusstsein“ überhaupt bedeutet und entlarvte er nebenher zusätzlich das Frauenbild seiner zwei Hauptfiguren (und damit eines nicht geringen Teils des männlichen Publikums), geht es in „Annihilation“ um Traumabewältigung, aber auch um die menschliche Natur selbst. Sind wir inhärent selbstzerstörerisch? Die von Jennifer Jason Leigh verkörperte Dr. Ventress stimmt dem zu: wir sind auf molekularer Ebene dazu programmiert, uns selbst kaputt zu machen. Auch Protagonistin Lena scheint dem zuzustimmen, wenn sie das Altern als Gendefekt bezeichnet, den Verfall des Menschen als wider der Natur einschätzt. Öfter wird auch auf den Krebs Bezug genommen, der den Menschen von innen zerfrisst und der von den eigenen Zellen ausgelöst wird.

Doch genau an dieser Stelle kommt das Shimmer ins Spiel, denn es ist mehr als nur ein Kraftfeld. Wie eine der Frauen uns erklärt, ist das Shimmer ein Prisma, der nicht nur Licht, sondern gleich alles, also gar die Realität selbst, bricht. Und wie ein Prisma, der uns die Zusammensetzung des Lichts zeigen kann, kann das Shimmer uns auch unsere Zusammensetzung zeigen. So ergibt es nur Sinn, dass die Frauen, die die Expedition zum Leuchtturm auf sich nehmen, alle Aspekte der anderen in sich aufweisen („Were all damaged goods“ informiert uns Tuva Novotny als Cass), die aber mit ihren Problemen auf unterschiedliche Weise umgehen. Alle Frauen sind auf ihre Art selbstzerstörerisch, alleine schon aufgrund der Tatsache, dass sie sich zu einer Mission ohne Wiederkehr melden. Aber wir lernen auch, dass sie drogenabhängig waren, sich geschnitten oder ihre eigentlich glücklichen Ehen korrumpiert haben. „Warum“ fragt der Zuschauer und der Film hat eine Antwort parat: wir schaden uns selbst, nicht weil wir sterben, sondern weil wir uns lebendig fühlen wollen. Doch dieses Gefühl ist ein Trugschluss, wie wir erfahren müssen: auch dieses Verhalten wird in unserem Tod enden, wie wir eindrucksvoll an einem Soldaten sehen, dessen Eingeweide (wo wir gerne mal Gefühle verorten – man denke an den englischen Ausspruch „I can feel it in my guts“) ein Eigenleben entwickeln, was ihn letztendlich umbringt. Und letzten Endes ist es nur logisch, dass man dem Shimmer nur entkommen kann, wenn man seine destruktiven Eigenschaften hinter sich lässt – auch wenn das eine beängstigende Veränderung der eigenen Identität nach sich zieht.

„Annihilation“ hat aber nicht nur anregende Ideen zu bieten, sondern ist zusätzlich noch wunderbar inszeniert. In den letzten Jahren erlebt der langsame, bedächtig inszenierte Science Fiction-Film eine kleine Renaissance, da muss man sich nur Garlands eigenes Schaffen, aber auch Denis Villeneuves letzte Arbeiten ansehen. Auch „Auslöschung“ ist ruhig erzählt, es geht mehr um Stimmung und Atmosphäre als um Thrill oder Schauwerte. Einige Reviews vergleichen sogar mit Andrej Tarkowski, dieser Vergleich ist aber, bis auf ein paar Handlungselemente, verfehlt, so langsam ist „Annihilation“ dann doch nicht. Garland beweist aber wieder mal Gespür für evokative Bilder, die die Handlung mit Subtext füllen. Gerade sein Einsatz von vertikalen Linien, der die Charaktere nahezu gefangennimmt, zeigt, wie sehr er in der Lage ist, eine Geschichte wirklich visuell zu erzählen.

Der Film ist zusätzlich hochwertig besetzt, vor allem Hauptdarstellerin Natalie Portman darf sich durch alle Emotionen spielen und brilliert dabei. Die große Überraschung dürfte aber Tessa Thompson sein, die letztes Jahr in „Thor: Ragnarok“ als Valkyrie die typische Actionheldin geben durfte. Von der könnte die Rolle der Josie aber nicht weiter entfernt sein, die das verletzliche Mitglied der Gruppe darstellt. Und diese spielt Thompson mehr als überzeugend, ihre Inaktivität wirkt nie aufgesetzt, sie beweist hier, dass sie durchaus Reichweite hat.

Mit „Auslöschung“ hat Netflix dieses Jahr den ersten wirklichen Glücksgriff getätigt, der vielschichtig daherkommt und spannend unterhalten kann. Vielleicht nicht so gut wie Garlands Vorgänger, aber da meckert man auf hohem Niveau.

Auslöschung Bewertung
Bewertung des Films
910

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8 Kommentare
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TiiN : : Goldkerlchen 2019
15.03.2018 16:50 Uhr
0
Dabei seit: 01.12.13 | Posts: 9.047 | Reviews: 173 | Hüte: 607

Der Aufbau der Spannung war eine nicht ganz so gute Wortwahl. Kurz gesagt, das Ende des Films, also die letzten ca. 20/30 Minuten empfand ich als sehr spannend und sehr gelungen. Den Aufbau dafür habe ich nicht so recht wahr genommen. smile Diese Szenen fand ich sogar so gelungen, dass sie mir noch ein Tag danach durch den Kopf schwirrten und das ist ein echt gutes Zeichen.

Aber die Stunde davor konnte in meinen Augen halt nicht mithalten sondern dümpelte etwas vor sich hin. Natürlich wurde vieles interessante erzählt, Sachen, die später noch nützlich wurden, aber insgesamt hatte ich den Eindruck, dass da viel liegen gelassen wurde.


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Silencio : : Moviejones-Fan
14.03.2018 18:15 Uhr
0
Dabei seit: 17.08.17 | Posts: 2.417 | Reviews: 54 | Hüte: 290

@luhp:

Sowas in die Richtung hab ich mir schon gedacht. Gerade im überfliegen kann der Name ja auch mal unterbewusst aufgenommen werden.

Ja, "Bright" (zumindest was ich davon gesehen habe) trägt auch Ayers Handschrift - und beweist wohl (wenn das so weitergeht, das werde ich aber nicht rausfinden), dass er seine Hände von Genre-Stoffen lassen sollte.

@TiiN:

Wenn Spannung im Finale aufgebaut wird, spricht das dann nicht dafür, dass der Film nen erfolgreichen Slow Burn hingekriegt hat?

Ansonsten kann ich da nur sagen, dass tatsächlich nahezu jede Szene die übergeordneten Themen aufgreift, der Film deswegen außerordentlich dicht daherkommt, ohne einen zuquatschen zu müssen. Und gerade das Krebsthema, das man leicht als "Krebs bekommt man, wenn man negativ ist" missverstehen kann, ist recht gut gehandlet. Das ist, wenn man sich das moderne Genrekino so anschaut, eigentlich schon eine kleine Revolution...

"I am not fucking around here, I believe a well-rounded film lover oughta have something to say about Jean-Luc Godard and Jean-Claude Van Damme."

-Vern

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TiiN : : Goldkerlchen 2019
14.03.2018 17:48 Uhr
0
Dabei seit: 01.12.13 | Posts: 9.047 | Reviews: 173 | Hüte: 607

Ich habe mir den Film auch angeschaut und war ehrlich gesagt ziemlich ernüchtert ... Insgesamt natürlich alles sehr ordentlich gemacht, aber die große Spannung kann erst im Finale aufgebaut werden - was wirklich mit der Inszenierung und der musikalischen Begleitung toll präsentiert wird. Aber das Geplänkel davor dümpelt zeitweise etwas vor sich hin.

Die Bedenken der Produzenten bzgl. des Anspruches des Films scheinen sich auch eher als PR-Gebrabbel dargestellt zu haben. Das Ende hat ein paar kleine Kniffe, aber nix wo man völlig rausgerissen oder stehen gelassen wird.

Insgesamt würde ich Auslöschung 7 von 10 Punkten geben.Ein ordentlich gemachter Science Fiction Film, aber der ganz große Wurf ist es nicht - und hat den tollen Ex Machina kommt er auch nicht heran.


MJ-Pat
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luhp92 : : BOTman Begins
14.03.2018 17:47 Uhr
0
Dabei seit: 16.11.11 | Posts: 17.398 | Reviews: 180 | Hüte: 635

@Silencio
"In meinem Review schrieb ich "Einige Reviews vergleichen sogar mit Andrej Tarkowski, dieser Vergleich ist aber, bis auf ein paar Handlungselemente, verfehlt, so langsam ist „Annihilation“ dann doch nicht.""

Oh^^ Ich habe dein Review nur überflogen, weil ich vorab nicht allzu viel über den Film wissen möchte, da ist mir das nicht aufgefallen. Demnächst suche ich per Tastaturfunktion einfach nach solchen Begriffen.


"das sind zwei Filme, bei denen man den Autor im Hintergrund tatsächlich merkt."

Die Handschrift von David Ayer sieht man in "Bright" ebenfalls sehr gut.

"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."

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sublim77 : : Moviejones-Fan
14.03.2018 07:59 Uhr | Editiert am 14.03.2018 - 07:59 Uhr
0
Dabei seit: 18.12.15 | Posts: 5.298 | Reviews: 43 | Hüte: 501

@Silencio:

Hab das Wochenende nicht abwarten können^^

Ich stimme dir in so ziemlich allen Punkten zu. Der Film hat mir wirklich sehr viel Spaß gemacht. Vor allem die "existenziellen Fragen", denen sich der Film stellt, fand ich sehr spannend.

Bei der Macht von Greyskull! Isch han uff de Grub Geschloof!!!

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Silencio : : Moviejones-Fan
13.03.2018 13:29 Uhr
0
Dabei seit: 17.08.17 | Posts: 2.417 | Reviews: 54 | Hüte: 290

@sublim:

Wenn du Garlands "Ex Machina" mochtest oder "Arrival" vom Villeneuve, dann dürfte da einem angenehmen Filmabend nichts im Wege stehen. Und danke für die lobenden Worte.

@luhp:

In meinem Review schrieb ich "Einige Reviews vergleichen sogar mit Andrej Tarkowski, dieser Vergleich ist aber, bis auf ein paar Handlungselemente, verfehlt, so langsam ist „Annihilation“ dann doch nicht." Man kann da in der Handlung schon gewisse Parallelen sehen, aber gerade das ganze Shimmer-Konzept fußt ja nicht direkt auf Tarkowski selbst, sondern auf Stanislaw Lem. Ob der Autor der Vorlage sich auf den einen oder anderen bezogen hat, kann ich nicht sagen, aber "Annihilation" ist schon näher an "traditionelleren" Sehgewohnheiten als "Stalker" bzw. "Solaris". Vom "Modellieren mit Zeit" kann hier eigentlich keine Rede sein.

Ansonsten kann ich nur sagen, dass ich mit dem verhauenen "Mute" und "Annihilation" schon relativ zufrieden bin, das sind zwei Filme, bei denen man den Autor im Hintergrund tatsächlich merkt. Das fehlt den von vorne bis hinten mit Fokusgruppen auf Linie gebrachten Hollywood-Produktionen, das wäre eine Lücke, die Netflix durchaus für sich nutzen könnte.

"I am not fucking around here, I believe a well-rounded film lover oughta have something to say about Jean-Luc Godard and Jean-Claude Van Damme."

-Vern

MJ-Pat
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luhp92 : : BOTman Begins
13.03.2018 13:17 Uhr
0
Dabei seit: 16.11.11 | Posts: 17.398 | Reviews: 180 | Hüte: 635

@Silencio
Hast du "Annihilation" auch als Film in Tradition von Tarkowskis "Stalker" und "Solaris" empfunden, wie es in mehreren Kritiken zu lesen ist?

Sollte der Film tatsächlich so gut sein, wie die meisten Kritiker sagen, dann deutet dies einmal mehr darauf hin, wie groß der qualitative Unterschied zwischen den Netflix-Einkäufen und den Netflix-Eigenproduktionen leider ausfällt.

"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."

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sublim77 : : Moviejones-Fan
13.03.2018 10:53 Uhr
0
Dabei seit: 18.12.15 | Posts: 5.298 | Reviews: 43 | Hüte: 501

@Silencio:

Wieder mal eine sehr schöne Kritik. Ich bin jetzt umso mehr gespannt auf den Film. Am Wochenende werde ich hoffentlich dazu kommen ihn mir anzuschauen. Der Trailer hat schon mein Interesse sehr geweckt, aber nach deiner Kritik bin ich nun wirklich sehr gespannt auf den neuen Netflix-Kracher^^

Bei der Macht von Greyskull! Isch han uff de Grub Geschloof!!!

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