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Marriage Story

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Baumbach macht den Bergman

Marriage Story Kritik

Marriage Story Kritik
10 Kommentare - 09.12.2019 von MobyDick
In dieser Userkritik verrät euch MobyDick, wie gut "Marriage Story" ist.
Marriage Story

Bewertung: 4 / 5

Eigentlich hatte ich nicht vor, den Film hier großartig zu rezensieren, aber es gab diesen kurzen Austausch zwischen Eli4s und luhp92, wo ich schon eine Antwort verfasst hatte. Diese war aber so ausschweifend, dass ich mir dann dachte, dass ich dann doch glatt auch mal so einen Film reviewen kann. So, why not?

Erstmal vorweg: Marriage Story ist richtig gut. Punkt. Und er ist so gut, dass er sich tatsächlich vor dem anderen Netflix-Prestige-Projekt dieser Tage (The Irishman) keinesfalls verstecken braucht. Und obwohl beide diese Filme sicherlich zu den besten Filmen dieses Jahres (oder gar Jahrzehnts) gehören dürften, werde ich auch diesem Film nicht mehr als 8 Punkte geben können. Völlig subjektiv, aber im Folgenden werde ich versuchen, das auch noch argumentativ zu unterrfüttern.

Trailer zu Marriage Story

Vorerst noch kurz zur Einwertung der beiden genannten und geschätzten Foren-User: ich kann absolut verstehen, warum luhp den Film eher mittelmäßig bewertet. Mir ist häufig aufgefallen, dass er sehr analytisch an vieles rangeht, und dann ist hier tatsächlich viel, was man diesem Film ankreiden kann. Und dass Eli4s den Film so überragend empfindet, nun ja, wir hatten eine ausführliche Diskussion über Nocturnal Animals und die verschiedenen möglichen Lesarten. Daher kann ich, wenn ich das etwas weiter spinne, es bei ihm sehr gut nachvollziehen, warum er den Film hier so groß abfeiert. Nur noch kurz, ich kenne beide nicht persönlich und nur anhand meiner kurzen Austausche mit beiden muss ich die beiden nicht richtig einschätzen können, aber irgendwie fühlte ich mich hier in meiner Einschätzung beider Personen bestätigt. Nicht mehr. Und keine Sorge, das werden nicht die einzigen beiden User sein, die ich in diesem Review noch erwähne ;-)

Ganz kurz zum Film:

Erzählt wird etwas ausgewalzt über eine Laufzeit von über 2 Stunden, wie eine augenscheinlich einvernehmlich freundliche Trennung/Scheidung immer mehr aus dem Ruder gerät und wie sich die beiden vermeintlich Freunde bleibenden Protagonisten immer stärker an den Hals gehen.

Das ist gut gespielt (sogar sehr gut), fein beobachtet, und tatsächlich ist der Film ein deutlich wertigerer Kramer gegen Kramer (der Scheidungsfilm schlechthin, der Anfang der 1980er Jahre so ziemlich alle Preise abräumte), da hier nicht für die eine Person Partei ergriffen wird, sondern versucht wird, eine ganzheitliche Beobachtung abzuliefern.

Baumbach versucht hier möglichst stark alle Richtungen zu bedienen und er macht seine Sache sehr sympathisch, da er trotz allem auch immer weiss, dass es sich hier eigentlich um eine (leider) sehr alltägliche Geschichte handelt, und daher treibt er seinen Film auch immer sher nüchtern, ich möchte fast sagen, demütig voran. dabei aber immer noch genau wissend, was er hier tatsächlich abliefert. Dabei nimmt er sich den Themen eines Ingmar Bergmanns sehr gekonntan, und fügt diesem sehr formalen und analytischen Stil (aber hier wird MB80 (Tada, der weitere User!) wahrscheinlich mehr zu sagen können als ich?) seinen sehr warmen und recht herzlichen Stil bei, der die ganze Sache dann tatsächlich über die Norm hebt.

Baumbach inszeniert eine moderne Scheidungsgeschichte über zwei Menschen, die sich im Grunde immer noch mögen, nur leider nie richtig miteinander kommuniziert haben. Und am Ende mit den Konsequenzen leben müssen.

Was diesen Film dasnn doch nicht ganz so groß macht, ist die eine Tatsache, die hier wirklich so komplett nebenbei Erwähnung findet - also worüber sich Baumbach sehr wohl im Klaren ist (und was ihn für mich eigentlich deshalb nur noch sympathischer macht):

Das hier ist keine gewöhnliche Allerweltsscheidungsgeschichte, es geht hier um zwei wohlhabende Leute, die sich die besten Anwälte leisten können, und die sich aus einem Luxusproblem heraus trennen (Sie möchte sich selbst verwirklichen und sie sind nicht fähig, das miteinander zu kommunizieren). Selbst der Richter sagt an einer Stelle, dass da draussen deutlich dringlichere Fälle warten. Wir sind an einer Stelle der Gesellschaft, wo eine Frau/ eine Mutter vor Gericht aussagen könnte, dass sie ab und zu kokst und trotzdem problemlos das Sorgerecht bekommen kann. Problematisch sind ganz andere Faktoren.

Dieser Umstand nimmt dem Film in der Tat extrem viel von seiner Dringlichkeit und gibt ihm in der Tat eine Leichtfüssigkeit, da alle Protagonisten sowieso auf die Füsse fallen werden, so oder so (wie es dann ja auch passiert).

Da passt die humoritische Inszenierung sehr gut zu, denn das Leben geht trotzdem sher schön weiter. Und deshalb passt dann natürlich auch der zweite schwerwiegende Kritikpunkt, den ich an diesem Film habe, natürlich trotzdem wie die Faust aufs Auge bzw. auf das Profil dieses Films: Die Filmmusik von Randy Newman ist so typisch Newman, dass es mich den ganzen Film über regelrecht fast schon angekotzt hat, ich hatte fast das Gefühl, eine reales Toy Story, Monster Ag zu sehen, oder gleich Harry und Sally im Restaurant einen Trennungsorgasmus vorgesetzt zu bekommen. Wie gesagt, das ist subjektiv, und nicht rational erklärbar. Aber eine weitaus weniger kumpelige sondern wehmütigere Musik hätte ich persönlich besser gefunden. Und dann würde das natürlich bedeuten, jemand anderen als Newman!

Alles in allem bedient Baumbach sehr viele Stilrichtungen, sehr viele Ideen, und lässt auch vieles offen, und er macht das alles sehr gut. Aber der Film ist für eine Momentaufnahme zu selbstgefällig - auch wenn er das größtenteils absolut zu recht ist.

Da ist der andere in meinen Augen extrem überbewertete Scheidungsfilm Nader und Simin deutlich ambivalenter und dringlicher, da er zwar auch eine Scheidung eines wohlsituierten Familie thematisiert wird, welche sich einvernehmlich trennt, aber hier wird das Arm-Reich-Gefälle genauso themtaisiert wie die gesellschaftlichen anderen Themen sehr stark tangiert. Alles was auch Baumbach einfach mal zu subtil mit in den Topf wirft, da wäre mehr möglicherweise mehr gewesen.

Alles in allem ist Marriage Story für mich sozusagen der Scheidungsfilm für die Leute, die "Up in the Air" als den wichtigsten Identity Crisis Film halten - soll jetzt nicht despektierlich sein, da ich auch Up in the Air wirklich gut finde, aber der Film hat auch so seine gravierenden Probleme.

8 Punkte

Marriage Story Bewertung
Bewertung des Films
810

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10 Kommentare
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eli4s : : Moviejones-Fan
12.12.2019 12:51 Uhr
0
Dabei seit: 22.02.12 | Posts: 2.700 | Reviews: 31 | Hüte: 115

@mobydick

smile cool. Ich bin gespannt drauf, was du sagen wirst.

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MobyDick : : Moviejones-Fan
12.12.2019 10:05 Uhr
0
Dabei seit: 29.10.13 | Posts: 7.688 | Reviews: 254 | Hüte: 620

eli4s

Da hast du tatsächlich den Nagel auf den Kopf getroffen bzgl meiner Jahrzehntsbestenliste, ich bin wirklich mit mir selbst am Hadern, ob die beiden Filme auf der Liste bleiben oder nicht. Einerseits wie gesagt sind sie unter den besten Filmen des Jahres, andererseits hat das Jahr jetzt nicht sonderlich viel Qualität geliefert, das muss ich wirklich mal sacken lassen.

Leuchtturm: Ich habe jetzt wirklich sehr viel Gutes darüber gelesen und gehört, aber er hatte mich einfach irgendwie nie so richtig angesprochen. Aber nachdem du hier so eindrücklich dafür wirbst, landet der auf meiner Watchliste (schließlich habe ich mir ja auch Mandy irgendwann trotz eigentlich geringem Interesse gegeben, nachdem ich so viel von dem gehört hatte), kann aber ein bißchen dauern bis ich mir den gebe...

Dünyayi Kurtaran Adam
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eli4s : : Moviejones-Fan
11.12.2019 19:16 Uhr
0
Dabei seit: 22.02.12 | Posts: 2.700 | Reviews: 31 | Hüte: 115

@MobyDick

Und nein, ich denke nicht, dass man die Filme als Außenstehender kennen muss, da man nur die Festivalfilme vorgesetzt bekommt.

Danke für die Tipps (Persepolis ist ja sehr bekannt). Ich verstehe nur immer noch nicht ganz, warum diese wütenden Super-Filme dann nicht auf Festivals laufen oder bekannter sind, wenn sie so super und wütend sind^^...

@Deine Bewertungskriterien
Aber einen nicht "gut genug" Film setzt man doch nicht auf eine beste Filme des Jahrzehnts Liste... Da sollten doch nur 9-10 Punkte Filme auftauchen, meiner Meinung nach, wenn du es in Punkten haben willst... ^^


Warum willst du dir den Leuchtturm nicht anschauen? Das erschüttert mich. Da verpasst du etwas! Genre hin oder her. Da sollte man nicht so streng mit sich selbst sein! Was für ein Genre soll das überhaupt sein. Der Film bedient ne Reihe von Themen und "Genres".
Ich ersuche dich höchst persönlich darum, dir den Film anzuschauen und an deinen Maßstäben zu messen!

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MobyDick : : Moviejones-Fan
11.12.2019 10:14 Uhr
0
Dabei seit: 29.10.13 | Posts: 7.688 | Reviews: 254 | Hüte: 620

luhp:

Vielen Dasnk für den Hut :-)

eli4s:

Nader und Simin ist wie gesagt ein guter bis sehr guter Film, aber ich finde auch, dass er ein sich sowohl beim inländischen als auch beim westlichen intellektuellen Publikum anbiedernder Film ist. Er hat weder den Punch noch die Wut, die solche Filme, die tatsächlich aus diesen Ländern kommen, manchmal in meinen Augen haben sollten, er plätschert gefühl so vor sich hin, obwohl da doch immer was passiert. Ohne mich jetzt mit iranischen Filmen besonders auszukennen, kann ich dir auf Anhieb zwei persische Filme nennen, die ich besser finde (Der Geschmack der Kirsche und Close-Up) und zwei Filme, die von einer persischstämmigen Regisseurin kommen (Persepolis und Huhn mit Pflaume). Außerdem gibt es da diesen einen Roadmovie über zwei Brüder, aber der Name will mir partout nicht einfallen. Und nein, ich denke nicht, dass man die Filme als Außenstehender kennen muss, da man nur die Festivalfilme vorgesetzt bekommt. Wie gesagt, ich bin kein Spezialist für iranische Filme, aber gerade bei solchen repressiven Gesellschaftsformen kommen immer mal wieder großartige Filme bei rum, wenn sie wütend genug sind (In Griechenland beispielsweise von Costa-Gavras oder in der Türkei von Güney) - und all das fehlt mir bei N&S. Wie gesagt an sich ein ziemlich guter Film, aber in meinen Augen halt zu überbewertet. Also sehr gut und beiläufig und überbewertet schließt sich nicht aus wink

Zu Bad Times und Don Quijote:

Ich weiss, dassd die beiden nicht sonderlich groß Anklang fanden, aber für mich waren beide Filme wirklich richtig gut. Vor allem Bad times ist wirklich eine kleine Granate von Film, der als Slowburner einem erst im Nachhinein eröffnet, was er eigentlich erzählt. Das Ende macht zwar einiges kaputt, aber der Film bleibt trotzdem für mich ganz weit oben. Und Don Quijote - ich weiss nicht ob ich den Film wirklich so gut finde oder ob ich ihn gerade wegen seiner Hintergrundgeschichte unbedingt mögen will, aber ich mag den wirklich sehr!

Marriage Story sehr gut und trotzdem nicht gut genug:

Wie gesagt und auch in der Kritik selbst geschrieben, der Film ist sehr gut und braucht sich vor keinem anderen Film verstecken. Der Film hat mich auch hier und da gepackt, aber es gibt wie oben schon beschrieben die einen oder anderen Aspekte, wo er mir eben nicht so 100% gefallen hat, daher ist er für mich nicht gut genug in die 9-10 Region aufgenommen zu werden. Dennoch sehr starke 8 Punkte. Und wie ich bereits überall schon herumposaunte, locker einer der besten Filme des Jahres. All das widerspricht sich nicht, hier ist lediglich der Massstab exorbitant hoch gelegt für "Gut genug". Und das ist bei Marriage Story sogar eher weniger dramatisch als bei Irishman, von welchem ich mir trotz aller Qualitäten einen deutlich besseren Film erhofft als ich bekommen habe.

So, nun zur Scherenszene:

Ehrlich gesagt fand ich die Szene zwar ganz interessant, und es hat mich gar nichts daran gestört, auch war der Milchfleck eine ziemlich lustige Idee. Aber so eindrücklich wie du habe ich das anscheinend gar nicht wahrgenommen.

Zur Bestenliste dieses Jahres:

Habe nun Parasite gesehen, empfinde den als besser. Fehlen nur noch Guzmao und OUATIH, ich hoffe das schaffe ich noch dieses Jahr :-)

Den Leuchtturm werde ich mir wahrscheinlich nicht anschauen, da es eigentlich nicht mein Genre ist.

Dünyayi Kurtaran Adam
MJ-Pat
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luhp92 : : BOTman Begins
10.12.2019 23:23 Uhr | Editiert am 10.12.2019 - 23:38 Uhr
0
Dabei seit: 16.11.11 | Posts: 17.328 | Reviews: 180 | Hüte: 634

@MobyDick und eli4s

Vorab: Danke für die Erwähnung in der Einleitung^^

"Von Armut sind sie sicher nicht bedroht, aber ist jetzt nicht so, dass sie nicht aufs Geld schauen müssten. Den ganzen Punkt habe ich aber gar nicht als wesentlich wahrgenommen."

Da muss ich eli4s zustimmen. Ansonsten möchte sich Nicole ja nicht nur beruflich verwirklichen und weiterentwickeln können, sie möchte von Charlie auch als (Ehe)Frau und als Individuum wahrgenommen werden, das nicht nur dem eigenen Karriereanstieg dient. Das ist eine essentielle Problematik für sie und nicht nur beruflich.

"Die Szene mit dem Messer... du weißt schon. War das nicht auch eine deiner tollsten, wenn nicht die tollste Szenen des ganzen Jahres und vielleicht darüber hinaus?"

Ja, schon eine der witzigsten Szenen im Film^^ Ich empfand den Übergang danach aber etwas ungeschickt umgesetzt, erst liegt Charlie (ver)blutend und halbohnmächtig auf dem Küchenboden und nur sein Sohn ist da, in der nächsten Szene sitzt er wieder putzmunter auf dem Sofa.

"Luhp hat diesen religionsaspekt hervorgekramt"

Das stimmt, allerdings merkte ich auch an, dass das eben nur eine Szene ist, die mir besonders gefiel. Eben nichts, was allgemein im Film thematisiert wird.

"Wo sind die noch besseren Filme?"

"Joker" und "Ad Astra" würde zumindest ich da jetzt nennen, auch "Once Upon A Time in Hollywood". Ansonsten schätze ich z.B. auch "The Lighthouse", "Parasite" und "The Irshman" als stärker ein.

"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."

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eli4s : : Moviejones-Fan
10.12.2019 19:05 Uhr | Editiert am 10.12.2019 - 19:07 Uhr
0
Dabei seit: 22.02.12 | Posts: 2.700 | Reviews: 31 | Hüte: 115

@MobyDick

Und jeder sieht da, eben weil der Film so pickepackevoll mit tangierten Themen ist, eben die Elemente, die für ihn mehr bedeuten hervor.

Das ist doch was gutes, oder?

Das mit dem Koksen ist leider eben keine leere Behauptung: Scarletts Charakter übt mit ihrer Anwältin irgendein Plädoyer oder Antwort und erzählt so vor sich hin, unter anderem von diesem Koksen, und wird dabei eben nicht unterbrochen sondern darf unbeirrt weiter erzählen, bis sie etwas völlig anderes erzählt und hier abrupt unterbrochen wird.

Nur weil sie vorher nicht unterbrochen wird, heißt das ja nicht automatisch, dass sie vor Gericht sagen soll/kann, dass sie kokst. Die Anwälte wollen halt einfach wissen, wo potenzielle Schwachpunkte sind. Ich habe das nicht so in Erinnerung, dass das ein Plädoyer sein soll, könnte mich jetzt aber auch irren.

Wie gesagt Nader und Simin finde ich wirklich gut bis sehr gut, aber trotzdem fand ich ihn auch irgendwie sehr überbewertet, da er doch recht beiläufig war.

Was denn nun? Sehr gut oder beiläufig und überwertet?

Wie hier bei Marriage Story ist das Jammern auf sehr hohem Niveau, weil ich das Gefühl hatte, es gibt Festivalfilme und es gibt doch bessere Filme aus dem Land, die man halt nicht so kennt. Leider fällt mir jetzt auf die Schnelle kein Beispiel ein, möglkicherweise bin ich auch nicht der rechte Scheidungsfilmfan.

Wo sind die noch besseren Filme? Wenn die so gut sind, müsste man sie doch kennen?
Die legst da schon astronomisch hohe Maßstäbe an, finde ich.

Tatsächlich sind alle Filme, die ich für besser befunden hätte, aus dem letzten Jahr (The Man who killed Don Quijote, Bad Times at The El Royale)

smile...also abgesehen vom Jahr... Bad Times war ja nun wirklich mal gar nichts besonderes. Und Don Quixote meiner meiner nach ne Riesenenttäuschung.


So kommt es inder tat dazu, dass die derzeitigen Top 4 Filme des Jahres für mich sehr ähnlich deiner Liste sind: Sorry for bothering you, One Cut of the Dead, The Irishman und tatsächlich Marriage Story.

+ (aus deinem anderen Postsmile One Cut ist für mich eigentlich tatsächlich der bisherige Film des Jahres - muss den auch noch in die beste Jahrzehntsliste mit aufnehmen (Marriage Story und Irishman sind ja schon drin...)

+ (dein Kommentar unten):
Und damit ein weiterer potentieller Top Film des Jahres abgesteckt und für nicht gut genug befunden

Sorry, aber das verstehe ich nicht. Ist er nun nicht gut genug? Und wenn er nicht gut genug ist, warum ist er dann auf deiner Jahresbestenliste UND auf der Jahrzehntbestenliste? Das macht doch nun wirklich keinen Sinn ??

danke für die Serientipps. Nie von gehört. Bin auch schon länger nicht mehr im Serienbereich unterwegs gewesen. Mal sehen.

. und wie fandest du denn nun die Szene mit dem Messer (beziehungsweise steigert es sich ja davor schon bis dahin...), das hast du jetzt unterschlagen!! [Die Frage geht auch an alle anderen, die den Film gesehen haben ^^]

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MobyDick : : Moviejones-Fan
10.12.2019 10:19 Uhr
0
Dabei seit: 29.10.13 | Posts: 7.688 | Reviews: 254 | Hüte: 620

MB80

Also da muss ich meine Aussgaen glaube ich ein bißchen relativieren, falls das so rübergekommen ist, als wäre es eine seichte Komödie, da fliegen tatsächlich die Fetzen, und das ist schon deutlich brutaler als nur ein paar Teller, die einen auf Carl Lewis machen. Am Besten du machst dir selbst ein Bild wink Ach ja, merci pour le chappie (ein ganzer Hund!)

Eli4s:

Wie schon bei MB80 gesagt, kann sein, dass meine Kritik sich so liesst, als wäre dieses Arm-reich-Gefälle ein großes Thema, oder als wären die beiden steinreich. Nein, dem ist nicht so, es ist nur ein Aspekt in diesem sehr viele verschiedenen Aspekte aufgreifenden Film. Und jeder sieht da, eben weil der Film so pickepackevoll mit tangierten Themen ist, eben die Elemente, die für ihn mehr bedeuten hervor. Luhp hat diesen religionsaspekt hervorgekramt, welcher vielleicht zwei Halbsätze behandelt wurde, ich habe den First-World-Problems-Ansatz aufgegriffen und du bist ganzheitlich drin aufgegangen und hast solche Situationen wie das mit dem Messer aufgegriffen (übrigens lass dir sagen, das gerade solche Situationen tatsächlich irgendwann Gang und Gäbe werden und Absurditäten irgendwann (Ich hoffe wirklich kruzzeitig) die Überhand nehmen).

Das mit dem Koksen ist leider eben keine leere Behauptung: Scarletts Charakter übt mit ihrer Anwältin irgendein Plädoyer oder Antwort und erzählt so vor sich hin, unter anderem von diesem Koksen, und wird dabei eben nicht unterbrochen sondern darf unbeirrt weiter erzählen, bis sie etwas völlig anderes erzählt und hier abrupt unterbrochen wird. Übrigens ist das auch die Szene, auf die luhp mit seinem Glaubenspunkt angesprochen hat. Derns Charakter sagt ihr klipp und klar, dass sie so etwas gar nicht erst andeuten darf. Die Koksthematik wird hier gar nicht kritisiert. Insofern ist davon auszugehen - so gewissenhaft wie Baumbach das alles aufbaut, dass diese Thematik einher geht mit der doch irgendiwe dogmatisch-archaischen Männer-Frauen-Weltsicht, was deutlich mehr wiegt als ein Drogenvergehen...

Wie gesagt Nader und Simin finde ich wirklich gut bis sehr gut, aber trotzdem fand ich ihn auch irgendwie sehr überbewertet, da er doch recht beiläufig war. Wie hier bei Marriage Story ist das Jammern auf sehr hohem Niveau, weil ich das Gefühl hatte, es gibt Festivalfilme und es gibt doch bessere Filme aus dem Land, die man halt nicht so kennt. Leider fällt mir jetzt auf die Schnelle kein Beispiel ein, möglkicherweise bin ich auch nicht der rechte Scheidungsfilmfan.

Und letztlich: Jetzt hast du mich. Tatsächlich sind alle Filme, die ich für besser befunden hätte, aus dem letzten Jahr (The Man who killed Don Quijote, Bad Times at The El Royale). So kommt es inder tat dazu, dass die derzeitigen Top 4 Filme des Jahres für mich sehr ähnlich deiner Liste sind: Sorry for bothering you, One Cut of the Dead, The Irishman und tatsächlich Marriage Story. Derzeit ist One Cut bei mir haushoch auf der 1. Da ich noch drei Filme vor mir habe, hoffe ich natürlich, dass diese Liste ein bißchen durcheinander gewürfelt wird, denn ehrlich gesagt finde ich rein subjektiv weder Irishman noch Marriage Story gehören auf diese Liste der besten Filme des Jahres.

Möglicherweise ist das jetzt nicht ganz der Rahmen, aber ich habe im Serienbereich dieses Jahr zwei absolute Granaten erlebt, die jegliches Filmerlebnis locker übertroffen haben. Zum einen war da Undone (läuft auf Amazon) und zum anderen Delhi Crime Story. Gerade letztere Serie hat mich so beeindruckt wie schon sehr lange nichts mehr, also absolute Empfehlung!! "Leider" ist sie auf Hindi mit UT, was durchaus einige Leute abschrecken kann.

Dünyayi Kurtaran Adam
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MB80 : : Black Lodge Su
09.12.2019 22:37 Uhr
0
Dabei seit: 01.06.18 | Posts: 2.904 | Reviews: 44 | Hüte: 261

MobyDick, eli4s:

"Dabei nimmt er sich den Themen eines Ingmar Bergmanns sehr gekonntan, und fügt diesem sehr formalen und analytischen Stil (aber hier wird MB80 (Tada, der weitere User!) wahrscheinlich mehr zu sagen können als ich?) seinen sehr warmen und recht herzlichen Stil bei, der die ganze Sache dann tatsächlich über die Norm hebt."

Oha, also nur weil vom Bergman vor kurzem einiges auf MUBI lief bin ich noch kein Spezialist.. wink Aber da Bergman ja, soweit ich jetzt bin, sich gerne mit zwischenmenschlichen Beziehungen ("Herbstsonate", "Persona"), der Suche (oder Abwesenheit) von Gott, und dem Tod (Spoiler: "Das siebte Siegel", für beide Themen) beschäftigt bin ich mal gespannt, wie sich das mit einem "herzlichen Stil" kombinieren lässt.

Blöderweise habe ich "Szenen einer Ehe" nicht gesehen, der wohl der offensichtlichste Anwärter für einen Direktvergleich wäre. Vielleicht kann ich mehr sagen, wenn ich mir dann mal "Marriage Story" angesehen habe :-/

"Dieser Umstand nimmt dem Film in der Tat extrem viel von seiner Dringlichkeit und gibt ihm in der Tat eine Leichtfüssigkeit, da alle Protagonisten sowieso auf die Füsse fallen werden, so oder so (wie es dann ja auch passiert)."

Ok... ich denke ich verstehe genau was du meinst, man kann den Film bestimmt auch als "Erste-Welt Scheidung: das nicht-Drama" in den komplett falschen Hals bekommen... Auf der anderen Seite will man ja die Themen zivilisiert durchdekliniert sehen und nicht nur Teller an dei Wand fliegen sehen...

Speaking of Teller... Könnte mir mal wieder den "Rosenkrieg" geben shock

"Fanatical legions worshipping at the shrine of my father’s skull."

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eli4s : : Moviejones-Fan
09.12.2019 19:09 Uhr | Editiert am 09.12.2019 - 19:39 Uhr
0
Dabei seit: 22.02.12 | Posts: 2.700 | Reviews: 31 | Hüte: 115

Erstmal vielen Dank@mobydick, dass du extra eine Kritik verfasst hast. Auch danke für die Erwähnungen. (Erinnere mich gerne an die Nocturnal Animals, auch wenn ich nicht ganz verstehe, was das mit Marriage Story zu tun hat ^^, aber egal).

ich glaube, Luhp92 hat das "alltägliche" auch eher im negativen Sinne erwähnt. Ich persönlich finde, dass gerade darin eine Würze liegt, da man sich (ich zumindest nicht) oft gar nicht bewusst ist, was da alles immer so abgehen kann. Der alltägliche Wahnsinn sozusagen. Man könnte ja meinen, ein alltägliches Problem sei irgendwann mal einfacher zu lösen.

Ich fände es toll, wenn MB80 zum Bermann Vergleich mehr dazu sagen würde, weil das klingt sehr spannend und war mir jetzt so nicht bewusst.


Das hier ist keine gewöhnliche Allerweltsscheidungsgeschichte, es geht hier um zwei wohlhabende Leute, die sich die besten Anwälte leisten können, und die sich aus einem Luxusproblem heraus trennen (Sie möchte sich selbst verwirklichen und sie sind nicht fähig, das miteinander zu kommunizieren). Selbst der Richter sagt an einer Stelle, dass da draussen deutlich dringlichere Fälle warten. Wir sind an einer Stelle der Gesellschaft, wo eine Frau/ eine Mutter vor Gericht aussagen könnte, dass sie ab und zu kokst und trotzdem problemlos das Sorgerecht bekommen kann. Problematisch sind ganz andere Faktoren.

Dieser Umstand nimmt dem Film in der Tat extrem viel von seiner Dringlichkeit und gibt ihm in der Tat eine Leichtfüssigkeit, da alle Protagonisten sowieso auf die Füsse fallen werden, so oder so

Da passt die humoritische Inszenierung sehr gut zu, denn das Leben geht trotzdem sher schön weiter.


Da gehe ich gar nicht mit. Du meinst finanziell wieder auf die Füße fallen.
Erstens kamen die beiden mir gar nicht übertrieben wohlhabend vor (Sie wohnt bei ihrer Mutter, weiß nicht, ob aus ihrem Piloten was wird, er hat zwar gerade einen hochdotierten Preis gewonnen, aber sonst würde ich mal behaupten, dass am Theater jetzt keine Unsummen fließen, das außerdem auch wieder viel Geld schluckt (er investiert ja "alles" wieder rein...) und die Anwaltskosten ein gutes Stück Preisgeld auch wieder schlucken. Er muss ja da schon gut überlegen, wie er das anstellt.
Von Armut sind sie sicher nicht bedroht, aber ist jetzt nicht so, dass sie nicht aufs Geld schauen müssten. Den ganzen Punkt habe ich aber gar nicht als wesentlich wahrgenommen.

Darüberhinaus und umso wichtiger finde ich die emotionale Dinglichkeit der Trennung. Die ist bei den beiden nicht weniger, als es von finanziell schlechter gestellten wäre. Ich glaube nicht, dass das Leben da einfach "schön weiterginge", wenn einer der beiden zum Beispiel das alleinige Sorgerecht für das Kind erkämpft hätte...

Und das mit koksen etc... das ist ja jetzt deine leere Behauptung. die (Top-)Anwälte sagen doch zB Johannsons Figur ganz klar, was sie sagen soll bzw. auf keinen Fall (so) sagen darf vor Gericht.


Zur Musik: muss zugeben, darauf habe ich kaum geachtet. Ich weiß aber auch nicht, wer Randy Newman ist, von daher hätte ich diese Einordnung auch nicht treffen können. Mich hat es nicht gestört.

Nadar und Semin überbewertet? Auch da würde ich dir widersprechen. Super Film.

Im Großen und Ganzen, trotz Differenzen, finde ich deine Kritik sehr gelungen.
Was du etwas unterschlägst, sind nochmal die Anwälte, beziehungsweise die Eigendynamik, die am Gericht entsteht und wie dadurch die Menschen, um die es eigentlich gehen sollte, die Kontrolle auch ein gutes Stück weit über den Prozess verlieren und was für absurde Ausmaße das annimmt (zB. diese Kontrolle der Wohnsituation und Umgang mit dem Kind). Das fand ich mit einen der tollsten Aspekte im Film. Ebenso die ganzen lustigen Nebenfiguren.

Soweit mal zu deiner Kritik.

Jetzt möchte ich gerne noch fragen:
Die Szene mit dem Messer... du weißt schon. War das nicht auch eine deiner tollsten, wenn nicht die tollste Szenen des ganzen Jahres und vielleicht darüber hinaus?
wenn ich nur darüber nachdenke, entzückt mein Gemüt regelrecht (und das obwohl ich echt n richtigen scheiß Tag hatte!) Ich konnte nicht mehr laughing

EDIT:

Achso, ganz wichtig noch. Was war denn bei dir nun "gut genug" dieses Jahr??

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MobyDick : : Moviejones-Fan
09.12.2019 10:46 Uhr
2
Dabei seit: 29.10.13 | Posts: 7.688 | Reviews: 254 | Hüte: 620

Und damit ein weiterer potentieller Top Film des Jahres abgesteckt und für nicht gut genug befunden - Jaja Jammern auf hohem Niveau! Fehlen nur noch Parasite, Once Upon a Time in Hollywood und Die Sehnsucht der Schwestern Gusmao

Dünyayi Kurtaran Adam
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