Kampf der Titanen Kritik

Bewertung: 3 / 5

Bin gerade von der 17:15 Vorstellung zurück und habe den Film nach einem kleinen Stadtbummel und Burgern erst einmal sacken lassen. Hm... Das war also das neue Kampf der Titanen. Was soll man da sagen außer, war das etwa alles was Herr Leterrier zustande bekommt? Die griechische Mythologie bietet genug Stoff für epische Filme ohne Zahl, aber muss sie denn so verwurstet werden? Verwurstet trifft es sogar nicht im entferntesten, vergewaltigt schon eher. Bereits das Original von 1981 hielt es nicht immer wirklich so genau, aber was hier abgeht, hat auch nichts mit schöpferischer Freiheit des Regisseurs zu tun. Es ist streckenweise einfach Anmaßung. Als gutes Gegenbeispiel fällt mir God of War ein. Auch hier wird nicht alles so genau genommen aber die Mythologie geschickt in einer einzigartigen Geschichte verpackt. Kampf der Titanen ist dagegen nicht Fisch noch Fleisch. Es schnappt sich die Mytholgie, verwurstet diese und packt sie dann in das Korsett des Originalfilms (man will ja ein Remake sein), um dann paar Dinge dazuzudichten, die aber selten Sinn machen. Dazu später mehr, erstmal noch alles auf Anfang.

Als Halbgott geboren wird Perseus von einem Fischer aufgenommen und aufgezogen. Er fühlt sich als Mensch und hat wenig übrig für die Götter, als eines Tages Hades jedoch seine Familie tötet, schwört er Rache. Auch sonstwo begehren die Menschen gegen die Götter auf. Hades bietet Zeus darauf an, die Menschen mit Angst gefügig zu machen, da dieser bisher zu nachsichtig war, der Kraken soll dazu Argos in 10 Tagen vernichten. Perseus wittert seine Chance mit der Vernichtung des Kraken sich auch an Hades zu rächen. Doch dazu muss er erst die Medusa besiegen.

Etwas abgeändert, folgt das 2010 Kampf der Titanen ziemlich genau dem Originalfilm. Perseus wächst auf, Argos wird bedroht, Skorpione, Medusa, Kraken, Calibos und sogar Bubo tauchen auf. Bubo zwar nur in einer Art Slapsticksequenz, aber immerhin war diese sogar recht witzig, wenn man das Original mag. Zu Calibos sei soviel gesagt, die Rolle macht keinen Sinn. Wieso Hades Perseus nicht einfach zwischendurch grillt und unbedingt Calibos loschickt, ein Rätsel der Autoren. Die anderen mythischen Wesen sind nur drin, weil sie es auch im Original waren, so spart man sich eine kompliziert veränderte Handlung, Zuschauer sollen doch nicht überfordert werden.

Eines der großen Probleme bei Kampf der Titanen ist aber vor allem die Logik. Calibos ist so ein Fall, ein anderer ist Zeus. Wieso hilft dieser, trotz väterlicher Gefühle, Perseus dabei die Götter zu vernichten indem er ihm immer wieder hübsche Geschenke anbietet, die Perseus dauernd ablehnt. Nicht wirklich logisch. Hier bietet sich der Vergleich zum Original an. Natürlich ist dieser Film aus heutiger Sicht altbacken und streckenweise langatmig erzählt, aber die Handlung ergab in dieser damaligen Form wirklich Sinn. Die Menschen waren bestenfalls Schachfiguren im perfiden Spiel der Götter. Götter machen ihre eigenen Regeln, doch 2010 stehen Götter nur dumm im Kreis und bis auf Zeus und Hades sind die restlichen Bewohner des Olymps nur billige Standpuppen. Schade um das Potential der Darsteller.

Zurück auf der Erde fällt auf, dass auch die Menschen eine Charakterzeichnung besitzen, die dünner als Pergament ist. Die Gehilfen Perseus werden mit einem Tempo ausradiert, dass man als Zuschauer gar nicht hinterherkommt. Die Motivation der Figuren geht an einem vorbei. Es ist fast so, als wollte Leterrier die Checkliste die ihm vorlag einfach nur abhaken. Perseus check, Skorpione check, Kraken check... Das ein Film aus mehr besteht, man bei Abenteuerfilmen mitfiebern will, ist an dem Kerl vorbeigegangen. Auch Der unglaubliche Hulk litt an diesem Problem, konnte es als reinrassiger Actionfilm aber leichter kompensieren. Als Regisseurs muss ich leider sagen, taugt Leterrier sehr wenig. Er ist etwa knapp über dem Niveau eines McG und das auch nur sehr knapp.

Kommen wir zu den Effekten und hier gibt es eigentlich mehr positive Dinge zu berichten. Durchgängig sind diese alle wirklich in Ordnung und verglichen mit 1981 hat sich hier auch wirklich was in 30 Jahren getan. Aber und hier muss ich ein paar Leuten auf dieser Seite widersprechen, die neulich die RTL Ausstrahlung als billigen B-Movie darstellten. Kampf der Titanen war in den SFX seinerzeit ein Meilenstein, Harryhausen legte dort die wohl beste Arbeit seines Lebens ab und man muss den Film wohl zum ersten Mal als Kind sehen, um das wirklich schätzen zu können. Natürlich ist Stop Motion heute überholt, aber die Tricks hatten Charme und die Wesen so etwas wie eine Seele. Die CGI-Tricks im neuen Film sind durch die Bank weg gut, auch wenn Medusa etwas zu sehr nach Trick aussieht, aber sie sind eben nur das was wir aus vielen anderen Filmen schon gewöhnt sind. Leterrier schafft es nicht denkwürdige Szenen zu schaffen.

Warum bei der ganzen Kritik 6 Punkte? Weil Kampf der Titanen 2010 doch irgendwie spaßig ist. Wenn man sein Gehirn ausschaltet (dumme Menschen werden den Film eher mögen) und sich einfach nur bei extrem hohem Tempo berieseln lassen will, dann ist der Film nette Popcornunterhaltung und selbst Kleinigkeiten werden erklärt, auch wenn das an manchen Stellen keinen Sinn ergibt. Je nach Erfolg werden uns sicherlich Fortsetzungen erwarten, aber sehr viel besser werden die unter der Regie sicher nicht werden. Da verspreche ich mir mehr Potential von Immortals, ehemals War of Gods nächstes Jahr. Potential ist überhaupt ein gutes Stichwort. Kampf der Titanen hatte viel davon, doch es wird nicht genutzt sondern lieber mit Füßen getreten. Schade, einfach nur schade. Und ja, die Trailer haben wirklich die besten Stellen im Film wieder einmal verraten.

Ach, bevor ich es vergesse. Ich schaute mir absichtlich die 2D Fassung an und bin deswegen früher hingegangen, da Abends 3D Zwang zu bestehen scheint. Ich kann mir nicht helfen, aber ich habe den Eindruck, manche Szenen wurden nachträglich extra für 3D eingefügt. Die Nachbearbeitung erfolgte spät, aber so plump wie manches dargestellt war... Ich sag daher, 3D meiden, 2D schauen.