Bewertung: 2 / 5
Möchtegern "Mindfuck" nach Nolan Art. - Spoilerfrei -
Eigentlich sollte "Tenet" frischen Wind in die Kinosääle bringen. Am Ende war es heiße Luft um nichts.
Ernüchternd vor allem ist, dass sich anscheinend Christopher Nolan mit seiner besonders "verschachtelten" Story ziemlich schlau vorkommt und sie extra wirr versucht zu gestalten, um den Zuschauer an der Nase herumzuführen.
In Wahrheit ist gerade die erste Hälfte ein überraschend generischer Agententhriller, der einfach nur hektisch von A nach B springt, dazwischen ausgiebig den Erklärbär für unseren Protagonisten laufen lässt und je mehr man hinterher nachdenkt, dämmert dass sich "Tenet" insgesamt intelligenter vorgibt als er letztendlich ist. Einfach weil im Grunde nicht wirklich was neues erzählt wird. Natürlich geht es auch mal wieder um die Rettung der Welt. *gähn*
Warum einfach wenn es auch unnötig kompliziert geht. Und wer hier ernsthaft von einem "Mindfuck" spricht, hat noch nie einen David Lynch oder David Cronenberg Film gesehen.
Die "Rückwärts" Sequenzen, so sehr sie anfangs kurz beeindrucken mögen, verpuffen in weiterer Folge aber mehr und mehr in die Belanglosigkeit und können zusammen mit der Erzählstruktur kaum mitreißen.
Trailer zu Tenet
Ähnlich verhält es sich mit den austauschbaren Figuren:
John David Washington als "Protagonist" ist einem völlig gleichgültig, Kenneth Branagh muss einen Klischee-Russen Bösewicht geben und Elizabeth Debicki bleibt unterfordert. Achja, Michael Caine darf als Stichwortgeber für ne Minute vorbeischauen.
Einzig Robert Pattinson macht das beste draus, überzeugt auch allgemein und lockert mit kurzen trockenen Humoreinschüben nicht nur das Ganze etwas angenehm auf, auch ist seine Figur am interessantesten und lange Zeit nicht wirklich durchsichtig.
Der Soundtrack von Ludwig Göransson bleibt auch etwas hinter den Erwartungen zurück. Hämmert zwar in den Actionsequenzen gut rein, außerhalb davon wirkt er aber teils eher penetrant aufdringlich.
Der heimliche Star hockt aber direkt hinter der Kamera: Hoyte Van Hoytema. Der Mann weiß einfach wie er in jeder Einstellung die Bilder hervorragend und kraftvoll einfängt!
Natürlich ist es lobenswert dass Nolan hier wieder auf CGI verzichtet hat. Während die Actionszenen anfangs in der Oper und später im Zolllager von Oslo noch teils packend und spannend inszeniert worden ist, sind die restlichen davon ziemlich durschnittlich ausgefallen. So herrscht neben dem ermüdend-zähen Finale vor allem eins: Eine weitgehende Mischung aus Langeweile und Teilnahmslosigkeit.
Oberflächlich alles schön, sauber und glatt, technisch auch einwandfrei. Problem halt ist: Es lässt einem alles von Vorn bis Hinten vollkommen kalt! Richtige Unterhaltung lediglich nur in kurzen Phasen.
Auch wenn ich im Film sicher nicht alles zu 100% verstanden hab, ist eine Zweitsichtigung ausgeschlossen, einfach weil hinter dem Film keine Faszination steckt, die erforscht werden möchte, da dort nur gähnende Leere ist.
Fazit: "Tenet" ist ein emotionsloser Hochglanz-Blockbuster-Blender, wie er egaler nicht sein könnte!
4,5/10