Bewertung: 3.5 / 5
Die Netflix-Serie und Young Adult-Fantasyroman-Adaption Cursed - Die Auserwählte von Frank Miller und Tom Wheeler ist for allem eines: unterhaltsam mit viel Potenzial, wovon aber auch einiges verschenkt wird. Man werfe The Shannara Chronicles, Vikings und The Witcher in einen Topf, rühre um, noch eine Prise Game of Thrones, fertig ist der Fantasymix. Hier, warum wir trotz einiger Schwächen auf Staffel 2 hoffen!
Was wäre, wenn das berühmte magische Schwert Excalibur in den Händen von Nimue (Katherine Langford), der angehenden Herrin vom See, gelandet wäre als Auserwählte? Und Arthur (Devon Terrell) eher ein Sidekick-Charakter wäre? Zwar soll das sogenannte "Schwert der Macht" in Cursed - Die Auserwählte in Merlins (Gustaf Skarsgård) Hände gebracht werden, doch diese Aufgabe wird zur Heldenreise von Nimue, die ihre ganz eigene Bestimmung offenbart...
Trailer zu Cursed - Die Auserwählte
Cursed - Kritik
Für Fans der Artus-Saga ist es wichtig zu wissen, dass die Story von Cursed - Die Auserwählte auf einer Graphic Novel-like illustrierten Romanvorlage beruht, die schon eine äußerst freie Interpretation der Legende ist, und so erinnern in den ersten Folgen zwar die Namen und das magische Schwert, das aber niemals bei seinem bekannten Namen genannt wird, an die berühmte Artus-Geschichte, ansonsten hat man eher das Gefühl, in einer poppigen Prequel-Variante von "Die Nebel von Avalon" gelandet zu sein.
Ähnlich wie bei Shannara und The Witcher, wie für uns auch Vikings, muss man die ersten drei bis vier Folgen Geduld haben, bevor Cursed mehr Fahrt aufnimmt, man sich in die Welt etwas reingegroovt hat, in die man geworfen wird, und die Charaktere anfangen, ihr Potenzial zu entwickeln. Denn sie alle lernt man an einem Tiefpunkt kennen, von dem aus sie ihre Entwicklung aufwärts antreten. Ähnlich wie bei Shannara muss man sich an die poppigen Farben und stets auch im Wald sauber glänzenden etwas zu künstlichen Kostüme gewöhnen, die Überblendungen im Graphic Novel-Style helfen als Reminder an die Vorlage etwas, dies zu akzeptieren.
Spätestens ab Episode 5 von Cursed wird jedoch der härtere und mehr düstere Stoff der Vorlage erst so richtig deutlich und mit ordentlich Blut Spritz Marmelade im Vikings- oder auch Millers 300-Stil durchgezogen, nein, eine Teenie-Serie ist das nicht! Getragen wird das Ganze dabei vor allem von einer hervorragenden Titelheldin, Langford als Nimue legt eine beeindruckende Heldenreise hin. Merlin wäre an zweiter Stelle zu nennen, der sich vom windigen saufenden, betrügenden Vikings Floki-like Zauberer am Tiefpunkt seiner Kariere, seines Charakters und seiner magischen Möglicheiten befindet und von dort aus es auf seine alten Tage dennoch schafft, eine Art eigene Heldenreise zu entwickeln.
Arthur als zu Beginn Söldner und Dieb ist auch alles andere als eine Heldenfigur, und bleibt auch bis auf ein paar Highlights und Loveinterest-Funktionen im Schatten von Nimue, hier muss man seine Erwartungshaltung an den Charakter auch insgesamt am meisten herunterschrauben. Weitaus spannender wird Morgana entwickelt, auch wenn man eine Wende kurz vor Ende zwar als tolle Überraschung ausspielt, aber diese bis zum Finale nur kurze Zeit genießen kann. Ob Staffel 2 dies wieder gutmachen wird, bleibt abzuwarten.
Die fiese Kirche als mal wieder Inquisatoren mit ihren roten Paladinen ist Klischee vom Feinsten, aber unterhaltsam, doch hey, die goldenen Masken der Special Force kennen wir doch schon woanders her? Ziemlich cool ist aber der Weinende Mönch (Daniel Sharman), dem man auch noch eine geniale Wende verpasst, die wir so nicht kommen sahen. Eine feine fiese Schurkin sorgt ebenfalls für Spannung, zu ihr wollen wir nichts spoilern, und klare Nebenrollen-Fanfavorites sind Pym (Lily Newmark) und der kleine Squirrel (Billy Jenkins). An einen etwas zu lächerlich wirkenden König Uther (Sebastian Armesto) muss man sich wahrlich gewöhnen, trotz auch für ihn Entwicklungsschritte, und Arthur sollte bitte nie wieder singen - ob das an den The Witcher-Barden erinnern sollte?
Ein großes Plus von Cursed ist bei aller Kritik die reichhaltige Fantasy mit diversen Fey-Gruppierungen mit verschiedenstem Look und Fähigkeiten, die man im Staffelverlauf zumindest angerissen kennenlernt, auch wenn man sich dabei manchmal an Grimm erinnert fühlt. Doch auch Grimm ist nicht umsonst beliebt. Visuell wird die Magie zudem toll in Szene gesetzt.
Und genau dieses Potenzial samt der finsteren Wendungen und einer klasse Titelheldin könnte Cursed noch zu einem gewissen Kultstatus verhelfen, der einen x Logiklücken, zu rasche Charaktersprünge und manch flach bleibendes Klischee, manch verschenkte Nebenfigur- und Storyelemente vergessen lässt. Etwas, das auch Defiance seine Fangemeinde schuf im Sci-Fi-Bereich, hier nun eben im Fantasygenre.
Das Ende bietet einen Schocker, der einen wahrlich auf Cursed Staffel 2 hoffen lässt, aber auch andeutet, warum Nimue in dieser ersten Season trotz toller Heldinnen-Entwicklung noch eine Prequel-Variante der Herrin vom See ist, wie auch alle weiteren Charaktere eher Prequelversionen ihres Potenzials darstellen mit einem jeweils Tease zu ihren Entwicklungsmöglichkeiten.
Ein Satz in der Premierenfolge von Cursed - Die Auserwählte machte dies bereits klar, wir hoffen, Netflix hält sich daran und verlängert. Kenner wissen hoffentlich, welchen Satz wir meinen, der hier aber zu viel spoilern würde. ;-)
Funfact: Nicht nur darf man keinerlei historische Richtigkeit erwarten, offenbar verschlug es auch einen modernen Zipper-Frischhaltebeutel auf die Essenstafel, das GoT-Kaffeebecher-Phänomen...