Bewertung: 3 / 5
Eine Gruppe von Wissenschaftlern um Dr. Carrington (Robert Cornthwaite) findet ein außerirdisches Raumschiff im Eis und beginnt das Objekt zu bergen. Doch bei einem Versuch, das Schiff zu bergen, wird dieses zerstört. Nur ein im Eis konserviertes Wesen überlebt die Explosion und macht bald Jagd auf das Team.
Eine Militärstation im Eis, eine Gruppe von Soldaten und Anhängern der Armee. Ein seltsames Wesen wird geborgen, die Angst vor dem Unbekannten. Das Ding aus einer anderen Welt ist sozusagen ein Klassiker. Das zumindest zu diskutieren ist gar nicht so banal und albern wie es klingt, schließlich ist das, was wohl die Blaupause von John Carpenters besten Film und Remake Das Ding aus einer anderen Welt (1981) war, mitunter aus heutiger Sicht eher vergessen, als der Carpenter-Film. Über die Produktion und die Fragestellung wer nun den 1950er Jahre Film inszenierte, wird an anderer Stelle gerne und oft gesprochen und dabei ist die eigentlich drängende Frage doch, ob das Werk so gut ist, wie wohl sein Ruf ist. Und da muss man wohl leider ernüchternd feststellen, daß der Film auf vielen Ebenen nicht so gut sein kann, wie das Remake und auf vielen Ebenen auch nicht in der Lage ist, annähernd so gut zu sein, wie das Remake. Man merkt zunächst nämlich deutlich, daß der im Jahr 1951 erschienene Film eben auch ein Film aus den 50ern ist. Und das liegt hier vor allem daran, daß der vermeintliche Regisseur und der offizielle Regisseur Howard Hawks und Christian Nyby einen Film inszenieren, der sehr dialoglastig und sehr theatralisch daherkommt. Das ist eben jenes Problem, entstanden aus der Tatsache, daß Filme zur damaligen Zeit noch viel theatralischer waren und eben aus einer Theatertradition heraus inszeniert wurden.
Klar ist, daß es ebenso ein typischer Film für die nach neuer Identität suchenden amerikanischen Gesellschaft ist. Während Carpenter an der Stelle die Paranoia und die Klaustrophobie in den Mittelpunkt rückte, ist es hier viel eher das übliche Machertum vergangener Tage. So ist es auch in Werken wie Rio Bravo (1959) oder Die glorreichen Sieben (1960) gewesen und eben auch in Das Ding aus einer anderen Welt. Innere Konflikte und Misstrauen spielen da nur marginal eine Rolle, weil die Menschen auch vom Typus her noch eher aus einer autoritären Tradition stammen. Das merkt man deutlich, wobei es natürlich auch so ist, daß der Film das zuweilen anzukreiden versucht. Doch so ganz gelingen will ihm das nicht, weil die Gruppe untereinander noch extrem solidarisch und klar agiert. Damit zieht sich auch hier ein gewisser moderner Ansatz durch das Werk. Schließlich suchen auch die Gerard Butlers dieser Welt in ihren Werken immer noch nach einer vertrauenswürdigen höheren Instanz. Was hier zumindest mal hervorkommen könnte, wenngleich der Film auch in dieser Hinsicht zu subtil agiert, ist der Konflikt zwischen Militär und Wissenschaft. Beides gerne gesehene Konflikte, wie etwa auch Jahre später in einem Der unglaubliche Hulk (2008). Das Problem hierbei ist eben, daß man keinerlei Zeit damit aufwendet die Charaktere überhaupt zu definieren. Gut, auch das ist eben Zentrum einer anderen Epoche im Kino, aber man merkt damit deutlich auch, wie die dieser Film eben konzeptionell aufgebaut ist.
Natürlich reicht Das Ding aus einer anderen Welt damit nie an sein Remake heran, muss er aber auch nicht. Immerhin ist das ein wahrer Glücksfall für Carpenter und die Filmwelt, wenn es mal ein Remake gibt, was besser als das Original ist. Unterdessen spielt der Film auch mit der Aufgabe der Vierten Gewalt im Staat. Ein integrer Journalist ist dort vorzufinden und was er möchte ist, die Wahrheit über den Fund im Eis in die Welt zu tragen. So ganz aufgelöst wird leider auch dieser Gedanke nicht, weil der Film eben gewisse Positionen über die Handlung selbst legitimiert. Dadurch, daß man hier noch „echte Männer“ bei ihrem Tun beobachtet, kommt es überdies auch nie zu einem wirklichen Konflikt für die Figuren, wodurch sie etwa mal Angst hätte oder generell der Aufgabe nicht gewachsen wären. Auch die Frauenfigur agiert hier sehr passiv und eigentlich tut sie dann letzten Endes gar nichts. Das ist schon problematisch für einen Horrorfilm, wenn so richtige Gruselstimmung in Form von Ängsten gar nicht aufkommen können. Insofern sollte man Das Ding aus einer anderen Welt vielleicht auch etwas anders betrachten. Und dann wären wir hier an dem Punkt zumindest da angelangt, daß man den Film nur noch als charmantes Zeitprodukt wahrnehmen kann. Denn in seinen Kernmotiven bleibt er zu vage und in dem, was man sonst so sieht, ist er eben im Vergleich zu Carpenters Werk, eher belanglos.
Ob es nun einen tieferen Sinn hat, daß das titelgebende Ding hier so aussieht, wie es aussieht, sei mal dahingestellt. Raum für Spekulationen gibt es aber doch und auch einen Kontrast aus Pflanze und Kälte und damit Leben und Tod. Aber auch hier muss man sagen, daß der Film nicht so richtig weiß, wie er das dem Zuschauer vermitteln soll, oder ob es die Macher vielleicht auch selbst schon nicht verstanden haben? So oder so, viel Potential bleibt da auf der Strecke und man hätte es sicherlich besser machen können, beziehungsweise ist es klar, daß man es deutlich besser machen kann. Nichtsdestotrotz unterhält der Film für die erstaunlich kurze Laufzeit dann doch.
Irgendwo ist Das Ding aus einer anderen Welt ein Kind seiner Zeit, daß technisch begrenzt und inhaltlich viel Potential auf der Strecke liegen lässt. Dennoch ist es durchaus auch spannend eine andere Generation und damit einen anderen Schlag von Mensch in dieser gleichen Situation zu sein. Als Zeitprodukt aus analytischer Sicht sehr spannend. Aber eben als Film eher belanglos.


