Bewertung: 5 / 5
Da bezeichne ich mich immer wieder als Filmfan und habe tatsächlich noch nie [b]Psycho [/b]gesehen. Dies hab ich die Tage mal geändert, da er glücklicherweise im Fernsehen lief. Ich war sowas von positiv überrascht. Oft haben alte Filme das Problem, sie kann man einfach nach einigen Jjahren nicht mehr sehen. Zu schnell dreht sich das Rad der Zeit, die Technik geht weiter. Man kennt die alte Leier. Nur wenige Filme schaffen es, auch heute noch zu überzeugen. Es sind erstaunlicherweise oder eher nicht erstaunlich die wirklich großen Filme, die ihrer Zeit weit voraus sind. [b]Psycho [/b]gehört zu diesen Filmen, auch wenn er noch klassisch in schwarz-weiß daherkommt. Die junge Marion Crane hat 40.000 Dollar von ihrem Arbeitgeber entwendet. Völlig verstört macht sie sich auf die Flucht, dicht hinter ihr ein Privatdetektiv. Mitten in der Nacht bei starkem Regen versucht Marion einen Unterschlupf zu finden und auf einer Nebenstraße entdeckt sie Bates Motel. Dort leben nur der Inhaber Norman Bates (grandios gespielt von Anthony Perkins) und dessen Mutter. Gäste gibt es schon längst keine mehr, nachdem die Schnellstraße woanders abzweigt. Doch Marion ist das egal, schnell fasst sie Vertrauen zu dem freundlichen Norman. Doch dann kommt die Duschszene und Normans Mutter scheint es auf Marion abgesehen zu haben. Der Rest ist Geschichte und der Ausgangspunkt für [b]Psycho[/b]. Im Gegensatz zu modernen Filmen, wird allein für diesen Anfang gut 1 Stunde des gesamten Films verwendet und noch erstaunlicher, es funktioniert. Danach beginnt die verzweifelte Suche nach dem Mörder/ die Mörderin und nach den 40.000 $. [b]Psycho [/b]zeigt, warum Hitchcock wohl einer der größten, wenn nicht sogar der größte Regisseur aller Zeiten ist. Geschickt legt er immer wieder neue Hinweise und führt so den ahnungslosen Zuschauer auf eine falsche Spur. Sicherlich fruchten diese Tricks heute nicht mehr ganz so gut, denn selbst als ahnungsloser Zuschauer dürfte man grob wissen, worum es in dem Film geht und dürfte auch gespoilert sein, was die wirkliche Auflösung des Films ist. Dennoch, der Film bleibt auch so durch die Bank weg sehenswert, was vor allem an Anthony Perkins liegt, der hier die wohl beste Rolle seines Lebens spielt. Mal freundlich, mal in die Enge getrieben, mal wahnsinnig. Was man [b]Psycho [/b]aus heutiger Sicht vorwerfen kann, ist vielleicht die Auflösung am Ende. Nachdem alles offensichtlich ist, geht alles Schlag auf Schlag. Eine kurze Endanalyse und das wars. Aber das ist wohl den Sehgewohnheiten der damaligen Zeit geschuldet und auch wenn es ungewohnt ist, stört es nicht wirklich. Vor allem wenn Mrs. Bates am Ende mit sich selbst spricht, zeigt sich die Brillianz von Hitchcock. Natürlich darf man hier keine Splatterorgie wie in heutigen Filmen erwarten. Hitchcock arbeitet subtil und mehr wäre für damalige Zuschauer auch zuviel gewesen. Selbst die berüchtigte Duschszene hat weniger Blut, als so mancher moderner Darsteller, wenn er sich kurz geprügelt und Nasenbluten hat. Stört es, nein! Denn [b]Psycho [/b]hat all die Jahre nicht so gut überstanden, weil er auf plumpe Effekthascherei setzt, sondern weil eine clevere Idee als Basis dient und ein Regisseur am Werk war, der sein Handwerk so gut verstand, dass selbst heute kaum ein Regisseur an ihn heranreicht. Hitchcock war seiner Zeit Jahrzehnte voraus und darum funktioniert [b]Psycho [/b]auch heute noch und deswegen hätte es davon auch nie ein Remake geben dürfen.
Psycho Bewertung