Bewertung: 2 / 5
Es ist nicht so, dass Superman einer der stärksten und intelligentesten Superhelden ist, wenn nicht sogar der Stärkste und Intelligenteste. Demnach wäre es doch eine Schande für die Filmschmiede Hollywood aus diesen unbegreiflichen Möglichkeiten, die keine Grenzen kennt, einen Film zu machen der nicht einschlägt. Ebenso wie Supermans Fähigkeiten sind die Möglichkeiten ihn einzusetzen unbegrenzt. Die beste Vorlage für einen derartigen Film. Man war lange gespannt was daraus gemacht wurde. 2006 erschien Superman Returns. Ein Christopher Reeve erstaunlich ähnlicher Brandon Routh flog über die Leinwand und belebte das älteste Superhelden Epos neu. Für viele zu langatmig und gestreckt, bot er doch alle Superman-relevanten Aspekte. Der Ur-Geschichte treu war es für „wahre“ Superman Fans eine gute und brillant dargestellte Geschichte. Etwas mehr Action und Tempo hätte man sich gewünscht, doch ein schlechter Vertreter ist er keineswegs. 2013 Sollen diese Mängel beseitigt werden. „Man of Steel“ sollte schneller, weiter und höher gehen. Alles musste neuartig sein. Doch wer das Rad neu erfinden will, muss auch Abstriche machen. Es wurde sehr viel weggelassen was an Classic Superman erinnert. Oder umstrukturiert. Um als neuer eigenständiger Film zu gelten, wurde das komplette Intro geändert. Die typische Superman Musik, die jedem ein Begriff ist und die ins Bild fliegenden Credits, sind hier kein Bestandteil. Natürlich ist das so gewollt, doch damit wurde man in der Vergangenheit in diese Welt gezogen, es war wie eine Einleitung, eher eine Einladung sich dieser Welt hinzugeben, in der es den Einen gibt, der alles kann, den fliegenden Retter. Der Film ist ein Remake der Superman Geschichte, doch will er kein Remake vorheriger Ableger sein, sondern als eigenständiger, überhaupt erster Superman Film angesehen werden. Die anderen Vertreter sollen ausgeblendet werden und dieses Werk als Supermans Entstehungsgeschichte gelten. Doch welcher Fan blendet schon die Szenen aus, die vor 35 Jahren Marlon Brando bewegt haben Christopher Reeve zur Erde zu schicken?! Wurde noch im ersten Superman Film mit Reeves 1978 die Einführung wie Superman auf die Erde gesandt wurde knapp gehalten, ist bei „Man of Steel“ beinahe schon ein eigenständiger Film daraus geworden. Es wurden so viele Details und Hintergrund dazu gedichtet, dass man nach einiger Zeit gar nicht mehr das Gefühl hat einen Superman Film zu sehen, würde nicht das eingeblendete „S“ als Prägung öfter auftauchen. Hier hätte man sich etwas kürzer halten sollen. Auf der Erde angekommen wundert man sich, wo ist denn die Vorgeschichte seiner Jugend, denn Kal El taucht bereits erwachsen im Bild auf. Der Film baut seine Geschichte mit Rückblicken auf, manchmal passend, manchmal unpassend. Schnelle Schnitte, wie hastig zusammengefügte Puzzle-Stücke und Dialoge die kaum was Natürliches haben. Man bekommt nur vorgefertigte aneinandergereihte Sätze serviert, die ergreifend und philosophisch angehaucht bedeutungsvoll klingen sollen, dabei kommen sie einem geheuchelt und abgelesen vor. Und da wären wir schon beim Wesen des Films, er hat keine Magie. Sein Innenleben ist hohl, er besitzt nur eine verdammt harte Außenschale, die nichts rauslässt, aber auch nichts rein. Eine kalte Platte bildgewaltiger explodierender Katastrophen wird uns serviert, die aber zu distanziert vom eigenen Interesse am verheerenden Unheil und Verderben der Menschen auf der Leinwand dümpelt. Zu fremd, nicht eigen, scheint die Welt vor einem, wenn man selbst im Kinositz den Weltuntergang „genießt“. Betroffenheit bleibt aus. Auch wenn die Thunderseats unter einem vibrieren und einem scheinbar die Situation klarmachen wollen. Die Erde scheint zerstört zu werden und es ist einem egal. Zu entfernt von der eigenen Welt, lässt diese offensichtliche Filmwelt in die man sich schwer hineinversetzen kann einen kalt. Viele Köche verderben den Brei. Aber auch zu viele Zutaten. Und davon hat „Man of Steel“ genug. Bestandteile von Star Trek, Star Wars, District 9, Battleship, Prometheus, Das Ding, Alien vs. Predator, Independence Day, The Avengers, Matrix, Krieg der Welten, Twister, Hancock und wahrscheinlich noch viele mehr „scheinen“ sich hier zu beißen. Es ist alles zu viel des Guten, zu viel an Raumschiff Action und zu viel Science Fiction. Superman ist „Ein Mann Action“ und das Streben nach Selbsterkenntnis. Das will dieser Film wie eigentlich alle anderen zuvor auch beschreiben, doch intensiver als zuvor soll der innere Kampf und die Konflikte zwischen Superman als Mensch und Fremder verdeutlicht werden. Nur passiert hier eigentich das Gegenteil. Man hat kaum das Gefühl er kämpft dafür Wissen über sich selbst zu erlangen, dafür verfliegen die Szenen zu schnell und man kommt nicht zum mitfühlen mit seiner Einsamkeit. Das Tempo des Films erlaubt keine Intensität zur Hauptperson. Von den Effekten her, von denen es mehr als genug gibt, kann ich nicht behaupten sie seien besser als in „Superman Returns“. Im Gegenteil, kamen mir die Bewegungen in der 2006er Ausgabe realer vor, als manche unecht wirkenden bewegungsphysischen Effekte im aktuellen Werk. Auch die Umgebung zeugt von nicht traditionell handwerklichem Entstehen, sondern verbreitet eine schöne-grausige Green Screen und CGI Atmo. Leider nicht mal besonders gut. Es fällt so viel kalter brennender Beton auf die Erde, vergleichbar mit der kalten Beton Stimmung die der Film auf einen überträgt. Das Warme daran fehlt komplett. Die Smallville-Idylle, das vertraute Zwischenmenschliche, vor allem in Kal Els Familie scheint zu aufgesetzt. Es fallen viele große Worte, die ihn zu einem guten Menschen, einem Übermenschen machen sollen, doch diese kommen offensichtlich aus der Phrasen Fabrik. Auch die Action wirkt phlegmatisch. Teilnahmslos sieht man halt mal zu. Der Kampf in „Superman 2 - Allein gegen alle“ war dramatisch, man fühlte sich betroffener, es tangierte einen mehr und man nahm ihn nicht nur einfach hin, ohne eigene Teilnahme und gleichgültig wie in „Man of Steel“ wo alles ziemlich herzlos wirkt. Hauptsache es kracht laut und es geht viel kaputt. Es wurde so viel Wert gelegt den Film mit fremdartigen Hintergrunddetails vollzupacken, dass die echten Fans vergessen wurden, die noch Wert auf Tradition legen. Natürlich sind Änderungen nicht immer schlecht und ein frischer Wind hat Batman wieder groß gemacht. Man sollte aber nicht versuchen essentielle Aspekte zu ändern, wegzulassen, oder komplett anders darzustellen und damit eine ganze Sage auf den Kopf stellen und Vorgänger Lügen strafen. Der Film ist so sehr anders, dass er gar kein Superman-Film mehr ist, oder sein will. Man baut auch keine Geschichte um Batman auf, wo er ungetreu ein Cyborg ist, von Überaliens gesandt auf die Welt um uns zu erforschen und unsere Tiefen der Seele zu analysieren. Hauptsache komplett anders. Natürlich ist das jetzt komplett übertrieben als Vergleich. Doch genauso scheint „Man of Steel“. Er soll viel mehr ein „The Avengers“ im Alleingang sein. Doch die Marvel Konkurrenz hat es einfach besser hinbekommen. Mehr Ironie, besser umgesetzte Action, passenden Humor, gute Darsteller und eine bessere Story. Man kann nicht sagen, dass es an Henry Cavill liegt. Widererwarten ist er ein guter Superman Darsteller. Manchmal sogar Tom Welling aus „Smallville“ ähnlich, in Aussehen und Mimik. Man kann ihm jetzt unterstellen, etwas steif zu sein, doch was erwartet man, er ist aus Stahl! Henry Cavill war eine gute Wahl für diesen Job. Ebenso nimmt man dem schwarz gewordene Perry White, alias Laurence Fishburn den Chef des Daily Planet ab. Amy Adams bietet zwar die Frechheit die Lois Lane ausmacht, doch in keiner Sekunde sah ich sie in ihr. Wie auch Diane Lane eine gute Schauspielerin sein kann, doch die Rolle der älteren gutherzigen Martha Kent ist ihr nicht auf den Leib geschneidert. Erstens glaubt man nicht dass sie so alt ist wie dargestellt, da kommt ihr auch ihr gutes Aussehen in die Quere und zweitens versprüht sie nicht diese Mitfühlende Aura, wie z.B. Tante May, alias Rosemary Harris aus Sam Raimis Spiderman, oder auch Martha Kent, alias Annette O`Toole aus Smallville. Bei Kurt Russell hatte ich dauernd das Gefühl Jeff Bridges aus Tron Legacy vor mir zu sehen. Keine Ahnung woher diese Assoziation kam. K. Costner liefert einen akzeptablen Job ab, auch wenn er auch nur Phrasen von sich geben darf. General Zod, wird bedrohlicher als je zuvor dargestellt, ohne Gnade und Gewissen. Sehr gut dargestellt von Michael Shanon, auch wenn er aussieht wie aus „300“ entsprungen. Im Ganzen ein sehr guter Cast der gute Leistung abliefert. Fazit des lang erwarteten neuen Superman-Versuches: Ein guter Action Film ist er allemal, doch für viele Superman Fans enttäuschend. Zu viel wurde dran rumgebastelt um eine einzige große Explosionsorgie abzuliefern. Für mich selber muss ich eingestehen kurz nach Ende des Filmes gedacht zu haben – auf diesen enttäuschenden Moment habe ich jahrelang gewartet?- Ich weiss nicht, wahrscheinlich habe ich mir ein Superman Return-Clon gewünscht, d.h. Superman getreu, der allerdings Lex Luthor mal außen vor lässt und einen Gegner wie Doomsday endlich auf die Leinwand bringt. Leider kam ein bombastischer Film heraus, mit etwas Superhelden Einpflegung. Die wenigen Szenen, wie z.B. das Lüften des Superman-Anzuges, oder wenn Superman sauer wird, dass seine Mutter angegriffen werden soll die den Puls höher schlagen lassen sind seltene Höhepunkte die nicht viel dieser Ansichten ändern können. Ein weiteres Sichten um vielleicht zu überdenken wird schwer fallen, aber nötig sein.
Man of Steel Bewertung