Bewertung: 4 / 5
Mein Geschreibsel sollte eigentlich nur unter den Zuletzt gesehen-Thread wandern, aber es wird wie schon mehrmals mehr und mehr Text und darum eben eine Kritik.
Ausgeliehen wegen dem netten Filmtitel, dem Poster und dem Cast, bestehend aus Robert Redford, Nick Nolte und Emma Thompson (in einer kleineren Rolle). Keinerlei sonstiges Vorwissen bei mir vorhanden, nicht mal einen Trailer hatte ich gesehen.
Trailer zu Picknick mit Bären
Handlung: Zwei alte Jugendfreunde, Betonung liegt auf alt, begeben sich in einer Mischung aus Selbstfindungstrip, Flucht und Abenteuerlust gemeinsam auf den Appalachen-Trail, der sich auf ca. 3500 km von Georgia bis Maine erstreckt.
Kritik: Fangen wir mit den beiden zentralen Figuren an, dem soliden Schriftsteller fast außer Dienst Bill Bryson und seinem weniger soliden Freund Steven Katz. Robert Redford und Nick Nolte harmonieren bzw. disharmonieren sehr gut als teilweise ungleiches Paar, das sich zusammenraufen muss und mit viel Sarkasmus und Wortwitz den Appalachen-Trail entlangkämpft, buchstäblich entlangkämpft, was an manchen Stellen per se schon zum Grinsen reizt. Ich habe nachträglich gelesen, dass die beiden Wanderer im Buch erst in den Vierzigern sind. Die Protagonisten hier im Film sind mit 75 und tatsächlich 80 Jahren natürlich um Einiges älter – man könnte sagen, hier wird mit dem Zeitgeist gegangen. Da ich das Buch nicht kenne, kann ich die Situation nicht vergleichen, würde aber sagen, dass es nicht schadet, ganz im Gegenteil, denn es ergeben sich dadurch, wie man sich vorstellen kann, einige ulkige Situationen. Auch sollte eigentlich Paul Newman die Rolle des Katz übernehmen, was ja leider unmöglich geworden ist. Nur würde ich sagen, dass der raue, abgekämpfte Nick Nolte hier eigentlich eh die ideale Besetzung ist.
Weder von der Ausgangsposition noch vom Grundton her ist der Film oberflächlich angelegt und kommt trotzdem leichtherzig und nie aufdringlich rüber.
Der Film ist nicht darauf aus, unheimlich spektakulär zu sein (obwohl es natürlich jeder Zuschauer anders empfindet, wie sehr sie oder ihn eine Stelle packt), sondern passt eher zu den schönen, ruhigen Landschafts- und Nachtaufnahmen - ohne dass ich mich an irgendeiner Stelle gelangweilt hätte, was mir leicht passiert. Zudem blieben mir viele Szenen, so dezent sie häufig eingefangen sind, gut in Erinnerung. Fast war ich enttäuscht, dass die Wandertour dann recht abrupt endet, wobei der optimistische, wirklich erstaunlich knappe Schluss mal was anderes ist.
PS: Ein Sonderlob für die hervorragende deutsche Synchronstimme von Nick Nolte – diesmal Tommi Piper.
Fazit: Was für ein charmanter, unterhaltsamer, einfach netter Film! Muss man meiner Meinung nach nicht unbedingt im Kino gesehen haben, sondern er ist gerade für einen vergnüglichen Nachmittag oder Abend bestens geeignet.