Bewertung: 2.5 / 5
Und es geht munter weiter mit meinen Reviews von kultigen 80er Schinken, ohne Rücksicht auf Verluste :-) Man kann über Stallone sagen was man will, aber es ist ein offenes Geheimnis, dass er einer der klügeren Köpfe seiner Generation ist, daher ihm vorzuwerfen, er wäre ein hirnloser Spacko, nur weil er dieses Image einfach irgendwann innehatte, wäre vermutlich sehr unfair. Zumal er mittlerweile auch zu einigen seiner Filme deutlich auf Distanz gegangen ist, und munter zugibt, zu jener Zeit einfach eine Menge Geld für solche Filme in den Rachen geschossen zu bekommen, warum hätte er einen auf Shia LaBeauf machen sollen, und die Hand, die dich füttert einfach mal beissen. Zumal er ja hart dafür gearbeitet hatte, da anzukommen wo er war.
In diese zweifelhafte Phase seines Schaffens fällt ziemlich plump der No-Action-no-Brainer Over the Top.
Wenn ich schon aufgrund der aufgeheizten Stimmung Top Gun nicht besprechen kann, dann doch einen anderen Titel mit TOP im Titel. Und da Top Secret einfach zu lustig ist, und ich im Versuch, den lustigen Film lustig zu besprechen gnadenlos scheitern würde, knöpfe ich mir mein Kindheitsidol Stallone wiederholt mal vor.
Und bevor mir jetzt von irgendeinem Hobbypsychologen unterstellt wird, ich wäre ja ach so verbittert usw. nichts könnte ferner liegen, ich habe auch diesen Film früher geliebt, aber wie der Großteil der Filme aus den 1980ern ist auch er leider doch sehr ranzig gealtert. Da sind die 1970er deutlich besser gealtert.
Also dann, was haben wir an Handlung? ja Tatsache, wir haben eine Handlung, welche diesmal nicht um Mord- und Totschlag geht, sondern um das zarte Annähern von einem entfremdeten Vater-Sohn-Gespann nach dem Tod der Mutter. Soweit so gut.
Hmm, damit hat es sich leider mit all den positiven Aspekten des Filmes. Leider. Und je älter ich werden, desto deutlicher wird mir das. Ich finde die gleich vorgestellte Message des Films irgendwie nicht wirklich rechtfertigbar:
Der Sohn geht auf eine Eliteschule, geniesst die beste Ausbildung der Welt (weil die USA ja natürlich das beste Land der Welt sind), und wird dann vom eigenen Vater dazu getrieben, stattdessen in seine Muskeln zu investieren, die Schule zu schmeissen und mit dem Vater Trucker zu werden. Wie gesagt, als Kind war das toll, aber das kann doch nicht deren ernst sein, ganz ehrlich, dir ist es doch lieber, dein Kind wird irgendwann sich selbst gut versorgen können, als dass er dir zuliebe bei dir bleibt. Und wenn er dann ein arrogantes Arschlochkind ist, so what? Lieber ein Arschlochkind haben, das eine Zukunft hat, als einen liebenswürdigen Loser, der noch mit 40 Jahren armdrückt! Der Vater durchlebt keinerlei tatsächliche Entwicklung, der Sohn richtet sein ganzes Leben nach dem Paps und fertig ist der Familienfilm.
Gerade weil Stallone ein so sympathischer Zeitgenosse ist in seinen Filmen, ist diese Message die Falscheste, die man verpacken kann. Als gäbe es keinen Alternativweg.
Da macht es der Roboter-Rocky Real Steel mit Hugh Jackman jahrzehnte später deutlich besser. Dem Sohn wird eine eigene Stimme gegeben, der Vater macht tatsächlich eine Entwicklung durch und man trifft sich in der Mitte.
Natürlich ist die Mucke wieder mal über jeden Zweifel erhaben, die Armdrücksessions sind cool, aber der Inhalt drum rum ist mir wirklich schleierhaft.
Und ja, es gibt durchaus Filme, die mal eine nicht ganz so PC Message verbreiten dürfen, zB Renegade mit Terrence Hill mit fast identischem Inhalt, aber gerade der Aspekt, dass der Sohn hier tatsächlich ganz andere Möglichkeiten gehabt hätte, die ihm genommen werden.
Wie gesagt Over The Top ist kein Totalausfall, er ist einfach ein derbe schlecht gealterter Familienfilm mit nicht ganz grüner Botschaft. Da ist mir beispielsweise der pädagogisch wertlose 1970er Kinderfilm "Die Bären sind los" mit seiner Anarchobotschaft über schlechtes Verlieren deutlich lieber, weil auch ehrlicher. und bittebittebitte jetzt keine Diskussion über Ehrlichkeit