Bewertung: 3 / 5
"Da 5 Bloods" hat bei mir einen zwiespältigen Eindruck hinterlassen.
Dank der Freiheit seitens Netflix konnte sich Spike Lee ("25 Stunden") so richtig austoben...und das hat er wirklich ausgiebig genutzt. Der Zeitpunkt der Veröffentlichung ist natürlich eher Zufall gewesen, könnte treffender aber gar nicht sein und man merkt, wie Lee seine Gedanken und Ideen in den 2 1/2 Stunden freien Lauf lässt.
Themen wie Kriegstrauma/wahnsinn, Rassismus, Gier, Erlösung, Frieden sind nur einige davon. Während die Gegenwart in satten Farben und kinoreifen Naturlandschaften gezeigt werden, sind die zahlreichen Rückblenden als Kontrast in grobkörnigen, schmalen Bildern, die eher an einen B-Movie Kriegsactioner aus den 70/80er erinnern. Allgemein ist die Kameraarbeit dank Newton Thomas Sigel ("Drive", "Extraction") wieder bärenstark, die Übergänge der Zeitebenen sind gelungen und gerade im Mittelteil spürt man eine unterschwellige Bedrohung, dass dadurch ein Gefühl entsteht, dass jederzeit was passieren könnte.
Trailer zu Da 5 Bloods
Kurze, intensive sowie blutige Gefechte gibt es auch, die wechseln sich mit ruhigen und intimen Momenten ab, wobei letzteres klar einer der großen Stärken des Films ist. Gerade wenn mal keine Musik, kein Schuss zu hören ist und die Figuren ihre innere Zerrissenheit und Schmerz zum Vorschein bringen, ist das teils richtig eindringlich inszeniert, was auch an den guten Leistungen der Darsteller liegt, v.a. Delroy Lindo ("Malcolm X") seine Performance sticht sehr stark heraus!
Und doch wirkt es auf Dauer nicht immer überzeugend. Lee schießt aus allen Rohren in alle Richtungen, trifft hin und wieder auch sein Ziel, aber manche auch ins Leere. Dabei wäre es aber effektiver gewesen, wenn er sich auf etwas wenigere Themen fokussiert, die dann aber richtig in die tiefe Wunde gelegt hätte. So wird gefühlt eher alles mal oberflächlich angekratzt, aber was wirklich tiefgründiges findet man kaum oder was man eh schon weiß von anderen Anti-Kriegsfilmen oder Dokus. Da helfen kurze, eingestreute Dokuaufnahmen vom realen Kriegselend dann auch nur bedingt oder Alibimäßig.
Fazit: "Da 5 Bloods" ist ziemlich überfrachtet, tlw. ein Durcheinander und der Tonwechsel funktioniert auch nicht immer. Anderseits ist es lobenswert, dass auch ernste Themen deutlich miteingeflossen sind. Schauspielerisch und handwerklich ist das Ganze auch auf hohen Niveau. Trotzdem wäre weniger und v.a. subtiler hier deutlich mehr gewesen.