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Quigley der Australier

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Nicht nur "Down Under" ein Klassiker

Quigley der Australier Kritik

Quigley der Australier Kritik
0 Kommentare - 06.04.2023 von DrStrange
In dieser Userkritik verrät euch DrStrange, wie gut "Quigley der Australier" ist.

Bewertung: 5 / 5

Gerade aus den 90ern sind viele Filme (und natürlich Serien) eher "unschön" gealtert und so mancher Film, welchen ich früher als hervorragend angesehen habe, wirkt heute eher fragwürdig. "Quigley der Australier" oder im Original "Quigley Down Under" ist zum Glück keiner dieser Vertreter, sondern auch heute noch ein Ausnahmewestern, den ich mir immer wieder gerne ansehe.

Der amerikanische Scharfschütze Matthew Quigley (Tom Selleck) kommt nach Australien, weil er von Großgrundbesitzer Elliot Marston (Alan Rickman) angeheuert wurde, um dessen Problem mit den australischen Ureinwohnern, den Aborigines, zu lösen (die "gewaltsame Befriedung"). Quigley ist so gar nicht erfreut ob der Entwicklung und stellt sich Marston und seinen Männern fortan entgegen.

Der Film findet eine wunderbare Balance, den modernen Western mit dem klassischen Western zu verbinden, wobei der Überhang eher bei Letzterem liegt. Gerade weil viele Western der letzten Jahrzehnte eher dem Spätwestern und somit dem Abgesang des Westens zuzuordnen waren und sind, war es schon wieder erfrischend auch einen eher traditionelle Beitrag bewundern zu können. Das Setting hier nach Australien zu verlagern tut dem Ganzen keinen Abbruch und Regisseur Simon Wincer wusste ganz genau wie er mit den verschiedenen Baustellen zu jonglieren hatte.

So haben wir hier die klassische Heldenfigur des Matthew Quigley, dessen Entscheidungen so ganz klar und eindeutig einer gerechten Sache dienen. Dies wird im Film auch nie hinterfragt und Quigley hat auch keine zweite Seite die er mittragen muss und auch eine traumatische Vergangenheitsbewältigung hat die Figur nicht. Klingt etwas fade auf dem Papier, wird aber wegen einem einzigen Punkt nicht eindimensional verbraucht und das ist Darsteller Tom Selleck. Wäre man böse, so müsste man behaupten, das Selleck hier wieder seine Paraderolle als Magnum P.I. weiterführt, wenn auch hier im Westernsetting. Ein wenig wahres ist hier schon dran, aber am Ende ist es einfach die Ausstrahlung und der leicht verschmitzte, aber sympathisch, subtile Humor den Selleck in seinen Rollen oft ausstrahlt und ihn dadurch zu einem Garant für die ideale Heldenrolle prädestiniert. Doch gerade in Szenen in denen Quigley mit der Härte des australischen Kontinents und den eigentlich recht gefühlslosen Umgang der Bevölkerung konfrontiert wird, sieht man auch ganz klar die andere Seite von Selleck. Eine eher verbitterte und mit Unverständniss gebeutelte Seite von Selleck, die seine Figur dann doch genug nach oben hievt um sie in den entscheidenden Momenten für ernst zu nehmen.

Auf der anderen Seite haben wir dann Alan Rickman als Großgrundbesitzer Elliot Marston, der so ziemlich das Gegenteil der Figurenmotivation von Matthew Quigley darstellt. Ein selbsternannter Revolverheld, der von einem bewegenden Leben in Dodge City träumt und von sich selbst behauptet "auf dem falschen Kontinent zu leben". Rickman in einer Schurkenrolle ist ebenso eine perfekte Wahl, wie Selleck als "Gutmensch" einzusetzen. Hier prallen quasi zwei Welten aufeinander. Wobei auch hier eine gewisse Paralle besteht, in Form des ganz leicht vorhandenen und subtilen Humors, der eben in Rickmans Figuren oft mitgeschwungen hat. Das passt so gut in das Gesamtbild dieses Werkes, als hätten die Götter der Celluloidkunst nur darauf gewartet, diese beiden Darsteller endlich zusammen in einen Film packen zu dürfen. Rickmans Marston stellt hier sowas wie den "Prototyp" des Australiers dar, einen der ersten sesshaften Pioniere, welche das Land hervorgebracht hat. Abgehärtet und seinem Eigennutz durchaus bewusst, schiebt er die Spielfiguren auf einem Spielfeld, dessen Spielregeln nur er kennt und diktiert.

Grundsätzlich ist "Quigley der Australier" zwar kein Abgesang auf den Western an sich, aber trotzdem nimmt er sich viel Freiraum um die damaligen Verhältnisse der britischen Strafkolonie darzustellen. Alleine wenn Marston seinen Männern befiehlt, Quigley einige Tage weit ins Land zu karren und "soll ihn doch unser Australien umbringen" als Satz fällt, wird bereits die Wahrnehmung auf die Härte und Tödlichkeit dieses Landes gerichtet. Als Strafkolonie der Briten, sind es natürlich hauptsächlich ehemalige Gefangene die sich hier angesiedelt haben und entsprechend harsch ist innerhalb der Bevölkerung der Umgangston. Angeschürt wird dies im Film noch durch den Hintergrund, das es zu Goldfunden gekommen ist und dadurch nur noch mehr "fragwürdige" Abenteurer und natürlich auch teils der untere Teil der Gesellschaft aus allen Teilen der Welt einfindet. Ein vorprogrammiertes Pulverfass also.

Ebenso bekommt das ansässige britische Militär im Film durchaus seinen Stempel aufgedrückt. So darf Chris Haywood den britischen Offizier und Major Ashley-Pitt auch als besonders arrogant und überheblich darstellen. So steht nun mal Australien unter britischer Herrschaft und nur die Regeln der Krone gelten auch in diesem harschen Land. Um die Angelegenheiten mit dem "niederen Abschaum" zu vereinfachen, gilt in der Regel die Exekution per Strang oder Erschießungskommando als legitime und bewährte Maßnahme, etwaige Eskalationen zu behandeln und im Keim zu ersticken.

Die damlige Unterdrückung, Misshandlung und auch durchaus Ausrottung der australischen Aborigines, stellt im Film auch ein sehr großes Thema dar und die grausamen und unmenschlichen Parallelen zu den amerikanischen Ureinwohnern sind hierbei nicht von der Hand zu weisen. So wirkt z.B. eine Szene, in denen die Aborigines von Marstons Männern an einer Klippe zusammengedrängt und entweder erschossen oder gezwungen sind, sich in den Tod zu stürzen, deutlich bitter inszeniert und das obwohl der Film per se keinen allzu grimmigen Ton anschlägt.

Die weibliche Hauptrolle des Films ist mit Laura San Giacomo als "Crazy Cora" auch äußerst gut besetzt. Im Gegensatz zu den beiden Hauptkontrahenten, bekommt diese auch eine Hintergrundgeschichte verpasst, welche im Film einen sehr gekonnten Bogen zu den Aborigines schlägt und so eine passende Verbindung innerhalb des Films darstellt. Auch wenn San Giacomo eher durch Nebenrollen bekannt ist (z.B. Pretty Woman), kann sie hier ausreichend beweisen, das sie die zwiegespaltene Figur der Cora bewundernswert einfühlsam spielt.

Der große weitere Höhepunkt des Films sind natürlich die beeindruckenden Landschaftsaufnahmen. Schon zu Beginn des Films, als man die Strecke zu Marstons Ranch im Ochsenkarren absolviert und besonders betont wird "man befinde sich schon seit drei Tagen auf seinem Land", lässt auch die eigentlichen Ausmaße dieses wilden Landes deutlich plastischer werden. Das die australischen "Weiten" eigentlich hervorragend geeignet sind für einen Western, lässt sich somit bereits nach einer kurzen Einführung kaum mehr absprechen.

So wirklich veredelt wird der Film durch die unglaubliche Musik von Basil Poledouris. Der Mann hat sich sein Denkmal ja eigentlich bereits mit seinem Beitrag zu "Conan der Barbar" verdient und auch andere Filme wie "Robocop", "Flesh and Blood", "Jagd auf roter Oktober", um nur ein paar wenige zu nennen, zeigen schon deutlich welch Großmeister der leider bereits verstorbene Komponist war. Die Musik des Films ist so einprägend gehalten und dominiert den Film auf so extreme Weise, das sie es auch schafft hier noch das Gesamtbild auf ein noch höheres Niveau zu hieven, als der Film sowieso bereits hat. Dabei lehnt sich der Score mit all seinen verschiedenen Facetten (Quigley-Theme, Briten-Theme, usw.) enorm an die klassischen Western der goldenen Tage des Genres an und wirkt dabei noch nicht mal altbacken, sondern eigentlich schon wieder exotisch. Solche große Musikkulissen vermisse ich leider schon seit vielen Jahren in der heutigen Filmlandschaft, ohne dabei die gegenwärtigen Komponisten hiermit allzu abzuwerten.

Zum Abschluss kommt und sei natürlich der exquisite Showdown des Films zu erwähnen. Die letzte Konfrontation zwischen dem inzwischen gebeutelten Quigley und dem siegesbewussten Schurken ist ganz eindeutig eine Hommage an all die klassischen Westernmomente die man von diesem Genre lieben gelernt hat und versüßt das Szenario am Ende noch mit einem subtilen aber wirklich gekonnten Twist. Ein besseres Ende haben nur wenige Filme innerhalb dieses Genres so überzeugend hinbekommen und das verdient ob der Masse an Vergleichsmaterial einen gebührenden Respekt.

"Quigley der Australier" ist ein Meisterwerk des Westerngenres und braucht die mächtige Konkurrenz selbst eines Fords, Hawks oder Leones nicht zu fürchten. Der Film hat die richtige Balance zwischen Klassik und Moderne, einen zum niederknien, perfekten Score und zwei Kontrahenten in den Hauptrollen, welche besser nicht passen könnten. Ein mit Würde und Klasse gealteter Genrebeitrag.

Bewertung: 10 von 10 Punkten - Hoher Wiederschauwert

Quigley der Australier Bewertung
Bewertung des Films
1010

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