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Promising Young Woman

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Sucker Punch ;-p

Promising Young Woman Kritik

Promising Young Woman Kritik
1 Kommentar - 01.02.2021 von MobyDick
In dieser Userkritik verrät euch MobyDick, wie gut "Promising Young Woman" ist.
Promising Young Woman

Bewertung: 3.5 / 5

Nachdem ich zuletzt immer wieder Reviews sowohl zum Thema Rassismus als auch „Die Behandlung der Frau in einer Männerwelt“ geschrieben habe, bin ich ein bißchen derer überdrüssig, was man wahrscheinlich auch in meiner komplett auseinandergefallenen Kritik zu Antebellum gesehen haben dürfte. Daher habe ich vor, vorerst erst mal nur noch jeweils ein Review zu beiden Themenkomplexen abzuliefern. Die Frauen verdienen also ihr „abschliessendes Review“ mit der Besprechung von Promising Young Woman.

Bevor ich loslege ein paar Hinweise, wie diese Kritik und Besprechung zu lesen ist:

Trailer zu Promising Young Woman

1. Eine allgemein gehaltene Kritik, die möglichst spoilerfrei sein wird, aber wesentliche Punkte abdecken wird.

2. Eine kritische Einordnung, die ganz klar Spoilerterritorium betreten wird

3. Ein Vergleich ausgerechnet mit Sucker Punch und dabei ganz klar mit Spoilern arbeiten wird, hier wird auch das Ende ganz klar besprochen.

Also, wer nicht gespoilert werden möchte, der sollte nur den ersten Bereich lesen oder kann auch gleich nach folgendem Absatz dieses Review wieder verlassen: Promising Young Woman ist ein intelligenter, böser Kommentar wie Frauen wahrgenommen werden, der eine Protagonistin einsetzt, irgendwo zwischen Lisbeth Salander, der Frau mit dem 45er Magnum und die Teufelin; ein Film, der zum Nachdenken und Diskutieren einlädt, und dabei sogar solche vermeintlich explosiven Filme wie Bombshell deutlich in den Schatten stellen. Der Film ist sowohl unterhaltsam als auch schwer erträglich, und ist sicherlich besser als meine Wertung es vermuten lassen wird. Daher, wer sich für dieses Thema interessiert, dürfte derzeit nicht an diesem Film vorbei kommen.

1. Allgemeine Kritik

Eine Frau stellt sich allabendlich sturzbesoffen in einer Bar, lässt sich von einem netten Kerl, der sie nur nach Hause bringen will, damit ihr nichts passiert, nach Hause bringen, und wenn dieser besagte Kerl dann plötzlich sein wahres Gesicht zeigt und sich an der vermeintlich besinnungslosen Frau vergehen will, konfrontiert sie diesen Arsch volle Kanne mit sich selbst. Im laufe des Filmes erfahren wir, warum diese Frau so agiert, und ein Zufallstreffen verändert plötzlich diese „Routine“ und sie hat plötzlich einen gänzlich anderen Plan.

Die Regisseurin Emerald Fennell (ich denke, diesen Namen sollten wir uns merken) erzählt recht souverän die Geschihchte einer sperrigen jungen Frau, die möglicherweise mehr aus ihrem Leben hätte machen können, entblättert ganz gemächlich das zu Grunde liegende Trauma, zeigt uns EINEN möglichen Ausweg aus dem Trauma in ein normaleres geordneteres Leben, und zeigt uns ganz beiläufig wie schön ein solch normales Leben dann auch tatsächlich sein kann. Nur: Der Film dauert dananch noch etwa eine Stunde, so dass wir schon ahnen, dass der nächste Tiefschlag gerade um die Ecke darauf wartet, uns zu erwischen. Und gerade in diesem Bereich ist der Film dann plötzlich auch noch ziemlich gut in Szene gesetzt mit der genau richtigen musikalischen Untermalung und den idealen popkulturellen Referenzen, die einem ganz klar suggerieren, dass der Filmemacher genau weiss, was er (jaja, ich weiss „sie“) da tut. Doch bis dahin muss man sich ein bißchen in den Film rein kämpfen, genauso sperrig wie die Protagonistin am Anfang erscheint, genauso sperrig beginnt der Film und den Zuschauer ein bißchen ratlos schauen. Doch es wird ganz klar besser. Extrem hilfreich in diesem Zusammenhang für die Rezeption des Films ist, dass alle Männer im Film anscheinend von sympathischen B-Komödianten gespielt werden, so dass ihr Ekligwerden, dann umso drastischer helfen soll, die Message zu transportieren. Auch ist ein Besetzungscoup, dass ausgerechnet Stifflers Mom die Mutter spielt und mal so rein gar nichts von der Popkultur-Milf hat. Clancy Brown und Alfred Molina sind die beiden älteren Herren in diesem Film, die ein bißchen die Männerwelt ins rechte Licht rücken, hierbei muss auch ganz erwähnt werden, dass die Vaterfigur von Clancy Brown geradezu herzzereissend sympathisch gespielt wird. Doch über all dem thront mit Carey Mulligan eine Darstellerin, die ich schon immer für überschätzt gehalten habe, und mit der ich auch erst spät im Film warm wurde. Doch je länger der Film dauerte, desto passender wurde es und sie darf hier beweisen, dass siewirklich schauspielern kann.

Fennell dreht eine Rape- und- Revenge-Story der etwas anderen Art mit einer durchaus als elegant ansehbaren Auflösung, welche aber auch dem Vorwurf ausgesetzt sein könnte, dass sich gerade durch dieses Ende der Film sich selbst ein Bein stellt. „Kontrovers“

Dabei ist auch extrem hilfreich, dass die Protagonistin eben immer wieder das Biest durchscheinen lässt und die eine oder andere nicht mal mehr grenzwertige Entscheidung trifft.

Alles in allem ist das ein Film, der eben um die ganzen Tropen im Genre weiss, und auch sehr wohl sich in der Filmhistorie mit unbequemen Filmen auskennt, und dies auch zur Schau trägt, und die Genretropen sowohl bedient als auch unterläuft, um dann schliesslich seine Meinung unmißverständlich an den Mann und die Frau zu bringen.

2. Kritische Einordnung (Spoilerterritorium)

Um es also nun auszusprechen: Die beste Freundin der Protagonistin wurde im College auf einer Party, wo sie sturzbesoffen war, massenmißbraucht, dies wurde zur Belustigung aufgenommen und zirkuliert, und keiner stand ihr bei, so dass sie irgendwann wohl Selbstmord begangen hat. Die Protagonistin macht sich schwere Vorwürfe, weil sie an jenem Abend nicht dabei war. Sie ist so traumatisiert von diesem einschneidigen Ereignis, dass sie ein komplett gestörtes Verhältnis zur Männerwelt hat. Als der Hauptschuldige von einst, der komplett schuldfrei davongekommen ist, während ihre Freundin gebranntmarkt wurde, dass sie es ja irgendwie gewollt und provoziert hätte, wieder von sich hören lässt, spürt sie der Zeit der Rache gekommen. Dabei geht sie recht wenig zimperlich mit all den Leuten um, die sie mit verantwortlich sieht und der Film läuft hier in den gewöhnlichen Rachefilmpfaden entlang. Dabei bedient sich der Film solcher Stilmittel, wie sie sowohl Truffaut als auch Tarantino schon bei ihren jeweiligen Bräuten benutzten, nur um halt eine tatsächliche Frauenposition einzunehmen. Und anfangs geht sie wirklich sehr rigoros vor, selbst gegen andere Frauen. So rigoros, dass man wirklich mehr als einmal schlucken muss. Doch genauso wenig mutig das Finale (zumindest für mich) ist, genauso wenig mutig bleibt der Film auf seinem Kurs. Denn im Nachhinein werden die ach so rabiaten Entscheidungen und Taten der Protagonistin immer wieder kastriert und entschärft, nur damit man als Zuschauer die Sympathien bei ihr belässt. Das ist zu einem grossen Teil feige und zudem auch noch manipulativ, denn die Geschichte des Films ist an sich stark genug, dass sie selbst mit den dreistetsten taten durchkommen könnte. Schliesslich handelt es sich eben nicht um einen Wohlfühlfilm. Hinzu kommt, dass der Film am Ende die Figur fast schon auf Harley Quinn und Lisbeth Salander Niveau erhebt, gepaart zu einer perfekt pervertierten Britney Spears Nummer, nur um uns dann auch wieder den Boden unter den Füssen wegzuziehen.

Und dann eben das Finale, welches eben die männlich inszenierten Filme zum Thema genüsslich parodiert und durch den Kakao zieht, nur um immer noch wütend auf sie, die Seitenhiebe auf die männliche Spezies einfach nicht unterlassen kann, wie zB den Polizisten, der den Arzt besucht und diesem ständig für die dienste am Volk dankt und über diese verrückte Verschollene lästert.

Alles in allem ist der Film keinesfalls so schlecht wie ich ihn wahrscheinlich gerade präsentiere, nur das Finale, so schick und elegant, es auf den ersten Blick ausfällt, genauso tappt es in eine Falle, die genauso den männlcihen Pendants passiert sein könnten und sind und völlig der Frauenrechtsbewegung der letzten Jahrzehnte zuwiderlaufen – und für diesen Widerspruch bin ich einerseits der Diskussion mit Silencio in MB80’s Kritik zu Watchmen dankbar und andererseits komme ich gerade deswegen auch nicht drum herum, diesen Film nun ausgerechnet mit Sucker Punch zu vergleichen!

3. Der Vergleich mit Sucker Punch – Langfassung (Megaspoiler!)

Sucker Punch erzählt die Geschichte einer jungen Frau, die beim Versuch, ihre kleine Schwester vor einem Mißbrauch durch den Stiefvater zu schützen, versehentlich eben diese tötet und dadurch einen psychischen Schaden nimmt. Sie landet auf geheiss des Stiefvaters in der Klapse, wo die Frauen anscheinend mißbraucht und gedemütigt werden, und irgendwie ist sie komplett widerspenstig, so dass sie am Ende lobotomiert wird. Es stellt sich jedoch heraus, dass dies alles eine Art Masterplan war, um einer andere Frau zur Flucht zu verhelfen, das vorherrschende Machismo-System zu stürzen, und selbst Frieden zu finden. Der eigene Frieden kann nur dadurch entstehen, dass man der irdischen Existenz entkommt, da man mit der Schuld des Todes der geliebten Person nicht klar kommt und Erlösung ist einfach nicht mehr traumatisiert zu sein.

Und wenn man diese Handlung gelesen hat und Promising Young Woman gesehen hat, sind hier extreme Parallelen vorhanden, sogar im Finale. Und im Prinzip müsste ich ja, der ich Sucker Punch gerade immer wieder verteidige aus der Sicht des Frauenstärkens, auch mit dem Ende von PYW zufrieden sein.

Und genau das ist eben nicht der Fall. Hier bin ich ungleich unzufriedener, und zwar gerade aus dem Grund, dass die Protagonistin tatsächlich die Möglichkeit auf ein Happy End gehabt hätte, und dies evtl auch irgendwie fair gewesen wäre. Doch um ihren Punkt dem Publikum einzuhämmern, wird ihr Freund eben auch zum Arsch gemacht. Das sieht man natürlich auch meilenweit kommen (wie gesagt, der Film geht zu dem Zeitpunkt noch eine Stunde und ist entgegen der zu dem Zeitpunkt herrschenden Stimmung ganz klar kein Wohlfühlfilm), trotzdem ist dieser dramaturgische manipulative Kniff irgendwie ärgerlich (wie gesagt nur für mich).

Hinzu kommt eben der vermeintlich frauenstärkende Aspekt: Klar, Stutenbissigkeit hin oder her, aber mit welcher Vehemenz die eine Freunding als garstig dargestellt wird und sie am Ende auch noch ins Verderben zieht. Es scheint fast so, als hätte der Film zwei Agenden, zuerst mit der Männerdomäne abzurechnen und zum anderen mit der die Männerwelt deckenden Frauenwelt, so dass der Aspekt der Frauenstärkung eigentlich gar nicht wirklich Thema ist sondern es um ein Umdenken der Leute geht. Natürlich ist das ein Ding der Unmöglichkeit, was man auch recht früh vorgesetzt bekommt, als klar wird, dass die Kerle, denen sie aufgelauert hat, gar keinen Wertewandel durchgemacht haben, sondern von ihr als Freak erzählen. Insofern alles recht realistisch und unschön.

Aber ein Ende, in welches die Heldin quasi freiwillig in den Tod zieht, nur um zu gewinnen, gerade in dieser Zeit, in der der Film spielt, nur um das Publikum vor den Kopf zu stossen, harmonisiert für mich nicht wirklich mit dem vorher gesehenen.

Um jetzt noch einmal auf Sucker Punch zurück zu kommen: Hier liegt der Fall deutlich anders (inhaltlich, nicht bildsprachlich oder inszenatorisch), denn wir befinden uns in den 1950ern oder so, also ganz andere Zeitrechnung. Und die Protagonistin hat tatsächlich einen bösen Knacks im Kopf, außerdem rettet sie hier jemanden tatsächlich.

PYW hingegen spielt im hier und jetzt, sie rettet niemanden, sondern bestraft, und obwohl es tatsächlich nette Männer zu geben scheint, werden sie der Handlung wegen entweder nachträglich evil oder es sind alte Männer, deren gewissen sich meldet oder es sind Väter. Und es ist ja nicht böse, wenn es ein alltägliches Denken ist, es liegt in der Natur des Mannes. Ja, die Message versteht man, aber der „Freitod“ macht da keinen Sinn, es müsste eine andere Lösung geben als eine Eskalation a la Salander oder Freitod, es muss was dazwischen geben. Und ein Film, der so unbequem zu Gange geht (zumindest es versucht, und immer wieder von diesem Weg abkommt), sollte dann zumindest auch den Versuch unternehmen, einen anderen innovativeren Weg zu gehen, als den Weg, den ein ausgewiesener Bombastinszenierer mit faschistischen Tendenzen schon vor einem Jahrzehnt deutlich ambivalenter und subversiver gegangen ist.

Nicht falsch verstehen PYW ist der bessere Film, und er ist auch deutlich besser als die deutlich prominenteren Filme zu diesem Thema wie Bombshell oder wie sie auch immer heissen. Aber es gelingt ihm eben nicht, seine Konsequenz beizubehalten, und er hat ein geradezu konventionell schickes Ende.

Ein Film, der ebenfalls ein bißchen in diese Schiene geht, von einem Mann gedreht ist, aber durch seine intelligente Machart eben von vorne bis hinten überzeugt ist da beispielsweise Verhoevens Elle (9-10 Punkte Film)

7 Punkte

Promising Young Woman Bewertung
Bewertung des Films
710

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MobyDick : : Moviejones-Fan
01.02.2021 11:57 Uhr
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Dabei seit: 29.10.13 | Posts: 7.688 | Reviews: 254 | Hüte: 620

Et voila, mein vorerst letzter Filmreview zu diesem Thema

Dünyayi Kurtaran Adam
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