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Der seltsame Fall des Benjamin Button

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Der seltsame Fall des Benjamin Button Kritik

Der seltsame Fall des Benjamin Button Kritik

Der seltsame Fall des Benjamin Button Kritik
0 Kommentare - 18.09.2021 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Der seltsame Fall des Benjamin Button" ist.

Bewertung: 3.5 / 5

Im Jahr 1918 wird ein alter Mann im Körper eines Säuglings geboren. Der als Benjamin Button (Brad Pitt) bekannte gebrechliche Mensch wird von seinem Vater Thomas (Jason Flemyng( verstoßen und wächst daher in einem Altenpflegeheim unter der Obhut von Queenie (Taraji P. Henson) auf. Die Menschen staunen nicht schlecht als Benjamin im Laufe der Zeit nicht älter, sondern immer Jünger wird und das biologische Leben quasi rückwärts durchläuft. Auf seinem ereignisreichen Lebensweg lernt Button viele unterschiedliche Menschen kennen, doch keiner ist ihm so wichtig wie seine große Liebe Daisy Fuller (Cate Blanchett), die er bereits als Kind kennenlernt.

Was zu Beginn wie ein recht eigentümliches Konzept anmutet, wird in den Händen von David Fincher zu einem emotionalen Coming of Age-Drama, daß sich den grundsätzlichen Fragen des Lebens stellt. Wir lernen die Welt aus einer neuen Perspektive kennen und gerade der Ansatz ein Leben quasi rückwärts verlauifen zu lassen, regt schließlich auch zum unendlichen Philosophieren an. Dabei wird auch klar, wie gleich sich das Leben in den doch so unterschiedlichen Phasen des Seins gestalten kann. Schließlich kommt man klein, hilflos und gebrechlich und im Idealfall geht man auch klein, hilflos und gebrechlich aus dieser Welt. Brad Pitt nimmt sich diese doch recht eigentümliche Rolle erzählt immer wieder von seinen Erlebnissen und dem Leben, wie es einfach so vor sich hinläuft.

Trailer zu Der seltsame Fall des Benjamin Button

Dabei kommen einem unweigerlich auch immer wieder Gedanken an Robert Zemeckiss Forrest Gump. Diese sind nicht etwa nur durch den Umstand zu begründen, daß sowohl Benjamin als auch Forrest auf einem Boot anheuern, sondern viel mehr der Tatsache geschuldet, daß beide Filme mit einer gewissen Leichtigkeit daherkommen. Schließlich sind in beiden Fällen auch immer sich global auswirkende Konflikte im Hintergrund, während die Protagonisten das Leben verstehen lernen. Dabei ist Brad Pitt hier in Topform und liefert veilleicht seine bis dato beste Performance ab. Natürlich kann diese Gutmütigkeit, die Pitts Charakter umgibt nach einer Weile auch prätentiös wirken, allerdings nimmt sich der Schauspieler sehr stark zurück und kann durch eine innere Ruhe punkten. Für Cate Blanchett hingegen ist es schon eine überraschende Neuering dem Zuschauer mal nicht durch ihr stocksteifes Schauspiel auf den Geist zu gehen. Während Blanchett in Blockbusterrollen wie in der Mittelerde-Saga, aber auch in Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels primär durch ihr verkrampftes Auftreten in Erinnerung bleibt, kann sie in kleineren Filme wie Aviator, Babel, oder eben hier beweisen, daß sie tatsächlich gar nicht so eine furchtbare Schauspielerin ist. Ihr Schauspiel wirkt hier zwar bedingt durch die klassische Figurenzeichnung und Vergleiche zu Jenny Curran nicht zwingend atemberaubend originell, aber trotzdem nahbar und verständlich.

Und auch gerade diese Feinfühligkeit durch Pitt ist für den Film essenziell und sorgt dafür, daß man das Geschehene auch wirklich glauben kann. In manchen Momenten könnte nämlich das Gefüge durchaus kippen, weil es auch etwas Lächerliches hat. Doch sowohl Brad Pitt als auch David Fincher wissen, wie sie diese Geschichte glaubwürdig, aber auch mit der nötigen Würde transportieren können. So wäre es unter anderen Umständen sicherlich belustigend, wenn sich Pitt von seiner Geliebten Daisy oder auch Queenie pflegen, aber auch dei Welt erklären lässt. Das Make-Up und die Spezialeffekte tun dabei ihr Übriges. Wenngleich das CGI aus heutiger Sicht etwas Nachholarbeit vertragen könnte, ist es noch relativ gut gealtert.

Die Geschichte selber lässt sich als klassisches Hollywoodmuster nach Schema F verstehen. Überraschend wirkt hierbei nicht wirklich etwas, und auch der Protagonist kommt somit zu einem Finale, daß eigentlich ab Sekunde eins unausweichlich scheint. Gerade wenn der Film dabei versucht philosophisch mit dem Thema Leben umzugehen, scheint er zu scheitern, da er wirkliche Antworten nicht liefern kann und auch das Umdrehen der herkömmlichen Lebensweise keine wirklich tiefgründige Metapher ist. Zudem zieht sich diese Erkenntnis auch über den gesamten Film und lässt ihn im zweiten Akt etwas ins Schlauchen kommen.

Aus technischer Sicht ist der Film ebenfalls gelungen, und liefert neben der beruhigenden und fast märchenhaften Musik von Alexandre Desplat auch eine großartige Kamerarbeit durch Claudio Miranda. Seine Arbeit ist zwar hier ausschließlich digital gefilmt, untermauert aber erneut die Märchenatmosphäre. In manchen Momenten ist das Bild dabei so gestochen scharf, daß es wie ein Gemälde wirkt. Während der Film zwar primärt in für Fincher typischen satten und rauen Farben getunkt ist, sticht er trotzdem der Filmografie des Regisseurs hervor und weiß zu vereinnahmen.

Als klassisches Was wäre wenn-Szenario bedient Der seltsame Fall des Benjamin Button primär die Gefühle des Zuschauers, als das sonst so für Fincher typische analytische Denken. Ein untypischer Film für einen solchen Regisseur, der aber auch gerade deshalb so interessant ist. Schauspielerisch kann Brad Pitt auf ganzer Linie überzeugen, wenngleich manches ein wenig albern wirken kann. Dennoch bietet der Film besonders im visuellen Sinne genügend Reize, die sich fast wie Gemälde anfühlen und selbst die etwas Ideenleere Geschichte aufwerten können. In ganzer Linie ein großes Werk, daß zwar nicht wirklich zum philosophieren taugt, aber seine Prämisse wie ein Versprechen umsetzen kann.

Der seltsame Fall des Benjamin Button Bewertung
Bewertung des Films
710

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