Bewertung: 4.5 / 5
Ausgiebig wurde anfangs darüber diskutiert, ob die Serie Better Call Saul, die sich dem schmierigen Publikumsliebling aus Breaking Bad verschreiben würde, nicht einfach nur ein windiger Cash-Grab auf Grund der Popularität der Mutter-Serie (sowohl bei Publikum als auch Kritikern auch Jahre nach ihrem Ende immer noch als eine der besten Serien aller Zeiten angesehen) wäre, die Figur Saul Goodman würde nicht wirklich viel hergeben, und eine Comedy-Serie über so einen Hallodrie wäre vielleicht ganz nett, aber letztendlich würde man damit sicherlich nicht der Ori´ginalserie gerecht werden, Bob Odenkirks Können und Charisma hin oder her.
Als die Serie dann endlich anfing, merkte man recht schnell, dass man stilistisch zwar im selben Universum war, sowohl erzählerisch, ästhetisch und auch vom Tempo her, aber sehr viel mit der Mutterserie hatte diese neue Serie nicht wirklich gemein, oder etwa doch?
Trailer zu Better Call Saul
Wie dem auch sei, man kann ganz klar sagen, dass die Spötter im Vorfeld recht schnell verstummten, und Better Call Saul Staffel um Staffel seine Story mit stoischer Eleganz erweiterte, dabei die Mutterserie sowohl erweiterte als auch mehr als nur einmal ehrfürchtig würdigte, die jeweiligen Figuren auf ihre jeweiligen Reisen schickte, und einfach klasse war und bis zum Ende auch blieb. Es gab tatsächlich nicht eine Staffel, die wirklich enttäuschte, und dem Zuschauer an einem gewissen Punkt auch immer wieder das Herz brach oder einem Schläge mit voller Wucht in die Magengegend verpasste, dennoch standen die Protagonist immer wieder auf wie ein Stehaufmännchen, bis zum Finale.
Und um es ganz klar zu sagen: Waren die Macher mit ihrem Finale von Breaking Bad nur Semi zufrieden (auch wenn Kritik und Publikum damit wirklich fein waren) und gab es hier wie dort ein paar lose Enden, spätestens mit El Camino (der Nachschlag zu Pinkman) und dann allerspätestens mit Better Call Saul ist wirklich das allerletzte Wort zu allen Figuren gesprochen, und zwar auf großartige Weise.
In gewisser Weise hätte Better Call Saul durchaus auch Breaking Bad heissen können, womit aber wahrscheinlich eher auf die Protagonistin als auf den Protagonisten angespielt werden könnte, oder den Mexikaner oder den Parkplatzwärter oder oder oder, aber alleine die letzten 10 Minuten zeigen eindeutig, dass das zu kurz gegriffen wäre.
Wir haben hier einen waschechten Anti-Helden, der sein Umfeld tatsächlich trotz aller Bemühungen immer wieder in den Ruin zieht, mal wissentlich, mal als Konsequenz seines Handelns oder gar einfach nur seines Charakters, der zwar irgendwann versucht, das Richtige zu tun, und ähnlich zur Mutterserie auch immer wieder Wege aufgezeigt bekommt, wie er es schaffen kann, aber der Mann kann nicht aus seiner Haut. Insofern beantwortet die Serie auch die Frage, ob jemand von Natur aus schlecht ist, obwohl er möglicherweise ein gutes Herz hat, eben wegen vieler Nebenfaktoren, oder schlecht sein kann, ganz klar mit einbem Ja. Und trotzdem hält man an dieser Figur fest, denn Odenkirk spilet ihn mit solch einem Verve und die Drehbücher und die Inszenierung sind dermaßen überzeugend, bis zu den kleinsten Rollen, wo diese Kriegsschgauplätze eben auch ausgetragen werden, und jeder dieser Kämpfe wird im Grunde genommen verloren, naja fast.
Better Call Saul ist ganz großes langsames episches Charakterdrama im Sinne der Serien, die das goldene Zeitalter der Serien einläuteten (Mad Men, Sopranos, Breaking Bad), alle haben gemein, dass es um Männer mittleren Alters weißer Hautfarbe am Scheideweg geht, und wie sie ihr Drumherum damit mit ins Verderben ziehen. Und in seinen besten Momenten ist die Serie genauso gut und sogar besser, ach was, sie ist besser, ohne Einschränkung.
Wenn es tatsächlich eine Schwäche gibt, dann ist es tatsächlich der Fan Service, der in den letzten Folgen betrieben wird und man Gaststars Galore hat, was an und für sich ja das ist, wohin sie jahrelang hingearbeitet hat, aber ganz ehrlich, diesem Punkt war sie schon längst entwachsen. Dennoch ganz große Serie, ohne wenn und aber, mit einem perfekten Ende und einer letzten Bildkomposition, die eben genau dem gerecht wird, was sie sich vornahm unbd darüber hinaus.
Und um es dann auch tatsächlich auszusprechen, Better Call Saul ist tatsächlich besser als Breaking Bad, und damit möglicherweise auch tatsächlich die beste Spin-Off Serie aller Zeiten, aber das mag ich nicht beurteilen, denn ehrlich gesagt fand ich Breaking Bad auch nicht so überragend wie sie immer gemacht wurde, aber das wird dann auch das andere review heute werden...
Hier und jetzt: 9,5 Punkte (und ja, man muss wirklich alle hervorheben für dieses Meisterwerk nicht nur Odenkirk)