Bewertung: 3.5 / 5
Abenteurer Nick, Kumpane Chris und Archäologin Jenny entdecken im Irak einen Sarkophag der die Mumie Ahmanet enthält. Quasi auf der Stelle kommt es zu komischen Vorkommnissen, die in einem Flugzeugabsturz beim Abtransport des Sarkophags münden, der Tunichtgut Nick scheinbar das Leben kostet. Doch wie durch ein Wunder erwacht Nick in der Leichenhalle und das ohne einen Kratzer! Zusammen mit Jenny macht Nick sich auf den Weg zur Absturzstelle, denn ihn plagen Visionen von Ahmanet. Diese hat ihn nämlich auserwählt, das Gefäß für die ägyptische Gottheit Seth zu sein. Für dieses Unterfangen braucht sie einen Dolch und den zugehörigen Kristall, der zufällig in einem vor kurzem entdeckten Kreuzrittergrab versteckt ist. Die übermächtige Mumie kann gerade so von Prodigium, einer Organisation, die sich auf den Kampf gegen das Übernatürliche spezialisiert hat und die unter der Leitung Dr. Henry Jekylls steht, aufgehalten werden. Damit ist Ahmanet natürlich noch lange nicht kaltgestellt. Und Dr. Jekylls Pläne sind vielleicht auch nicht ganz so nett, wie sie anfangs scheinen...
Mit „Die Mumie“ präsentieren die Universal Studios den aktuellsten Versuch aus den alten Universal Monsters ein finanzträchtiges Franchise zu zaubern. Ganz im Geiste der Zeit heißt das Zauberwort hier natürlich „Shared Universe“, wurde groß angekündigt, mit eigenem Trailer und Getöse, hat einige Stars angezogen und... ist dann nach Start von „Die Mumie“ klammheimlich wieder eingestampft worden. Dabei standen die Zeichen aber auch von Anfang an schlecht, denn mit Alex Kurtzman engagierte man eine Hälfte des gefürchteten Drehbuchduos Kurtzman und Orci, der sich mit „Die Mumie“ als Regisseur die Sporen verdienen wollte. Außerdem suchte Tom Cruise anscheinend nach einem zweiten Franchise-Standbein neben seiner immer noch (verlässlich, möchte man nebenbei bemerken) laufenden „Mission: Impossible“-Maschine und da kam ihm das „Dark Universe“ getaufte Unternehmen der Universal Studios gerade recht. Bei erscheinen haben die Kritiker versucht sich mit Häme für den Film zu übertreffen, die Box Office-Ergebnisse blieben auch hinter den Erwartungen zurück, der Schluss liegt nahe, dass „Die Mumie“ ein Schuss in den Ofen ist. Aber stimmt das auch?
Trailer zu Die Mumie
Nein, fühlt man sich da genötigt zu sagen, ein Fehlschuss ist „Die Mumie“ keineswegs. Das macht ihn allerdings natürlich nicht zugleich zu einem Volltreffer. „Die Mumie“ startet, wohl gemerkt etwas holprig, als typisches Tom Cruise-Vehikel. Es gibt Schießereien, flotte Sprüche, ein bisschen Humor und Cruises blendend weißes Colgate-Grinsen, bevor der Film sich langsam in Richtung Horrorvehikel bewegt. Das zeigt, wie Cruise selbst, langsam erste Abnutzungserscheinungen, ist jedoch nicht ununterhaltsam. In diesem Teil des Filmes zeigt sich zudem am Ehesten Alex Kurtzmans Unerfahrenheit auf dem Regieposten. Seinen Szenen fehlt das komödiantische Timing, das nötig ist, um Cruises Erfolgsrezept landen zu lassen. Spätestens in Ahmanets Grabkammer findet der Film aber seinen Rhythmus und weiß mit typischen Horrorklischees umzugehen und diese halbwegs gekonnt ins Cruise-Korsett zu stopfen.
Cruise selbst (wer sich übrigens mal schrecklich inadäquat fühlen möchte, hält sich vor Augen, dass Tom Cruise heutzutage so alt ist wie Jon Voight zur Zeit von Brian de Palmas „Mission: Impossible“) spielt seinen Nick Morton gewohnt charismatisch und zeitweise angenehm augenzwinkernd, verkauft aber den Mindfuck, der sich im zweiten Akt ausbreitet, auch überzeugend. Zusammen mit „Edge of Tomorrow“ lässt „Die Mumie“ vermuten, dass Cruise anscheinend weiß, dass er seinen Starpower nicht auf ewig in gleicher Weise nutzbar machen kann und er deswegen an der Formel ein bisschen zu schrauben hat. Und so gestaltet sich „Die Mumie“ viel weniger als der Actionfilm, den die Trailer vermuten lassen. Der restliche Cast spielt ähnlich locker auf und macht seine Arbeit dem Material entsprechend vernünftig. Gesondert dürfte man vielleicht noch Russell Crowe erwähnen müssen, der an seiner Rolle als Dr. Jeckyll sichtlich Spaß hat und dessen Wandlung zu Mr. Hyde (mitsamt Akzentwechsel) eines der unterhaltsameren Elemente des Films ist.
Kurtzman und sein Kameramann Ben Seresin, der bereits für Michael Bay „Pain & Gain“ sowie „Transformers – Die Rache“ fotografiert hat, bemühen sich dementsprechend auch, dem Ganzen weniger einen typischen Blockbusterlook zu verpassen, sondern setzen auf einen atmosphärischen (Hochglanz-)Horrorlook, der dem geneigten Genrefan zu gefallen weiß. Versteckte Grabkammern, alte Kreuzrittergrüfte, verlassene Abteien, das ist natürlich alles nichts grundlegend neues, macht aber im Kontext Spaß und kann durch stimmungsvolles Design und schöne Bilder überzeugen. Manchmal verhaut der Film sich tonal, Witze werden ungeschickt platziert, was den Gesamteindruck ein wenig schmälert, aber letztendlich kann „Die Mumie“ angenehm kurzweilig unterhalten.
Man muss es heutzutage ja erwähnen, wenn man über den durchschnittlichen Hollywood-Blockbuster redet, deswegen: der Film ist wesentlich mehr in sich geschlossen, als man aufgrund des ganzen „Dark Universe“-Aufrisses vermuten möchte. Gewisse Anspielungen (Die Hand des „Schrecken vom Amazonas“) wären vor zehn Jahren noch als netter Inside Joke abgetan worden und hätten keine gesteigerte Erwähnung gefunden. Generell scheint das World Building mehr darauf angelegt zu sein, die Welt dieses Films auszustaffieren, als den Zuschauer auf den nächsten Film vorzubereiten. Wer sich vor „Wonder Woman guckt Trailer für kommende Filme“ gefürchtet hat, darf sich hiermit entwarnt wähnen.
Abschließend bleibt zu sagen, dass „Die Mumie“ bei weitem nicht der Totalausfall ist, zu dem er verklärt wurde. Zwar macht der Film einige Fehltritte, über die man aber locker hinwegsehen kann. Schade, dass das Dark Universe eingestampft wurde, bevor es überhaupt gestartet ist..