Bewertung: 5 / 5
Über diesen Film etwas zu schreiben, ohne zu spoilern, finde ich ziemlich schwierig. Mehrere Aspekte kann ich nicht direkt ansprechen, aufgrunddessen klingen manche Formulierungen etwas vage und schwammig. Am besten verweise ich direkt auf die Moviejones-Kritik, welche "Ex Machina" sehr gut ohne Spoiler beschreibt. Ihr könnt euch den Film selbstverständlich auch direkt anschauen, das ist der leichteste Weg ;-)
Folgendes Zitat juckt mir jedoch in den Fingern, das muss ich einfach einbringen. Ich werde es als Spoiler markieren.
Welcome to Jurassic Park!
Ein Wissenschaftler, der sich fernab der Menschheit in idyllischer Natur ein Forschungslabor eingerichtet hat. Ein Wissenschaftler, der keine Kosten und Mühen gescheut hat, das Leben neu erschaffen möchte, letztendlich jedoch an seinem eigenen Narzissmus scheitert und sich seiner Schöpfung geschlagen geben muss. Sein Forschungslabor ist nur per Hubschrauber erreichbar und die Musik in der Eingangshalle erinnert zum Teil an John Williams "Theme from Jurassic Park".
Ich war ziemlich begeistert davon, wie man die Jurassic Park Thematik hier aus einem neuen, maschinellen Blickwinkel betrachtet hat. Wer weiß, was die Wissenschaft in Zukunft noch alles hervorbringen wird, aber die Entwicklung künstlicher Intelligenz ist aus heutiger Sicht greifbarer als das Klonen von Dinosauriergenen. Sogar die klassische Jurassic Park Melodie hat für mich jetzt einen neuen Aspekt hinzugewonnen. Mal schauen, wie lange das anhält^^
Trailer zu Ex Machina
"Ex Machina" lebt zum Einen von seinem minimalen, aber groß aufspielenden Cast (Domnhall Gleeson, Oscar Isaacs, Alicia Vikander) und zum Anderen von der symbolträchtigen Bildsprache. Bis auf das IT-Genie Nathan, seine Haushaltshilfe Kyoko, den Programmierer Caleb und die weibliche K.I. Ava finden sich keine relevanten Charaktere in der Handlung und so entwickelt der Film seine eigene Dynamik, seinen eigenen Mikrokosmos. Die klaustrophobe und kameraüberwachte Forschungseinrichtung steht dabei in Kontrast zur Freiheit und Offenheit in der Natur. Geradezu paradox wirkt es, so einen Haufen an Beton, Metal, Glasfaserkabel und digitalem Schnickschnack abgeschieden an einem idyllischen Ort in der Natur vorzufinden. Die Sterilität schneidet sich mit der Natürlichkeit, das Leben mit den maschinellen Abläufen. Nathan steht trotz seiner Abgeschiedenheit "voll im Saft": Er isst gerne, betrinkt sich oft, treibt Sport. Calebs Leben dagegen wird vereinnahmt von seinem Job. Er gleicht einem Roboter, hat kaum soziale Kontakte und tut sich schwer, daraus auszubrechen.
Faszinierend und zugleich erschreckend wird es dann, wenn Alex Garland die im gesamten vorherigen Absatz beschriebene Dualität aufhebt und miteinander verschmelzen lässt. In "Ex Machina" zeichnet er nicht nur das Bild einer K.I., er zeichnet auch und vor allem das Bild eines Menschen - in mehreren Facetten. Der Mensch kann die K.I. nicht entwickeln und hinterfragen, ohne sich auch selbst gegenüberstehen und zu hinterfragen. Wie definieren sich Bewusstsein und Intelligenz im Allgemeinen? An dieser Stelle offenbart sich die Klasse des Drehbuchs und Alicia Vikanders überzeugenden Spiels. Sie ist die perfekte Symbiose zwischen Mensch und Maschine und wie Caleb wird man als Zuschauer mehr und mehr von ihr vereinnahmt. Das Drehbuch gibt den Weg vor, macht sich schließlich von jeglicher bekannter (Hollywood-)Norm frei und führt die Geschichte konsequent zu Ende. Was bedeutete das für mich als Zuschauer? Ich freute mich und wurde gleichzeitig vor den Kopf gestoßen. Dieses Ende vereint die Hoffnungen und Gefahren der Entwicklung einer K.I., es fühlt sich an wie ein Gabelweg.
So beeindruckt von einem Film, der sich primär mit künstlicher Intelligenz beschäftigt, war ich selten. In "Ex Machina" setzt sich Alex Garland sehr intensiv mit der Thematik auseinander, hier bleibt kein Stein auf dem anderen und wenn der Abspann läuft, fühlt man sich einfach nur aufgekratzt. Seine Zukunftsvision ist ehrlich und realistisch. Die Kinowelt braucht eindeutig wieder mehr solcher Filme, des Weiteren bin ich gespannt, wie sich Alex Garlands Karriere in den nächsten Jahren entwickeln wird. So einen Debutfilm hinzulegen lässt jedenfalls auf Großes hoffen, aus seinen früheren Aktivitäten als Drehbuchautor kann er mit Sicherheit auch Einiges mitnehmen.
Für dieses kleine Meisterwerk "Ex Machina" vergebe ich 10/10 Punkten.