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Die Letzte Festung

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Die letzte Festung Kritik

Die Letzte Festung Kritik

Die Letzte Festung Kritik
0 Kommentare - 10.04.2023 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Die Letzte Festung" ist.

Bewertung: 3 / 5

Nachdem General Eugene Irwin (Robert Redford) einen Befehl verweigert, wird er in ein Militärgefängnis gebracht. Dort gerät er immer wieder mit dem Direktor Colonel Winter (James Gandolfini) aneinander. Dieser hält nicht viel von Menschenrechten und herrscht mit eiserner Ordnung und nutzt dabei seine Machtposition schamlos aus. Durch Irwins Status als General, erhoffen sich einige Gefangene, daß er die Zustände im Gefängnis ändern kann.

Durch einen modernen Klassiker des Hollywookinos ging einmal das Zitat „Weißt du was ich bin? Ich bin ein Hund, der Autos nachjagt. Ich wüsste gar nicht, was ich machen sollte, wenn ich eins erwische. Verstehst Du? Ich tue die Dinge einfach." Ein Umstand, der einerseits die anarchischen Gedanken des Jokers in The Dark Knight (2008) zusammenfasst und gleichzeitig auch eine treffende Beschreibung für Kunst ist. Im Actiondrama Die letzte Festung geht es um ein Militärgefängnis. Um einen Kriegsverbrecher dingfest zu machen, entscheidet sich der Lieutenant General Eugene Irwin dazu, einen Befehl seines Präsidenten zu missachten und sorgt damit für acht Leichen. Daher wird er in ein Gefängnis gebracht. Wo der Film anfängt, beginnen auch schon die ersten Probleme mit. Grundsätzlich darf ja jeder Staatstreue und Heimatliebe halten, wie er möchte. Sofern das nicht ins Radikale abdriftet, sei das erstmal völlig legitim. Doch man muss sich auch die Frage stellen, inwieweit Pathos, der Glaube an das eigene Land, an eine sinnlose Flagge mehr wert haben kann, als das eigene Leben. Denn was dieser Film auch ganz deutlich zeigt, ist, daß Leben im Angesicht des Todes immer weniger wert ist, wenn es darum geht, bestimmte Werte zu verteidigen. Sicherlich gibt es Werte, die man bis in den Tod verteidigen sollte. Freiheit, Liebe, schwächere oder dergleichen wären etwas, was man erhalten muss. Doch eine Staatstreue kann auch blind machen und für solche Fragen setzt sich dieser Film viel zu unkritisch und blind mit der Frage nach Ehre auseinander.

Ein solches Dilemma kann auch den großen Mal passieren. Man erinnere sich da nur mal an David Leans Die Brücke am Kwai (1957). Dabei trifft der Film durchaus eine passende Aussage zum Militär der Vereinigten Staaten. Zum einen ist es ja durchaus beachtlich, daß man hier überhaupt die Perspektive von ehemaligen Staatsdienern einnimmt. Der Film zeigt also Menschen, die in lebensbedrohlichen Situationen für ihr Land gekämpft haben und dabei beinahe ihr Leben verloren haben. Das trifft wohl das Leid vieler ehemaliger Soldaten, die, wie man immer wieder vernimmt, durchaus einen sehr geringen Stand in der Gesellschaft der USA haben. Zum anderen ist der Film sehr bemüht darin, der gesichtslosen Masse um diese Soldaten auch ein Gesicht zu geben. Das mag im Sinne eines Films natürlich nur bedingt möglich sein, weil es eben nur bestimmte, einzelne Charaktere gibt, die überhaupt zur Geltung kommen. Ohnehin beißt sich das Geschehen, bedingt durch die Verwirrtheit der Inszenierung und Geschichte auch immer wieder mit den sozialen Parametern, die an den Tag gelegt werden. Da gibt es einen Schlüßelmoment, in dem es darum geht, die amerikanische Flagge umzudrehen. Dann wiederum gibt es eine Szene, in der ein gewisses Durchhaltevermögen gegen die höhere Gewalt erfordert wird. In solchen Momenten unterstreicht sich eigentlich die Komplexität der Welten, die dort porträtiert werden. Das mag zunächst etwas seltsam anmuten, aber so ganz sicher ist sicher Film in seiner Auslegung und Staatstreue dann doch nicht.

So können auch die eigentlich unbescholtenen Staatsdiener in Form von James Gandolfini als sehr kriminelle und machthabende Menschen wahrgenommen. Da verschwimmt dann plötzlich die Grenze zwischen Gut und Böse. Das macht Die letzte Festung in der reinen Darstellung von Ideologien durchaus interessant, ist aber in Teilen, bedingt durch das schlechte Pacing, beziehungsweise die vorhersehbare Geschichte etwas albern geraten. Doch dafür kann der Cast zu jedem Zeitpunkt überzeugen. Während Robert Redford mit einem, für ihn üblichen, bestechendem Charisma gesegnet ist, wünscht man der Figur auch alles Gute auf ihrem Weg. Ihr Gegenüber steht mit James Gandolfini ein Gegenspieler, mit dem definitiv nicht zu spaßen ist. Auch die anderen Figuren wissen zu überzeugen. Dabei fällt auf, daß der Film seine Tristesse, bedingt, durch die schwermütige Musik und die dunkle Prämisse immer wieder in den Vordergrund rücken kann. Das ist natürlich handwerkliche Manipulation. Doch dem Film gelingt es immer wieder, diese Insel als Ort zu begreifen, an dem man nicht sein will. Das erreicht zwar nie die Poesie und Stärke von Frank Darabonts Die Verurteilten (1994), geht aber rein tonal in eine ähnliche Richtung.

Wie entlarvend und stellenweise hyperironisch das patriotische Amerika dabei ist, zeigt sich eindrucksvoll an einer Szene, in der Redfords Figur dazu genötigt ist, einen Haufen Steine von A nach B zu bringen. Diese Form von Pathos kann man ja vielleicht sogar noch verscherzen. Doch wenn der Film dann noch zeigt, wie man Steine von B nach A bringt, dann ist das an Lächerlichkeit nicht zu überbieten. Und genau deshalb ist es lustig, weil der Film einfach kaum die Möglichkeit lässt, das irgendwie ernstzunehmen. Viel eher noch besticht der Film durch seine dichte Atmosphäre. Grundsätzlich muss man dazu auch sagen, daß der Film womöglich einige bekannte Muster aus Gefängnisfilmen aufgreift, diese aber nicht reinkopiert oder zu seinem Kern erklärt. Die Spannung bleibt dabei im unerwarteten und ist somit in gewisser Weise kreativ.

Eigentlich ist Die letzte Festung ein Film, der weder besonders gut, noch besonders schlecht daherkommt. Das Werk verlässt sich zu sehr auf gescheiterten Pathos und die Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Analytisch weiß man ihn kaum zu greifen und was verbleibt sind teils interessante Bilder und gute schauspielerische Leistungen, die auch zu jedem Zeitpunkt überzeugen.

Die Letzte Festung Bewertung
Bewertung des Films
610

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