Bewertung: 4.5 / 5
TV Movie hält Teil 2 für fast so stark wie teil eins. TV Spielfilm dagegen hält den zweiten Teil von 1978 für einen müden Abklatsch des Originals. Wer hat nun Recht? Um es vorweg zu nehmen: Ich breche eine Lanze FÜR diesen Film. Als „Der Weiße Hai“ 1975 in den weltweiten Kinos abräumte, was der Begriff Blockbuster geboren. Der Film war in aller Munde. Und das zu Recht. Steven Spielberg hatte einen Genre-Meilenstein geschaffen. Der Spannungsaufbau des ersten Teils ist dem eines weiteren Klassikers sehr ähnlich. In Alfred Hitchcocks „Die Vögel“ und Spielbergs „Der Weiße Hai“ werden die namensgebenden Hauptfiguren dem Publikum lange Zeit vorenthalten. Das jedoch baut ungeheure Spannung auf, die sich in wenigen, aber kunstvoll eingesetzten Szenen explosionsartig entlädt. Verbunden mit einer sehr tiefgehenden Zeichnung der menschlichen Hauptdarsteller handelt es sich hier um zwei sehr komplexe Filme. Nun galt es einen zweiten Teil von „Der Weiße Hai“ zu drehen. Wie sollte man das bewerkstelligen? Wie könnte man das Gesehene toppen? Kann so etwas überhaupt gelingen? In meinen Augen hat Jeannot Szwarc fast alles richtig gemacht. Im ersten Teil ist der Weiße Hai lange nicht zu sehen. Das machte einen Großteil seiner Spannung aus. Für den zweiten Teil hätte diese Vorgehensweise aber nicht funktioniert, denn das wiederum hätte das Publikum als zu langweilig empfunden. Also musste Szwarc den Hai häufiger in Szene setzen. Und das hat er für meine Begriffe sehr gut gemacht. Dabei kommt uns die Geschichte natürlich allzu bekannt vor, denn letztlich ist sie der des ersten Teils sehr ähnlich. Aber ist das schlimm? Erzählen nicht 16 von 20 Bondfilmen eigentlich stets die gleiche Geschichte mit denselben Zutaten (irrer Bösewicht, schöne Frauen, traumhafte Locations, Weltherrschaft)? Und erzählt Star Wars Episode VI nicht genau dieselbe Geschichte wie Star Wars Episode IV fünf Jahre zuvor? Was ist mit Transformers II und III? Was mit Lethal Weapon II-IV? All diese Sequels bauen auf dem Erfolgsrezept des ersten Teils auf, und das ist keineswegs verwerflich. Aber zurück zu Film: Der Weiße Hai ist in diesem Teil weit häufiger im Bild als im ersten Teil. Aber dennoch nimmt sich der Film genügend Zeit, um stimmig, langsam aber sicher Spannung aufzubauen. Als die Kids den Bootsausflug starten, ahnt der Zuschauer natürlich, was passieren wird. Aber wie genau das passiert, gehört zu den Stärken des Films. Dass der Helikopterpilot bei seinem Rettungsversuch dran glauben muss, lässt den Hai herrlich perfide aussehen. Die Bedrohung ist ab jetzt allgegenwärtig. Die nahezu wehrlos umhertreibenden Kinder halten den Zuschauer unter Dauerspannung, und zu guter Letzt stirbt der Hai - wie schon in Teil eins - eines aufsehenerregenden Todes. [b]Fazit[/b]: Alle Bausteine eines Klassiker sind enthalten. Der Film ist durchgängig spannend und unterhaltsam. Roy Scheider verkörpert den in seiner Verzweiflung zu allem bereiten Chief Brody erneut sehr glaubwürdig. Teilten sich in Teil eins noch Roy Scheider, Richard Dreyfuss und Robert Shaw die Hauptrollen, so trägt Scheider den Film diesmal problemlos im Alleingang. Mein Tipp: An einem langen Beamer-Abend direkt nach Teil 1 gucken und genießen. Und noch ein Tipp: Teil 3 und 4 niemals gucken ….
Der Weiße Hai 2 Bewertung