Bewertung: 3 / 5
Der britische Offizier Percy Fawcett (Charlie Hunnam) soll im Namen der Royal Geohraphic Society in Südamerika Karten eines noch unbekannten Gebietes erstellen. Bei einer langandauernden Expedition des Dschungels am Amazonas stößt er zusammen mit seinen Leuten auf eine Zivilisation und ist davon überzeugt, dass dort eine verschollene Stadt lag. Als er jedoch nachhause zurückkehrt, steht sein guter Ruf auf einem Scheideweg und er ist gezwungen Beweise für seine Behauptungen zu suchen. Also macht er sich erneut auf den Weg und wird diesmal von seinem Sohn Brian (Tom Holland) begleitet.
Eine unerforschte Welt und dort, wo es nichts als Natur zu geben scheint, war schon immer ein beliebtes Ziel für Filme. Seit einigen Jahren erfährt der Abenteuerfilm wohl auch so eine kleine Renaissance und findet sich etwas häufiger wieder mal im Kino. Häufig sind solche Geschichten getrieben von der Faszination des Unerforschtem und einem kleinen narzisstischen Gedanken, daß man ja der erste wäre, der nun die eine Sache findet, die einen unsterblich macht. Die versunkene Stadt Z ist ein Film, der einen Traum beschreibt, von einem Mann, der felsenfest davon überzeugt ist, eine sagenumwobene Stadt zu finden. Dafür nimmt er allerlei Strapazen auf sich und macht sich gesellschaftlich lächerlich. Eben frei nach dem Motto: Erst fallen, dann aufstehen. Natürlich ist er aber nicht komplett allein und so gibt ihm seine Ehefrau halt, seine Kinder geben ihm Halt, selbst wenn diese mehr oder weniger ein paar Jahre später stark mit Daddy hadern werden. Ja, dieser Film steht in einer Tradition und begreift sich als Hommage an das europäische Entdeckerkino der 1960er 1970er Jahre. Aguirre, der Zorn Gottes (1972) lässt Grüßen. Dummerweise ist das Werk dabei aber eindeutig viel zu lang geraten, sodass man sich fühlt, als hätte man nun wirklich ein ganzes Leben gesehen. Die Strapazen, die dort unterwegs passieren, erinnern auch so ein wenig an Jungle (2017). Keine Kritik oder ein wichtiger Verweis, sondern nur eine kleine Anekdote.
Trailer zu Die versunkene Stadt Z
Bei einer Laufzeit von über zwei Stunden sollte man meinen, daß die Gefahren, die etwa fremde Kulturen, das Land, die Natur, die Tiere und vieles weitere darstellen, auch zentral sind. Doch James Gray versteht seinen Film nicht als Unterhaltungsfilm, sondern als pures Art House. Die Frage, die sich dabei aber immer wieder stellt, ist, was einem das nun erzählen soll. Soll man seine Träume nicht aufgeben? Gut, geschenkt. Naiv, aber nett. Soll man alles aufgeben, was man hat und nach „mehr“ streben? Das wäre ja dann schon irgendwie etwas neoliberal. Im Kern ist es aber nicht so politisch. Es ist viel eher eine Geschichte – Achtung, ganz originelles Hollywood-Konzept – über Väter. Ja, der Konflikt der Familie ist hier so wichtig, daß die Reise sogar für einen nicht unwesentlichen Teil der Geschichte unterbrochen wird, nur damit die Familie sich aussprechen darf. Natürlich passt es den Kindern auch nicht, wenn sie ihren Vater nie sehen. Verständlich. Auch die Frau hat da ein Problem mit. Hier werden dann bedingt durch die Zeit und den Fokus eben ganz altbackene Rollenbilder verteilt. Das will man dem Film nicht vorwerfen, es handelt sich eben auch um ein Period Piece. Doch dadurch verkommt die Figur von Sienna Miller eigentlich zur absoluten Passivität, die vielleicht nur noch mal unterstreichen soll, wofür man kämpft und was einen dann im Endeffekt erwarten wird. Sicherlich wird das marginal zum Finale hin noch etwas aufgedröselt, aber viel sollte man an der Stelle nicht erwarten.
Ein Grund, warum Die versunkene Stadt Z so vielen gefiel, liegt wohl darin begründet, daß er in einer ganz alten Hollywoodtradition entstanden ist. Echte Sets, großes Abenteuer. Doch auf der anderen Seite könnte man auch behaupten, daß etwas, was alt ist, eben auch schon abgelaufen ist. Die Frage ist, warum sollte man das gut finden, nur weil es wie früher ist? Das ist eben ganz klassisches Reminiszenzen-Kino, daß dann auch irgendwie dafür gemacht ist, Leute einzulullen. Auffallend ist zudem, wie stark ein Überlegenheitsgedanke hier vorherrscht. Sobald die Figuren auf eine fremde Kultur treffen, vermitteln diese immer wieder den Eindruck, explizit in jeder Form überlegen zu sein. Man muss das erforschen und durchforschen, doch hat das eine sehr unangenehme Komponente zu sich. Darüber hinaus ist dieses Werk natürlich gesegnet dadurch, daß es so großartige Schauspieler vorzuweisen hat. Dieses Spiel von Charlie Hunnam schmiegt sich perfekt in die insgesamt ruhige Atmosphäre. Man durchdringt die Figur, versteht, was in ihrem Innersten abläuft und es braucht kaum eine exzessive Gefühlsregung von Hunnam, um eine Veränderung dessen auszudrücken. Er trägt diesen Film, während vor allem der Supporting-Cast um Pattinson, Miller, Holland, McDiarmid und Melling zu überzeugen weiß. Und Hunnams Figur verspürt auch einen gewissen Druck, weil er natürlich Beweise für seine Behauptung bringen muss, während er etwa von seinen Mitmenschen immer mehr bedrängt wird.
Natürlich erahnt man schnell, was für Weichen und Konflikte sich im Verlauf der Geschichte entwickeln müssen. Das ist nicht so spannend, doch die direkte Interaktion der Figuren sorgt bedingt durch das starke Schauspiel indes dafür, daß das auch nicht weiter ins Gewicht fällt. Die Frage, die man sich dann im Verlauf des Geschehens stellen muss, ist, ob es das gesamte Drama überhaupt wert war. Und damit ist nicht der Film gemeint. Denn immer wieder wird auch die Frage in den Raum geworfen, ob es Percy Fawett überhaupt nötig habe, sich solchen Strapazen überhaupt auszusetzen. Das wird dann mit einer gewissen Ehre erklärt, doch zu einer Lösung, zu einem friedvollen Ende kann es nicht kommen. Insofern bedient der Film da eine relativ Humantische These.
Vieles lässt sich gar nicht über Die versunkene Stadt Z sagen. Er ist ganz nett anzusehen, aber zu lang. Er ist echt, aber zu unoriginell. Er kann unterhalten, aber auch einschläfern. Er zeigt tolles Schauspiel und ist indes daran interessiert eine gewisse Geschichte aufzuarbeiten, doch verbleibt dabei viel zu romantisch verklärend an längst vergangenen Tagen hängen.