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Ein Ticket für zwei

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Ein Ticket für Zwei Kritik

Ein Ticket für zwei Kritik

Ein Ticket für zwei Kritik
0 Kommentare - 17.09.2022 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Ein Ticket für zwei" ist.

Bewertung: 3.5 / 5

Der entnervte Manager Neal Page (Steve Martin) verpasst seinen Flug nach Chicago und muss nun einen anderen Weg finden, um das Versprechen, rechtzeitig zu Thanksgiving zu Hause zu sein, einlösen zu können. Bei einem Versuch in New York ein Taxi zu bekommen, trifft er auf den Vertreter Dale Griffith (John Candy), der ihn von jetzt an begleitet. Nun geht Neal durch endlose Strapazen und immer mehr von seinem unfreiwilligen Begleiter genervt.

Die Gegenüberstellung zweier Welten, ist das, was so ziemlich jedes Werk ausmacht. Nicht in dem Sinne, daß es unbedingt das Zentrum der Geschichte wäre, wohl aber, daß es den Zustand des Menschseins beschreibt, weil der Mensch eben so ist: Konfliktgeladen, immer so wenig mit den Werten des Gegenübers überfordert. Und wenn man das auf einer rein intellektuellen Ebene betrachtet, dann kann es nur einen Ausgang für ein solches Szenario geben, also zumindest in einem Werk, welches nicht von endloser Schwere geplagt ist, wie in dieser Komödie. Natürlich müssen sich die beiden Figuren, die auch unterschiedliche soziale Schichten repräsentieren, dann annähern. Da könnte man einiges meckern, schließlich ist es nicht die Aufgabe von Filmen, seinen Zuschauer zu erziehen. Weiterhin darf man dann fragen, warum denn nur eine Person in dieser Hinsicht belehrt werden muss. Nur, weil die andere vermeintlich gut ist? Das sind alles so Gedanken, mit denen man sich unweigerlich befassen muss, wenn man Ein Ticket für Zwei sieht. Denn nichts ist so offenkundig, wie diese spezielle Form von Culture-Clash, die John Hughes seinem Zuschauer zumutet. Wenngleich der Film keine Zumutung ist und das auch nicht abwertend verstanden werden soll, so ist er im Kern doch recht simpel gestrickt und sorgt auch nicht für die Gesichtsfalten, die man sich so sehnlichst herbeiwünscht. Klar ist das subjektiv, doch geschulte Augen werden das sofort erkennen.

Es ist eigentlich offenkundig, doch wenn man sich mit diesem Film befasst, muss man sich zunächst mit den Charakteren befassen. Da ist dann klar, daß es da Unterscheide gibt. Wir lernen den launischen und stets gestressten Angestellten Neal kennen, der eigentlich nur über die Feiertage zu seiner Familie möchte und so ziemlich jedem, den er unterwegs trifft, etwas mürrisch gegenübertritt. Dann lernt er den Vertreter Dale Griffith kennen, der so ziemlich das Gegenteil seiner Person ist. Er ist offen, etwas tollpatschig und eben empathisch im besten Sinne. Natürlich entspricht er so den gängigen Stereotypen einer eher schlichter gestalteten Figur. Doch dieser Umstand trügt, wenn man sich dem Finale des Films nähert. Besser gesagt, wenn man zwischen den Zeilen liest. Ja, auch hier kann die Erfahrung helfen und man erahnt, daß da eine unerwartete Wendung auf den Zuschauer zukommen soll. Und normalerweise wäre das ein Problem, weil der gesamte Film einem dies als große Offenbarung verklären wollte. Allerdings ist John Hughes mit Ein Ticket für Zwei dieser Falle konsequent entkommen. Das liegt zum einen daran, daß die Wendung der Geschichte, für sich genommen, eine gute Wendung ist. Sicherlich erwartbar, aber in seiner Konsequenz und Bedeutung für die Charaktere, auch ein Plädoyer für die Komplexität menschlicher Vorgänge und damit hebt der Film sich eben auch vom eindimensionalen Komödien-Stigma ab, nach welchem Figuren eben eindeutig sind. Und zum anderen aber auch, weil der Film seinem Zuschauer auch schmerzhafte Momente somit zutraut.

Denn das ist eine ganz große Stärke am Film. Der Zuschauer weiß eigentlich zu Beginn, daß da irgendwas sein muss und durch das charismatische Spiel seiner Hauptdarsteller und die clevere Schreibe, lässt er sich viel eher darauf ein, daß gezeigte auch emotional zu bewerten. Es ist erstaunlich, wie Hughes es hier schafft, zwischen Freudentränen, durch absurdeste Momente und gesellschaftlich negativ konnotierten Tränen der Trauer und des Mitfühlens hin- und herzuwechseln. Spielend leicht wechselt Hughes zwischen diesen ganz besonderen Formen der Emotionalisierung hin und her, ohne den Zuschauer gefügig zu machen und auf eine unsaubere Art zu manipulieren. Und lustig ist der Film vor allem dann, wenn er seine Figuren in immer neue Situationen wirft. Sei es ein eher ungewollten Explosion eines Fahrzeuges. Dem ständigen, eine Übernachtung in einem seltsam anmutendem Motel, eine, unangenehm empfundenen Wiedertreffen Dels durch Neal oder einfach die Attitüde, mit welcher diese sehr unterschiedlichen Menschen auf ihren unterschiedlichen Wegen immer wieder begegnen. Dabei lässt Hughes auch die ein oder andere philosophische Lethargie und Sinnsuche teil der Geschichte werden, indem die Gründe des Handelns einzelner Figuren konsequent aufgearbeitet werden.

Natürlich ist die grundsätzliche Attitüde, nach welcher die Figuren im Geschehen aneinandergeraten, auch so ein wenig Hollywood-Magie oder einfach amerikanische Lebensart, die sich auf eher unterkühltere und analytische Kulturen weniger übertragen ließe, doch das dürfte auch jedem klar sein. Wonach Hughes letztlich sucht, ist ein Zusammenhalt und ein Zusammenwachsen von Schichten. Dabei tut der Film gut daran, nicht zu politisch zu werden, weil man ihm dann einen Strick darauß drehen könnte. Allerdings trägt der gesamte Film auch eine metaphorische Tiefe zu sich, die man so nur im Komödiensegment finden kann. Der Klassenkampf, er ist hier nicht einfach nur ein witziges Konzept, sondern wird von den Figuren im ständigen Ringen um die beste Transportmöglichkeit von A nach B sogar wörtlich ausgelebt. Zwar nicht in der Kombination der Hauptfiguren, dennoch aber mit einigen Nebenfiguren, die damit den Konflikt verdeutlichen. Insgesamt deckt der Film damit auch eine Falschheit der Menschheit auf. Denn wie gesellschaftlich immer noch nicht recht aufgearbeitet, verwechseln die Figuren Schweigen mit Höflichkeit. Besonders an Page lässt sich eindeutig erkennen, daß er mit seinem Gegenüber so gar nicht zurechtkommt und man merkt ihm an, daß er nach und nach mehr die Ehrlichkeit findet, diese Probleme auch auszusprechen, allerdings auch in einem gewissen rhetorischen Rahmen.

Das gesamte Werk versprüht einen gewissen Charme, der sich vor allem in einer Leichtigkeit und Simplifizierung wiederfindet. Damit gelingt Ein Ticket für Zwei sicherlich keine Offenbarung, weil das Muster altbekannt ist und man als Zuschauer nicht belehrt werden muss, doch auf der anderen Seite ist der Film erstaunlich kurzweilig und bietet ein atemberaubendes Leinwandduo, daß sich aus einer cleveren Kombination unterschiedlicher, gesellschaftlicher Schichten zusammensetzt.

Ein Ticket für zwei Bewertung
Bewertung des Films
710

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