Bewertung: 4.5 / 5
Es hat lange gedauert bis mir diese Disney Perle in die Hände fiel. Das mag wohl vor allem daran liegen das meine Eltern mit dem Namen Disney vor allem Trickfilm verbanden und glaubten, ein reiner Abenteuerfilm ohne jegliche Trickfilmelemente könnte ihren Sohnemann langweilen. Gut, zwar habe ich auch als Kind mit meinem Vater 20.000 Meilen unter dem Meer geschaut, aber der bot ja immerhin eine Riesenkrake und mein Vater wusste das man mich mit Monster immer locken konnte. Generell landete in meinem Videorecorder entweder Disney, Godzilla oder irgendwas von Ray Harryhausen :D
Die Schatzinsel sah ich das erste Mal im Fernsehen im Alter von 20 und war sofort verliebt! Die Geschichte selbst kannte ich natürlich schon in anderen Variationen und Erzählungen (Disneys Schatzplanet ist sogar mein absoluter Lieblingstrickfilm von Disney). Dennoch gab es keine Filmversion des Klassikers die mich so begeistert hat wie diese hier und das ist vor allem natürlich dem unglaublichen Robert Newton zu verdanken. Seine schauspielerische Leistung als bärbeissiger Long John Silver trägt allein den ganzen Film der aber natürlich auch mit seiner Farbenpracht, den anderen Darstellern und auch dem Soundtrack punkten kann. Dennoch stiehlt Newtons Silver jedem die Show der sich eine Szene mit ihm teilen muss und das muss leider der Hauptdarsteller Bobby Driscoll als Jim Hawkins spüren. In manchen Szenen hat man fast das Gefühl das sich der Junge geradezu abplagt die richtige Emotion darzustellen, während seine erwachsenen Kollegen mit fletschenden Zähnen und aufgerissenen Augen den inneren Piraten, der doch in jedem von uns steckt, ausleben. Newtons Version des rauhbeinigen Seeräubers ist es aber die immer im Gedächtnis verankert bleibt und die nicht umsonst zum Prototyp des Piratenbildes wurde, das jeder heute vor Augen hat. Würde mich nicht wundern wenn dieser Film zur "Pflichtlektüre" für jeden Darsteller der Fluch der Karibik Reihe wurde, insbesondere Geoffrey Rush als Barbossa scheint sich hier einiges abgeschaut zu haben. Was ihn aber sicherlich auch aus der heutigen Flut von Disney Realverfilmungen herausstechen lässt und sicherlich so nicht mehr geben wird, ist die Tatsache das es hier nicht eine einzige weibliche Sprechrolle gibt. Frauen erscheinen nur für Sekunden als Statisten im Hintergrund aber ansonsten präsentiert sich der Streifen als reines Männerabenteuer. Selbst Hawkins Mutter, die in diversen Verfilmungen mal mehr oder weniger in Erscheinung tritt, wird hier nur am Rande erwähnt. Allgemein zeigt sich der Film aufgrund diverser Gewaltszenen und der regelmässigen Konsumierung von Alkohl als deutlich erwachsener als die späteren Disney Filme. Elemente wie auflockernde Lieder oder ein tierischer niedlicher Sidekick (wie beispielweise Seehund Esmeralda in 20.000 Meilen unter dem Meer) sucht man hier vergeblich. Die Story konzentriert sich aufs Wesentliche und räumt vor allem der komplizierten Freundschaft Hawkins/Silver viel Platz ein was für mich auch immer der interessanteste Aspekt der Geschichte war.
Jedenfalls habe ich mir nach dem ersten Anschauen direkt die DVD zugelegt und noch heute mache ich regelmässig einen Abstecher zur Schatzinsel. Den inoffizielen Nachfolger "Der Schatz des Kosaren" kann ich ebenfalls wärmsten empfehlen. Zwar wirkt er aufgrund der Filmlänge etwas zäher und die Settings sind auch etwas billiger gehalten, doch auch da ist es wieder Newton der in der Hauptrolle alle an die Wand spielt. Leider existiert der Nachfolger auf DVD entweder in einer unglaublich grausigen Neusynchro (Finger weg!) oder aber mit milchiger Bildqualität und einer Tonverzögerung in der alten Synchro (für Fans trotzdem ein Muss).