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Pocahontas

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Pocahontas Kritik

Pocahontas Kritik

Pocahontas Kritik
0 Kommentare - 26.02.2024 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Pocahontas" ist.

Bewertung: 4 / 5

Eine große Expedition steht an. Der Gouverneur Radcliffe (David Ogden Stiers) macht sich auf nach Amerika. Mit an Bord ist der berühmte Abenteurer John Smith (Mel Gibson), der das fremde Land erforschen will. Unterdessen soll das junge Häuptlingstochter Pocahontas (Irene Bedard), durch ihren Vater Powhatan (Russell Means) an den tapferen Krieger Kokoum (James Apaumut Fall) verheiratet werden soll. Doch Pocahontas hat eigene Pläne und durchstreift viel lieber die fremden Wälder und begegnet dort eines Tages John Smith.

Die Ergründung des neuen Landes, daß für viele nun unter dem Staatsnamen Amerika oder den USA bekannt ist. Das war eigentlich immer eine Geschichte, die die Amerikaner so gar nicht gerne gehört hatten und das war ein Thema, wenn es um die gewalttätige Übernahme eines Landes ging, daß man dann gerne auf die sogenannten einfallenden Europäer geschoben hat. Die Zeit des Kolonialismus hat die Welt in jedem Fall maßgeblich verändert. Und gleichwohl es natürlich für Pocahontas als Film vielleicht zu schwierig ist die komplexe Geschichte des Kolonialsmuses aufzuarbeiten, so ist es dem Film ein Anliegen. Und das verwundert nicht unbedingt, befand man sich ja im Jahr 1995 in der Blütezeit der sogenannten Disney-Renaissance. Einer Zeit, in der Disney so langsam erwachsen zu sein schien und sich thematisch mit Dingen befasste, die nicht unbedingt immer kindgerecht waren. Man erinnere sich nur einmal an Der Glöckner von Notre Dame (1996) und andere Vertreter jener Zunft, die nicht unbedingt immer optimistisch in die Welten blickten, die sie erkundeten. Nun ist Pocahontas aber sicherlich auch kein perfekter Film. Dafür bleiben Figuren leider nur Silhouetten und Metaphern eines Konfliktes, der hier kaum Menschen zeichnet, sondern einfach nur eben jenen Konflikt abbildet.

Gleichwohl ist das ja auch etwas, was viele Filme tun. Menschen in ihrer Einseitigkeit zu zeichnen, um einen Hintergrund zu beleuchten. Pocahontas ist da nicht anders als die meisten Filme und auch nicht anders, als viele Disney-Werke. Im Prinzip versucht der Film Brücken zu bauen und Dinge zu zeigen, die die eigentliche Botschaft konterkarieren könnten. Wenn sie denn schlecht gemacht wären. Im Zentrum steht hier nicht unbedingt die Ausbeutung, Versklavung und Ermordung von Menschen, sondern viel eher eine Romanze, die zufällig dann in diesen Konflikt involviert wird. Wobei es natürlich alles andere als zufällig einen Konflikt gibt. Da ist die Liebe eher zufällig als das. Und ja, natürlich könnte man dem Film hier auch vorwerfen, daß letzten Endes kaum Charakterentwicklung für so ziemlich alle wichtigen Figuren gibt, dennoch ist das nicht wichtig, weil der Film letzten Endes auch eine Gewissensfrage abbildet, die sich dann vor allem auf die eher unwichtigen Figuren fokussiert. Und diese Zeichnung ist durchaus spannend, weil man dann tatsächlich Figuren wie den jungen Thomas als Metapher für den Zuschauer nehmen könnte. Und dann muss man sagen, wird Pocahontas sogar recht universell, weil das Zuschauen von Gräueltaten dem Menschen durchaus im Blut liegt. Ebenso wie der fehlende Antrieb zum Entscheiden entgegen der Masse. Wir sind eben als Rudeltiere sozialisiert.

Gänzlich Ablegen kann Disney den Drang zur Zeichnung von Adligen auch hier wieder nicht. Auch Pocahontas zeigt eher höher gestellte Individuen, die auch tatsächlich einen Einfluss auf solche Konflikte nehmen könnten. Nun wäre es aber auf der anderen Seite auch wieder zu absurd und ab vom Thema, jetzt darüber zu debattieren, was der Film nicht ist. Schwachsinn. Viel wichtiger ist doch, ob der Film auch in seinem Kernelement als Zeichentrick Film, wahlweise Animationsfilm bestehen kann. Und das tut er sichtlich, verwendet eher sattere, düstere Farben, die so ein wenig an Don Bluth erinnern. Der Trend wurde dann ein Jahr später im Film darauf auch fortgesetzt und macht da auch vollen Ernst, indem er seine Töne eher zweckdienlich, als schön zum Ausdruck bringt. Unterdessen bringt Pocahontas leider auch recht moderne Ansätze zum Ausdruck. Indem er etwa den charismatischen John Smith davon reden lässt, daß Pocahontas und ihr Stamm ja keineswegs zivilisiert seien und seine Leute und er das ändern wollen. Das ist natürlich häufig so eine Sache, die man heute auch im gesamten Westen beobachten kann. Man hält sich für erhaben, über dem, was andere tun. Gerade wenn es um den verschiedenen Umgang mit gesellschaftlichen Themen und Konflikten geht, dann erhält man in Europa natürlich selbstverständlich auch einen europäischen Blick auf derlei Dinge. Davon wird sich aber letzten Endes kein Staat freimachen können. Und insofern spiegelt es vielleicht auch einfach nur eine Seite des Menschseins wider.

Natürlich könnte man in Pocahontas auch schnell wieder bemängeln, daß die Einheimischen als mystisch verbundene Menschen gezeichnet werden, während die Eindringlinge eher rational und fortschrittlich zu sein scheinen. Ob das Nitpicking ist, oder tatsächlich diskutierbar wäre, kann natürlich auch wieder nur jeder für sich selbst entscheiden. Freimachen davon kann man Pocahontas definitiv nicht, wobei man hier aber wie gesagt auch nur Facetten geboten bekommt und keine ganze Welt. Und wie ich zu Anfang schon schrieb, kann man Filme nicht wirklich dafür kritisieren, was sie unter all den Versatzstücken nicht sind. Man muss mit dem Arbeiten, was man hat. Es wäre aber durchaus spannend mal die Frage in den Raum zu werfen, ob es sich im Falle von Pocahontas tatsächlich um eine starke Frau handelt, oder ob ihr Handeln nicht einzig und allein von Männern bestimmt ist. Nun, letzteres kann man so eindeutig jedenfalls nicht sagen, denn schließlich entscheidet sich Pocahontas auch bewusst, gegen ihren Vater zu stellen und eine andere Meinung zu vertreten. Natürlich hier im Sinne der Liebe und der Gutgläubigkeit. Auch das könnte man als Pubertär bezeichnen, zeigt aber viel eher noch, daß man hier autonom werden will und sich damit gleichzeitig emanzipiert.

Einem großen Thema nimmt sich Pocahontas an. Ungewöhnlich kritisch für amerikanische Verhältnisse. Wenngleich das auch nicht immer so zündet, gerade wenn es um die Figurenzeichnung geht, beschränkt sich das Werk auf den wesentlichen Konflikt und ist damit schon regelrecht dramatisch geworden. Das zeugt von einer gewissen Reife, die der Film da an den Tag legt.

Pocahontas Bewertung
Bewertung des Films
810

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