Bewertung: 3.5 / 5
Um den Schwarzmagier Gellert Grindelwald (Mads Mikkelsen) aufzuhalten, bittet Albus Dumbledore (Jude Law) den Magizoologen Newt Scamander (Eddie Redmayne) um Hilfe. Ebenso werden dessen Freunde Jacob (Dan Fogler) und andere treue Gefährten auf den Weg geschickt, Grindelwald aufzuhalten. Unterdessen muss sich Dumbledore auch einem alten Konflikt mit seinem Bruder Aberforth (Richard Coyle) und dem mysteriösen Credence (Ezra Miller) stellen.
Um ein Drehbuch zu verfassen braucht es etwas mehr oder andere Qualitäten, als um ein Buch zu schreiben. Das ist eine Erkenntnis, in welcher sich die meisten Filmfans im Zuge von Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen (2018) einig wurden. Hier ein Plot, da ein Plot. Hier ein Gedankengang und dann gab es da auch die offensichtlichen Fehlideen, die das gesamte Universum ad Absurdum führen sollten. Doch die eigentliche Frage ist ja, wie man sowas vor dem Versinken rettet. Nun die Antwort dessen ist ganz einfach und einfach angenehm. Man versimpelt die Geschichte und erzählt sie stringent. Doch dann bleibt fraglich, warum in dieser Laufzeit auch wieder einige Gedanken für eine Exposition aufgewendet wird, die der Zuschauer, der Potterhead und alle anderen drumherum eigentlich schon kannten. Und das hat ganz einfach den Grund, daß diese schon Jahrelang in den interessierten Kreisen kursierten. Klar mag das dem normalen Zuschauer nochmal helfen, weil der letzte Film einige Jahre verstreichen musste. Doch wenn man die Zeit in den Dialogen damit aufwendet Charaktere zu erklären, die man bereits kennt, ist das auch einfach zu weilen recht mühsam und wirklich nicht besonders innovativ. Daher leidet dieser Film auch darunter, daß er lange braucht, um in Fahrt zu kommen und seine eigentliche Geschichte zu erklären.
Trailer zu Phantastische Tierwesen 3 - Dumbledores Geheimnisse
Vielleicht soll das die Einfachheit dieser kaschieren, weil man gerade nichts besseres parat hatte. Auf der anderen Seite sind da Charaktere, die eigentlich lange aufgebaut werden, um nun keine wirkliche Katharsis zu erfahren. Von Credence Barbone war sowas irgendwie auch zu erwarten und vielleicht ist das auch gut, weil die Figur von Ezra Miller nie zu dem spannendsten gehörte, was das Franchise ausmacht. Dann gibt es so Entscheidungen, die weniger gut zu verkraften sind, weil sie ebenso sinnfrei erscheinen, wie der ein oder andere Twist im Vorgänger. Besonders deutlich wird das dann durch die Figur Yusuf Kama, die wie eine gewisse andere Figur à la Spongebobs Mantarochen die Seiten wechselt. Verstehen muss man das nicht, weil es nicht zu verstehen ist. Das soll dann einen Twist darstellen, dessen Entfaltung nach Marke „... ach echt!" funktioniert. Doch wenn man das überstehen kann und überstanden hat, mausert sich dieser Film zum wirklich besten und sehenswertesten der gesamten Phantastische Tierwesen-Reihe. Das liegt zum einen daran, daß wirklich was auf dem Spiel steht. Was im ersten nicht der Fall war. Und es liegt daran, daß die Geschichte nachvollziehbar ist. Was im zweiten nicht der Fall war. Auf der anderen Seite dann irgendwo der Versuch Schadenbegrenzung zu betreiben. Aspekte, die vorher noch eine Rolle spielten, sind nun egal. Das versimpelt und ist tatsächlich zum Nachvollziehen der Handlung äußerst angenehm.
In weiser Voraussicht haben J. K. Rowling und Steve Kloves eine Geschichte geschrieben, die so für sich gesehen nun auch das Ende der Reihe darstellen könnte. Klar sind da noch offene Fragen, doch diese sind nicht zwingend zu beantworten. Viel schöner wäre, wenn man das Fundement aus diesem Teil nimmt und dann weitererzählt. Denn das, was wirklich spannend war an der Geschichte um die phantastischen Tierwesen, wird hier zum Herzstück erklärt. Es ist schlicht und ergreifend die Beziehung zwischen Dumbledore und Grindelwald. Diese wird nach moderner Hollywoodmentalität natürlich psychologisiert, weil das Kino heute gedankenlastiger ist als früher. Doch dann glaubt man das auch, weil Jude Law hier einen sehr gebrochenen, emotional aufgewühlten und schlicht verliebten Idealisten verkörpert. Diese Nahbarkeit ist auch in den Harry Potter-Filmen immer etwas untergegangen und man sieht hier das erste Mal, den wirklich komplexen Teil des Charakters. Ebenso spannend ist dieser im Zusammenspiel mit dem eigenen Bruder, dessen Hintergrundgeschichte nicht nur erstaunlicherweise Platz im Film findet, sondern auch ein recht organischer sowie dominanter Teil der Story ist. Das verwundert, aber es ist überraschend gut geworden. Coyle ist indes auch sehr ruppig und spielt damit den genauen Gegenpart zum sonst sehr eloquenten Albus Dumbledore. Unterdessen muss man auch sagen, daß die Wahl eines Mads Mikkelsen als neuen Grindelwald wirklich gut gelungen ist. Das liegt nicht zuletzt auch daran, daß die Figur hier wesentlich bessere Szenen spendiert bekommt, aber auch ansonsten ganz anders ausgelegt ist. Eddie Redmayne gibt abermals den klischierten Hollywoodautisten, dessen Bedeutung innerhalb der Reihe nach Teil eins nie mehr so geschickt hergeschrieben wurde. Überraschend in der Konstellation ist vor allem aber die Figur der Queenie Goldstein, deren Nachvollziehbarkeit und antiemanzipatorische Auslegung ab Teil zwei etwas zur Debatte stand. Aber der Film tut gut daran, daß hier weiter auf die Spitze zu treiben, weil es sonst der Glaubwürdigkeit schadete. Das wirkliche Highlight ist und bleibt aber Dan Fogler als Jacob Kowalski. Seine Darstellung ist zum einen hochinteressant, weil sie extrem komplex ist. Zum anderen ist er das charmante Herzstück der Reihe, welches hier facettenreich agieren kann.
Unter den Neuzugängen sticht vor allem Oliver Masucci hervor, dessen Figur zwar auch stereotyp anmutet, der aber auch hier durch seine Ausstrahlung und Aura im Gedächtnis bleibt. Unterdessen sieht dieser Phantastische Tierwesen auch wieder phantastisch aus. Während gerade der Vorgänger und teils fragwürdigem Effektgewitter leidet, sind die visuellen Effekte hier wieder on Point. Das merkt man auch in den Kämpfen wie etwa in Butan, wo der Mix aus praktisch und Computer gut funktioniert und auch die Choreografie sehr intensiv wirkt. Gleichsam ist der Film trotz der Schwere eines aufsteigenden Faschismus im Hintergrund, immer noch der leichtfüßigste Teil der bisherigen drei Filme. Das wundert besonders, wo er doch eigentlich als große Katharsis verstanden werden kann, in welcher die Figuren zu ihrem Ende geführt werden.
Nach einem Totalausfall folgt mit Phantastische Tierwesen: Dumbledores Geheimnisse nun ein Film, dessen Titel Programm ist. Das ist hartgesottenen Fans der Reihe vielleicht manchmal zu wenig, weil das auch zu wenig Neuem führt. Dazu gesellen sich einige Handlungsstränge, wie auch der zähe Anfang. Wer den aber aushält, bekommt den wohl besten und stimmigsten Teil der Reihe geboten. Das liegt vor allem an der Darstelleriege und der nachvollziehbaren Geschichte. Gleichsam funktioniert die Chemie der Figuren und auch der Charme längst vergangener Tage wird deutlicher denn je rübergebracht.