Bewertung: 5 / 5
Schreiben wir mal Reviews zu zwei der besten und einflussreichsten Gangsterepen aller Zeiten: Der Pate und der Pate 2
Teil 2: Der Pate 2
-Dies ist die Fortsetzung des Reviews zum ersten Teil
Nach dem überragenden Erfolg des Erstlings wurde quasi direkt der zweite Teil in Angriff genommen.
Wieder einmal gibt es einen Verräter in den Reihen der Corleones, nachdem Michael die Führung der Familie übernommen hat und sich an den bisherigen Verrätern gerächt hatte und damit die Familie wieder nach oben geführt hatte. Während also in der „Jetzt“-Zeit die Jagd nach dem Verräter thematisiert wird und wie Michael mit eiserner Disziplin und Härte durchgreift, um die Vormachtstellung der Familie zu untermauern, wird in extensiven und ausführlichen Rückblenden erzählt, wie Vito Corleone nach Amerika kam und wie er sein Imperium aufbauen konnte, indem er ein Netzwerk aus Loyalität und Abhängigkeiten erschuf. Auf der einen Seite Ruchlosigkeit und Ehrerbietung, auf der anderen Seite Machtdemonstration, Härte und Durchschlagskraft.
Und obwohl Robert DeNiro den Oscar für die Rolle des jungen Vito Corleone gewann, eine einmalige Sache, dass für ein und dieselbe Rolle im gleichen Filmuniversum zwei unterschiedliche Darsteller den Oscar gewinnen (Brando hatte eben für die Rolle des alten Vito im ersten teil schon den Oscar gewonnen), ist es doch die unnachahmliche Jahrhundertdarstellung des immer noch blutjungen Pacino, welche den Film umrandet. Es ist schon irgendwie ironisch, dass DeNiro damals auch fast die Rolle des Michael im ersten Teil bekommen hätte, und den Produzenten auch lieber gewesen war, aber vertraglich zu einer absolut vergessenwürdigen Klamotte verpflichtet war und passen musste, so dass erst Pacinos Stern aufging, aber dass DeNiro doch noch eine Chance bekam, in diesen Filmen mitzuspielen und gegen das Schwergewicht Brando eben nicht abfiel sondern eben den Oscar gewinnen konnte. Ironisch auch deswegen, weil Pacino hier deutlich besser und ambivalenter spielt, während DeNiro fast schon auf Autopilot agiert. Aber das ist jammern auf höchstem Niveau. Vor allem auch deswegen, weil Pacino noch Jahre später sagen wird, dass Michael Corleone seine anspruchsvollste gewesen ist. DeNiro wird so etwas über seinen Vito Corleone nie behaupten müssen.
Unabhängig von der vermeintlichen Two-man-Show bietet auch dieser Film natürlich ein perfekt aufeinander abgestimmtes Schauspiel-Event ab, wo keiner auch nur den Millimeter Raum nach oben lässt, alle spielen sich gegenseitig an die Wand, alles ist grandioser und virtuoser im Spiel als noch im im direkten Vergleich etwas behäbigeren ersten Teil.
Auch ist die Inszenierung nicht mehr so stark mit Schattierungen und Still-Szenen gefüllt sondern alles eine Nummer direkter und agiler, dennoch klassisch anmutend.
Der Film versucht gar nicht erst, den ersten Teil zu kopieren und läuft daher auch nicht Gefahr irgendwie schlecht zu werden, er erzählt auf zwei Ebenen über Aufstieg und Fall einer Familie, darüber dass selbst die besten Absichten nichts nützen, wenn man in einem Machtzentrum gefangen ist und irgendwann nicht mehr anders kann
Das einzige was Copolla im Vergleich zum ersten Teil quasi kopiert und verbessert, ist neben seiner Dissektion des American Way und dem noch weiter politisch aufgeladenen Aufzeigen der Verfechtungen innerhalb des Systems, das epische und elegische Finale, welches dennoch nur eine Kopie auf den ersten Blick ist, denn im Grunde genommen spiegelt er nur die Ereignisse aus dem ersten Teil und pervertiert hier den Triumph des Protagonisten und verkehrt es in eine Niederlage im Ausmass einer griechischen Tragödie.
Das Finale ist an Finalität eigentlich kaum zu überbieten und eigentlich verbietet es sich, hier noch einen weiteren Teil hinter her zu schieben. Dass dann ein mittelprächtiger Actioner noch hinterherkam? Geschenkt.
Der Zweite Teil ist an sich 10 Punkte, im Gesamtpaket mit Teil 1 erst recht 10 Punkte und so grossartig, dass es ehrlich gesagt nur eine Präfernezfrage ist, welches Epos man höher einwertet Den Paten oder Es war Einmal in Amerika. Beides volle 10 Punkte Aspiranten und die besten Gangster-Epen aller Zeiten. Und da kann Scorsese noch so manch einen Irishman drehen (der bei Leibe nicht schlecht ist, um Gottes Willen), der im Prinzip nur ein Aufguss von Good Fellas mit ein bißchen mehr Historie und Finalität, dafür weniger Esprit ist, welcher zwar heutige Sicht auch als Klassiker gilt (zu Recht) aber ebenfalls das Nachsehen hat...