Bewertung: 4 / 5
Einen Klassiker zu verfilmen, ruft zumeist großes Erstaunen hervor - und kann wie im Fall von Ben Hur auch zu einer Lachnummer werden. Nun steht mit Die glorreichen Sieben ein weiteres Remake eines echten Kultfilms an, bei dem auf jeden Fall die Besetzung und Regisseur Antoine Fuqua hoffen lassen. Zwar war auch das "Original" von 1960 nicht mehr als ein Remake von Die sieben Samurai, doch gehört der Film mit Yul Brynner und Steve McQueen schließlich zu den besten Western aller Zeiten. Ob der Eintritt in diese Liste auch dem Neuankömmling gelingt?
Leutnant Chisolm (Denzel Washington) wird von einer jungen Frau (Haley Bennett) angefleht, ihrem Dorf gegen die üblen Machenschaften des gierigen Geschäftsmannes Bartholomew Bogue (Peter Sarsgaard) zu helfen. Dieser schreckt auch vor Mord nicht zurück und will die Dorfbewohner vertreiben, um die Gegend weiter auszubeuten. Nach anfänglicher Ablehnung nimmt Chisolm den Auftrag an und umgibt sich mit sechs waffenfähigen Mitstreitern: Josh Faraday (Chris Pratt), Jack Horne (Vincent D’Onofrio), Goodnight Robicheaux (Ethan Hawke), Billy Rocks (Byung-hun Lee), Vasquez (Manuel Garcia-Rulfo) und dem Indianer Red Harvest (Martin Sensmeier). Gemeinsam stellen sie sich der Übermacht Bogues...
Trailer zu Die glorreichen Sieben
Die Glorreichen Sieben Kritik
MGM und Remakes berühmter Klassiker. Nach dem Ben Hur-Debakel vor wenigen Wochen wagt man sich mit der Neuauflage von Die glorreichen Sieben an den nächsten großen Filmhit von einst. Die Ähnlichkeiten sind verblüffend, denn neben dem Versuch, einen echten Klassiker in die Gegenwart zu holen, war in beiden Fällen das Ursprungswerk auch nichts anderes als ein Remake. Eine Vorverurteilung ist somit völlig unangebracht und Ähnlichkeiten zwischen dem lausigen Ben Hur und Die glorreichen Sieben sind eben nur oberflächlich. Denn im Gegensatz zum Versuch, das biblische Drama neu aufzulegen, steckt hinter diesem Western eine ganze Menge Talent und das macht am Ende den kleinen, aber sehr feinen Unterschied.
Mit seinen Filmen hat Antoine Fuqua immer wieder bewiesen, dass er es versteht, sowohl Action als auch Drama in Szene zu setzen. Damit erscheint er ohne Frage perfekt für den Job, Die glorreichen Sieben modern zu verfilmen. Modern sollte hier jedoch nicht missverstanden werden, denn Fuqua weiß um die Bedeutung der Geschichte und versteht unter dem Begriff Modernisierung nicht, sich mit seiner Version bestimmten Zielgruppen anzubiedern, sondern inszeniert im Jahr 2016 noch immer einen reinrassigen Western, der jedoch die technischen Möglichkeiten, vor allem im Bereich Bild und Kamera, voll ausnutzt. Natürlich wird auch hier vereinzelt der Computer angeworfen, was Puristen nicht schmecken dürfte, aber bis auf die letzte Sequenz, die ein wenig unnatürlich wirkt, ist der Computereinsatz nicht zu spüren, was den ganzen Film sehr authentisch wirken lässt.
Bei den Darstellern ging Fuqua ebenfalls keine Kompromisse ein. Erneut arbeitet er mit seinem Liebling Denzel Washington zusammen, eine Kooperation, die bereits bei The Equalizer und dem oscarprämierten Training Day Früchte trug. So wundert es dann auch nicht, dass Fuqua ebenfalls erneut mit Ethan Hawke zusammenarbeiten wollte. Der Rest der Hauptdarsteller wird mit Chris Pratt, Vincent D’Onofrio, Byung-hun Lee, Manuel Garcia-Rulfo und Martin Sensmeier abgerundet. Man sollte an dieser Stelle nicht den Fehler machen und diese Besetzung als schwächer als im Original abtun. Natürlich haben Namen wie Yul Brynner, Charles Bronson und Steve McQueen heute einen ganz anderen Klang, bei Erscheinen von Die glorreichen Sieben 1960 standen die meisten Darsteller aber ebenfalls noch am Anfang ihrer Karriere und viele der Filme, für die sie heute berühmt sind, folgten erst viele Jahre später.
So gesehen liest sich die Besetzung im Jahr 2016 hervorragend, setzt Fuqua hier auf Stars, die eine aussichtsreiche Karriere vor sich haben wie Chris Pratt und gleichzeitig auf Darsteller wie D´Onofrio und Washington, die sich ihre Sporen bereits verdient haben. Dies spürt man auch darstellerisch, denn Fuqua gelingt die Balance aus Drama und Action. Er gibt seinen Figuren Raum zur Entfaltung, so dass jeder Figur auch die nötige Aufmerksamkeit und Leinwandzeit gewidmet wird. Die Geschichte bleibt hingegen dem Original treu, wobei sich Fuqua die Freiheit herausnimmt, dezente Änderungen vorzunehmen. So sind die Figuren keine Kopien des Originals, haben ihre eigenen Motivationen, Geschichten und Beweggründe und auch aus dem mexikanischen Dorf ist eine kleine aufstrebende Stadt mit nicht minder beschützenswerten Menschen geworden.
Die glorreichen Sieben ist nicht nur ein Remake eines Western, es ist gleichzeitig die letzte Arbeit des einzigartigen James Horner. Auch wenn er den Soundtrack durch seinen Tod nicht mehr vollenden konnte und Simon Franglen übernahm, stellt dieser an vielen Stellen doch einen typischen Horner dar. So erklingen teils die bekannten Melodien, die sofort schöne Erinnerungen an Star Trek 2 - Der Zorn des Khan und Aliens - Die Rückkehr aufkommen lassen. Natürlich darf dann auch nicht Elmer Bernsteins Originalmelodie fehlen, die bewusst am Ende des Films eher als eine Verbeugung zu verstehen ist. Zwar schafft es der neue Score nicht, an die gleiche musikalische Qualität heranzureichen, das Weglassen aus dem Film sorgt aber dafür, dass die markante Melodie den neuen Film nicht überschattet und dieser mit eigenen Qualitäten überzeugen und so für sich stehen kann.
Die Glorreichen Sieben Bewertung
So sieht eine gelungene Modernisierung eines Klassikers aus! Ob alleinstehend oder nebeneinander, beide Filme haben auf ihre Weise ihre Daseinsberechtigung, sind Kinder ihrer Zeit und können dank toller Darsteller überzeugen. Die Kombination von Antoine Fuqua und Denzel Washington ist erneut aufgegangen, was wieder einmal zeigt, dass es nahezu unmöglich ist, einen schlechten Film mit Washington zu drehen. Natürlich erfindet Die glorreichen Sieben nicht das Western-Rad neu, aber in einer Kinolandschaft, wo dieses Genre stark unterrepräsentiert ist, ist dieser Film eine wunderbare Gesellschaft.