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Kampf der Titanen

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Verschenktes Epos

Kampf der Titanen Kritik

Kampf der Titanen Kritik
3 Kommentare - 13.04.2010 von NoAccount
In dieser Userkritik verrät euch NoAccount, wie gut "Kampf der Titanen" ist.

Bewertung: 1 / 5

Gleich einmal zu Beginn: Ich kenne das Original von 1981 nicht, lediglich die Perseus-Saga ist mir halbwegs vertraut. Darum bin ich eigentlich ohne große Erwartungen in den Film gegangen, die bei uns im Kino allerdings nur in 3D lief.

Zunächst einmal zum Technischen: Der 3D-Effekt des Film ist einmal die größte Enttäuschung. Es gibt nur ein paar vereinzelte Szenen, die wirlich 3D-mäßig rüberkommen, alles andere wirkt so flach wie jeder beliebige 2D-Film. Ich hab mir den Film deshalb auch streckenweise ohne Brille angesehen (was meistens ganz gut klappt. Die Unschärfe des Bildmaterials ist nur minimal). Der Aufpreis für das 3D ist dieser Film nicht wert; nicht einmal eine Münze!

Dann zum Film ansich: Zuerst will ich die positiven Aspekte erwähnen, denn es gab durchaus einige Sachen, die mir sehr gut gefallen haben.

1.) Liam Neeson als Zeus und Ralph Fiennes als Hades. Die beiden wichtigsten Götter dieses Films waren recht lebendig dargestellt und vorallem Hades fand ich richtig gut. Man merkt, das hier zwei 1a-Schauspieler gecastet wurden, die aus dem Wenigen, das ihre Rollen hergaben, das maximale gemacht haben.

2.) Sam Worthington als Perseus. Sein Charakter erinnerte mich zwar durch die Bank an Marcus Wright (oder war es doch eher Jake Sully?), aber er hat sympathisch und weitgehend authenthisch gespielt.

3.) Die Jinn und die Riesenskorpione. Die Jinn fand ich interessant gemacht und das sie auf Riesenskorpionen reiten war vielleicht die beste Idee im ganzen Film.

4.) Der Kampf gegen die Riesenskorpione. Das war nach meiner Meinung der beste Kampf im ganzen Film, einer mit genug Action, genug Spannung und gut gemachten Schnitten.

5.) Pegasus. Zwar finde ich fliegende Pferde grundsätzlich eher blöd, aber Pegasus war von allen Kreaturen am besten gemacht. Seine Flügel sahen wirklich so aus, als würden sie zu dem Pferd gehören und es war nicht klar, wann man ein echtes und wann man ein CGi-Pferd vor sich hatte.

6.) Die drei Hexen (leider fallen mir ihre griechischen Namen nicht mehr ein). Die waren klasse gemacht und irgendwie auch witzig.

Leider war's das aber auch schon mit den positiven Dingen. Dann einmal zu den negativen Aspekten und derer sind es nicht wenige.

1.) Die Story hat mit der Perseus-Sage eigentlich nur noch das Grundgerüst gemeinsam (Perseus zieht aus um Andromeda zu retten, tötet Medusa und fliegt auf Pegasus herum). Die Handlung hat sich so viele Freiheiten genommen, dass von eigentlich Mythos nicht mehr viel übrig blieb. Mir wurde dann auch gesagt, dass der neue Film auch mit dem Original von 1981 nur noch teilweise etwas zu hatte (der sich aber auch nur sehr lose an der Perseus-Saga orientierte). Aber wie gesagt, kann ich das nicht beurteilen. Ich hätte es begrüßt, wenn man die Perseus-Sage gleich ganz von Anfang an auf den Kopf gestellt hätte oder man wäre konsequent gewesen und hätte sich näher an die Vorlage halten müssen. Da man den Pfad der Saga ja schon sehr früh verlassen hat. So hat man Perseus Begleiter gegeben, wie sie sonst nur Jason hat (Argonauten nämlich) und am Ende bekämpft er eine Kreatur der nordischen Sagenwelt, den Kraken! Wofür hatten denn die Griechen Ungeheuer wie Typhon, Skylla oder Charybdis? Wenn man also die Perseus-Saga so vollkommen entstellt, hätte sich doch eigentlich die Möglichkeit geboten, den Mythos einmal ganz kreativ anders zu erzählen.

2.) Den Ablauf der Handlung fand ich schlichtweg furchtbar. Der Film gewinnt nach dem Auftauchen von Hades in Argos an Fahrt. Allerdings scheinen sich Regisseur und Cutter nicht ganz darüber im klaren gewesen zu sein, was denn nun der Höhepunkt des Films sein soll. Der Kampf mit den Skorpionen war wirklich großartig, danach verlor der Film aber an Tempo, Spannung und auch an Attraktionen. Der Kampf gegen Medusa ging furchtbar schnell vorüber und das Finale mit dem Kraken wirkte auf mich sehr gehetzt, als wollte irgendeine vorgegebene Zielzeit einhalten. Der Abgang von Hades war sogar richtig lächerlich (weil besonders einfach und dazu auch noch in weniger als zwei Minuten). Das Tempo dieses Films stimmte überhaupt nicht.

3.) Die Special-Effects waren auch eine sehr gemischte Sache. Teilweise sehr gut (Pegasus) und dann teilweise sehr schlecht (Medusa). Die Darstellung von Argo sah mir viel zu sehr nach CGi aus und wirkte kein bißchen wie eine echte Stadt. Auch die Riesenskorpione wirkten aus der Nähe viel weniger realistisch als aus der Ferne. Ich weiß nicht, wen die Produzenten da als Lieferant für die CGi-Modelle bestellt hatten, aber wer immer es war, die Arbeit war sehr mittelmäßig. Medusa bewegte sich zwar sehr flüssig, aber wie viele der letzten Generation von CGi-Monster sehr unrealistisch. Zudem war ihre Textur sehr grob gemacht und sie sah auch kein bißchen aus wie ein echtes Wesen. Was sehr schade war, das sie eigentlich ein recht hübsches Gesicht hatte.

5.) Die Länge des Films ist ein weiterer Kritikpunkt. 106 Minuten Laufzeit sind einfach viel zu wenig, um einen Fantasy-Kosmos wie diese Perseus-Welt erstens genauer zu erklären und zweitens zu zeigen. Die Geschichte an sich ist doch sehr episch, also sollte die Handlung auch episch erzählt werden. Hätte man zwanzig oder vierzig Minuten angehängt, wäre wahrscheinlich ein sehr viel besserer und tiefsinnigerer Epos entstanden.

6.) Viele Dinge in dieser Perseus-Welt werden nur ganz kurz angeschnitten und dann vollkommen aussenvor gelassen. Zum Beispiel, das sich die Götter überhaupt nicht einig sind, was mit den Menschen geschehen soll. Poseidon war vollkommen nutzlos, lediglich Apollo und Hermes hatten ein paar Zeilen mehr. Von Artemis, Hera oder Athene war gar nichts zu sehen (Was ist mit der Frauenquote im Olymp passiert?) Man hatte sich lediglich auf Hades und Zeus konzentriert und alle anderen Götter zu reinen Statisten degradiert. Das war ein sehr schweres Versäumnis. Ein weiteres Beispiel für das Anschneiden und dann doch Weglassen sind die Hintergründe für die Jinn und Medusa. Man erfährt ein ganz klein bißchen etwas, aber das wars dann auch schon. Wer sind die Jinn, wo kommen sie her? Warum sind sie gegen die Macht der Titanen oder Götter immun? Warum liegen sie überhaupt mit den Göttern in Zwietracht? So waren die Jinn nur ein schmuckes Beiwerk, bei dem Maskenbildner ein ganzes Stück Arbeit hatten.

7.) Auch Medusa, die eigentlich einen sehr tragischen Hintergrund hat, wurde dann doch nur als 08/15-Filmmonster vergeudet, ohne weiter auf ihren Charakter einzugehen. Von den sehr mittelmäßigen CGi-Effekten abgesehen, fand ich es vollkommen überflüssig, das sich ihr Gesicht reptilienhaft verändert, wenn sie Menschen versteinert. Am Ende des Films zeigt sich ja, das dieser Effekt dazu keine Notwendigkeit ist. Aber man wollte hier ein Monster in bester Stephen-Sommers-Manie (Die Mumie usw.) noch monströser machen, wenn es schreit und kreischt. Als der Moralist, der ich nunmal bin, muss ich noch anfügen, das die Ermordung von Medusa eigentlich die größte Ungerechtigkeit des Films ist (vorallem da Io zuvor noch erwähnte, das Medusa von den Göttern zunächst vergewaltigt und dann dafür auch noch bestraft wurde). Hätte sie nicht ebenso viel Grund gehabt, gegen die Götter zu kämpfen, wie Perseus? Hier haben sich die Filmemacher dann seltsamer Weise doch sehr nah am Perseus-Mythos orientiert, wo man doch sonst alles andere auf den Kopf gestellt hat...

7.) Genau so dünn und armselig wie die Welt behandelt wird, in der Perseus lebt, genauso blass bleiben fast alle Charaktere. Zumindet die Argonauten sind ein wenig differenzierter, aber letztlich nur Kanonenfutter für die Skorpione und Medusa. Die beiden syrischen Jäger (falls sie aus dieser Ecke kamen, es könnten auch Perser gewesen sein...)waren nahezu vollkommen nutzlos und der Gag, das sie am Ende in Argos mit einem berittenen Riesenskorpion auftauchen, machte überhaupt keinen Sinn. Auch die Jinn hatten keine wichtigere Rolle mehr, nachdem sie Perseus und die Argonauten zu den Hexen gebracht hatten. Io blieb ebenfalls blass und ihr Zusammenspiel mit Perseus gefiel mir überhaupt nicht. Auch Andromeda - im übrigen der einzige Charakter in diesem Film, der so etwas wie Gewissen und Verantwortung zeigte, also alles, was einen Menschen Größe und Würde verleiht - hatte mit der Handlung eigentlich gar nicht viel zu tun. Das sie am Ende gerettet werden durfte, kam mir vor wie ein Extrabonus, da Perseus' Loveinterest eigentlich Io gewesen ist.

9.) Wie gesagt gefiel mir das Tempo und auch die Dramarturgie der Kämpfe nicht. Der wirkliche Höhepunkt war der Kampf gegen die Riesenskorpione. Der Medusa-Kampf war vollkommen verschenkt, der Attentäter (sein Name ist mir entfallen) vollkommen für die Handlung vollkommen überflüssog. Also bleibt noch der Kampf gegen den Kraken. Das war eigentlich gar kein Kampf, denn Perseus war hinter den geflügelten Wesen von Hades her und absolvierte dabei zwischen den Armen des Kraken, einen Hindernisparkour. Der Kraken schnappt nur ein einziges Mal nach Pegasus und Perseus und das wars dann auch schon. Bei der Verfolgungsjagd der fliegenden Kobolde war Spannung und Dramatik ebenfalls Fehlanzeige. Das Finale war nichts weiter als eine superteure CGi-Show ohne Witz und Unterhaltungswert.

10.) Letztlich bleibt mir noch zu sagen, das der Titel "Kampf der Titanen" vollkommen irreleitend und schlichtweg falsch ist. Die einzige Titanin (die im Film als solche bezeichnet wird (was myhologisch inkorrekt ist) ist ja nur Medusa, der Kraken war eine Ausgeburt von Hades, der die Titanen besiegt hat. Und selbst wenn man den Kraken noch als Titanen durchgehen lassen würde, haben sich er und Medusa ja keinen Kampf geliefert (Anmerkung: Das hätte ich viel lieber gesehen, als das, was am Ende wirklich auf der Leinwand auftauchte). "Kampf der Götter" wäre ein besserer Titel gewesen, da Hades ja versucht hat Zeus zu stürzen. Aber auch Perseus gegen die Titanen oder Perseus gegen die Götter wäre noch besser gewesen.

Als Fazit bleibt mir zu sagen, das ich mich auf diesen Film dank der Trailer schon richtig gefreut habe. Leider entpuppte sich der Film für mich als richtige Enttäuschung

Kampf der Titanen Bewertung
Bewertung des Films
210

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Sully : : Elvis Balboa
19.04.2010 08:54 Uhr
0
Dabei seit: 29.08.09 | Posts: 10.557 | Reviews: 30 | Hüte: 555
Ich finde auch, dass der Trailer doch gar keine korrekte Abhandlung der Mythologie suggeriert hat. Ganz klar stand der Abenteuer Faktor im Vordergrund. Dass man den Film mit solchen Ansprüchen nicht gut finden kann liegt auf der Hand.

Es kommt im Leben nicht darauf an wie viel Du austeilst, sondern darauf wie viel Du einstecken kannst und trotzdem weiter machst!

MJ-Pat
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CINEAST : : ReReleaser
19.04.2010 00:21 Uhr
0
Dabei seit: 17.11.09 | Posts: 2.098 | Reviews: 7 | Hüte: 121
Na ok...anscheinend ein absoluter Insider der Mythologien. Da kann man als Unwissender schlecht was zu sagen, außer...das hier wohl jemand mit falschen (und für meine Begriffe viiieel zu anspruchsvollen) Erwartungen in den Film gegangen ist. Schade, dass dir das den Film vergeigt hat...

- CINEAST -

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Tim : : King of Pandora
14.04.2010 12:55 Uhr
0
Dabei seit: 06.10.08 | Posts: 3.037 | Reviews: 192 | Hüte: 85
Sehr schöne Kritik und alles gut erklärt, 2 Punkte finde ich zwar dann auch etwas zu wenig, aber die einzelnen Punkte sind plausibel.
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