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Roma

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Zweischneidiges Schwert

ROMA Kritik

ROMA Kritik
8 Kommentare - 17.12.2018 von MobyDick
In dieser Userkritik verrät euch MobyDick, wie gut "Roma" ist.
ROMA

Bewertung: 4.5 / 5

Eines vorab: Manchmal erörtere ich einen Film sehr lange und von vielen Seiten und wirke dann auf manche Leser hier besonders kritisch, weshalb sie dann am Ende total konsterniert sind ob der doch so hohen Wertung. Dazu muss ich sagen, dass ich diese Filme so lang und breit bespreche und so kritisch, weil sie es eben verdienen, dass man sich so lange mit ihnen auseinander setzt. Und die vermeintlichen Kritikpunkte kann man dann auch eher als Würdigung ansehen. Roma wird voraussichtlich so eine Kritik werden. Der Film ist schlicht überragend und großartig und zählt jetzt schon zu den groß0en Klassikern des beiläufigen detaillierten Erzählens. Visuell überragend, pickepackevoll und sehr sehr gediegen erzählt, ist er ganz großes Kino! Dennoch reicht es nicht, nur diese beiden Sätze zu dem Film zu schreiben, denn er ist so viel mehr. Und gleichzeitig ist er nicht für jedermann. Gerade letzter Aspekt ist immens.

Roma erzählt beinahe zu beiläufig einen Ausschnitt aus dem Leben einer Dienstmagd im Mexiko der frühen 1970er (möglicherweise sogar 1970) in einem auf den ersten Blick wohlsituierten Haushalt. Dieses knappe eine Jahr, das beleuchtet wird, gibt dem Zuschauer neben dem Schicksal der Magd und der Familie auch einen sehr detaillierten gesellschaftlichen Blick, die Beziehung Mann/ Frau, soziale Komponenten (Arm/Reich, damit einhergehend Gebildet/Ungebildet), sowie den inhärenten Klassenkampf gepaart mit dem Ost/West-Konfikt. Im Endeffekt hat man ein ziemlich akurates Bild eines Mexiko, das irgendwie so auch heute noch funktionieren dürfte.

Trailer zu ROMA

Soweit so gut, wieso also eine lange Kritik? Weil der Film unisono sehr gute Kritiken bekommt und es kaum, wenn überhaupt kritische Aspekte gibt. Und das ist einfach nicht gerechtfertigt. Kommen wir also erst mal zum Positiven:

ROMA ist einfach ein Augenschmaus, jede Einstellung ist prinzipiell gefühlt eine akribische Plansequenz, die man mehrfach schauen muss, um zu begreifen, was einem hier auch noch beiläufig im Hintergrund erzählt wird.

Technisch brillant bis zum Geht-Nicht-Mehr und beeindruckend wie sonstwas (das letzte Mal, dass ich so beindruckt von einem Film und seiner ästhetischen Inszenierung war, war der Directors Cut von Lady Vengeance!) begnügt sich Cuaron nicht nur mit der bildlichen Darstellung, nein sowas funktiuoniert nur, wenn man mittendrin sitzt, so dass ROMA auch nur so funktionieren kann, wenn der Sound ebenso stimmig ist, und meine Fresse (tschuldigung, aber das musste jetzt sein!), der Sounddesign hat es knüppeldick in sich, und jeder der den Film mit einer halbwegs brauchbaren Surround-Anlage schauen kann, darf sich gesegnet fühlen. Von rechts, von links, von vorne von hinten, von oben von unten von überall brecehen hier Eindrücke auf den Zuschauer ein, so dass man fast gar nicht anders kann, als denjenigen Leuten zuzustimmen, die behaupten, ROMA wäre eigentlich prädestiniert für die große Leinwand. Die kleinsten Hintergrundgeräusche werden hier wieder gegeben, als könnte es was Wichtiges ein, und wer weiß, vielleicht ist dem auch so. Schließlich wird das Leben so transportiert.

Audiovisuell ist also alles top - trotz/auch wegen (je nachdem in welchem Lages man sitzt) dem künstlerisch ach so wertvollen Schwarz-Weiss, und wie sieht es mit dem Inhalt aus? (Kleiner Tipp: Wir sind immer noch im positiv besprochenen Teil)

Tja, hier sollte man etwas weiter ausholen und dem Zuschauer etwas mehr Hintergrund an die Hand geben, eigentlich. Aber genau das tut Cuaron nicht, er bleibt immer auf Augenhöhe mit seiner Protagonistin, die recht ahnungslos durch die Gegend zieht. So unbedarft geht dann auch der Zuschauer an die ganze Handlung ran, und wenn man als Zuschauer dann doch mehr über Mexiko weiss, dann wird das ohnehin sehr komplexe Bild nur weiter vervollständigt. Will heissen, schlecht wird den Film eigentlich kein Interessierter finden, nur der mit mehr HIntergrundwissen wird ihn womöglich noch besser finden? Das liegt einfach - ich wiederhole mich - an der pickepackevollen mit Details vollgestopften komplett durchgeplanten Inszenierung.

Wenn beispielsweise der Freund der Protagonistin anfangs als jemand eingeführt wird, der ganz unten war und nun durch Kampfsport sich wieder gestärkt fühlt, der auch nicht mehr an den Rand der Gesellschaft gedrängt ist, dann kann man eigentlich vielleicht nur erahnen, wohin die Reise geht. Wenn dann aber das volle Ausmass einem offenbart wird, dann steht man zweierlei ungläubig da: Zum einen, warum man es nicht schon vorher gewußt hat, und zum anderen über den wirklich beiläufigen Aufbau zu dieser Erkenntnis.

Und es hört damit gar nicht erst auf: Wer sich ein bißchen mit mexikanischem/lateinamerikanischem/universellem Machismo beschäftigt hat, der kommt am Thema Ciudad Juarez eigentlich nicht vorbei, und damit auch an solchen Filmen wie Paradies der Mörder in der einen oder anderen Ausprägung. ROMA geht den weniger aggressiven und anklagenden Weg der nuancierten Betrachtung aus rein femininer Sicht der Dinge und den Status der Frau in solch einer Gesellschaft. Dadurch wird der Film intimer, persönlicher und gleichzeitig aber auch deutlich ergreifender und empathischer, und für den einen oder Zuschauer sicherlich auch anklagender. Schließlich werden hier zwei Frauentypen nebeneinander gestellt, die zeitlich parallel eine ähnliche Krise durchlaufen.

Und wenn es am Ende katalystisch zur Zuspizung am Meer kommt, ist jedes Ende möglich, nach allem, was einem vorher zugemutet wurde, rechnet man auch mit dem Schlimmsten.

Bevor das zum zigsten Male wiederholte nocheinmal hochpreisend Bejubeln, kommen wir nun zum Negativen:

Der Film ist stinklangweilig! Das musste erst mal gesagt werden, auch wenn es so natürlich nicht stimmt. Der Film nimmt sich seine Zeit, seine Story zu erzählen, ermüdend langatmig in einigen Momenten und auch wenn er eine stimmige Story erzählt, wirkt es vor allem in den ersten 60-75% einfach sehr unfokussiert und wenig zielführend. Bis man schließlich gewisse Früchte erntenb kann, gibt es massiv überragende, aber für sich genommen irgendwie nichtssagende Plansequenz an Plansequenz gereiht, und der heutige Kinogänger wird sicherlich nicht viel mit diesem langsamen Nichterzählfluss anfangen können.

Es gibt keine klar definierte Antagonistenfigur - später wird sich dies radikal ändern, aber selbst dann ist es dann eher das System - und auch das fehlende musikalische Leitmotiv trägt nicht dazu bei, dass der Film zugänglicher wird.

Das ist - machen wir uns nichts vor - trotz aller Qualitäten kein Film für die Massen und hat rein gar nichts in einem Multiplexkino der heutigen Zeit verloren. Das mag widersprüchlich wirken, denn es ist ein Film, den man möglichst großformatig geniessen muss, aber er hat halt keine Chance gegen den siebten Aufguss eines Avengers oder Harry Potter (hehe, der musste jetzt sein) Spinoffs.

Auch wird es nicht dazu beitragen, dass die Massen den Film mögen werden, wenn ihnen so mal gar nichts erklärt wird, anhand zum Beispiel einer dummen Figur, die nur dafür da ist in solchen hohlen Blockbustern, um für das Publikum die richtigen Fragen zu stellen. Nicht falsch verstehen, auch sowas hat seine Daseinsberechtigung und ich bin der Letzte der sowas verteufelt, aber in ROMA ist das halt Fehl am Platz.

In guter alter Erzählkinotradition der guten alten Italiener und Japaner erzählt hier Cuaron seine epischsste und persönlichste Geschichte und erklärt nebenbei, warum er Gravity drehte und zeigt ganz klar seine Liebe zu La Strada.

Der Film ist ein Meisterwerk, keine Frage, aber er ist nicht so einfach zugänglich. Er verdient locker 9-10 Punkte, aber wegen der Sperrigkeit würde ich ihm am Liebsten nur 8 Punkte geben. Schließlich dauert es gefühlt bis zur letzten halben Stunde bis so etwas wie eine tatsächliche Handlung erfühlt wird.

Aber ganz ehrlich, wenn ein solcher Film von mir nur 8 Punkte bekommt, dann habe ich die letzten Jahrzehnte meines Lebens dem falschen Hobby gefröhnt und verstehe von Film überhaupt nichts.

Mindestens 9 Punkte!

ROMA Bewertung
Bewertung des Films
910

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8 Kommentare
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MobyDick : : Moviejones-Fan
19.12.2018 17:22 Uhr
0
Dabei seit: 29.10.13 | Posts: 7.688 | Reviews: 254 | Hüte: 620

luhp:

Merci :-)

Silencio:

und dann wären wir wieder da, wo ich ja schon mit MB80 gelandet bin: Jede Deutung ist möglich und keine wird falsch sein, übrigens habe ich das mit der Mutter und dem Vater auch so wahrgenommen, aber zu dem Zeitpunkt konnte ich noch nicht einordnen, wohin die Reise des Vaters gehen würde, daher erst mal unvoreingenommen auf die kulturelle Komponente (Haushalt ist Frauens Ding, daher unterläßt der Mann die Kommunikation mit der Dirn) geschoben...

Dünyayi Kurtaran Adam
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Silencio : : Moviejones-Fan
19.12.2018 16:30 Uhr
0
Dabei seit: 17.08.17 | Posts: 2.417 | Reviews: 54 | Hüte: 290

Im Großen und Ganzen kann ich hier eigentlich zustimmen - außer "langweilig", den so empfand ich den nämlich gar nicht. Aber das ist ja auch immer von einer Millionen Faktoren abhängig.

Übrigens habe ich mich wegen der vielen Plansequenzen, den gerahmten Bildkompositionen und dem Ausreizen der Tiefenschärfe vor allem an Orson Welles erinnert gefühlt.

"Dass sein Gesicht erst mal nicht gezeigt wird, muss nicht zwangsläufig die Einführung des Villains sein, sondern kann auch lediglich ein dramaturgisches Element der Spannungserzeugung sein. Bis man Rick sieht in Casablanca dauert es auch eine Ewigkeit."

Da möchte ich allerdings mal eben einhaken: erstmal ist die Position im Film eine andere, d.h. zu diesem Zeitpunkt sind die Protagonisten für gewöhnlich bereits eingeführt - dass man da an einen Antagonisten denkt, halte ich also nicht für ungewöhnlich.

Zweitens ist Rick am Anfang ja eine höchst ambivalente Figur, man könnte da schon argumentieren, dass der Curtis uns da zuerst auf eine falsche Fährte locken will.

Ich halte die besagte Einparkszene übrigens für den Moment, in denen am Ehesten abzulesen ist, dass Cuaron da Erinnerung verarbeitet. Der Vater, der im Leben keine Rolle spielte, wird fragmentiert, auf ein paar Eigenschaften reduziert (wir sehen immer wieder die Hand am Aschenbecher - und hinterher sagt eines der Kinder, er rieche nach Rauch), ein gesamtes Bild will aber nicht entstehen. Das ist ja im Grunde, wie wir Erinnerungen um Leute basteln, die wir nur noch schemenhaft im Kopf haben.

Interessant finde ich übrigens, was für eine Zärtlichkeit der Vater seinem Auto zukommen lässt (wie er zB nur ganz sanft an die Regenrinne stößt) und wie wenig er sich im Gegenzug um seine Familie zu scheren scheint. Irgendwo steckt da auch ein Kommentar, so wegen der ganzen Männlichkeitssymbolik, die einem Auto nunmal anhaftet, er will sich mir aber nicht so ganz erschließen... (Was eher an mir, als am Film liegt...)

"Zu dem Zeitpunkt ist er für mich noch nicht der Bösewicht, im Gegenteil, als 5 Minuten später die Magd sich mal kurz zur Familie setzt um mit Fernzuschauen, ist es die Frau, die sie wieder weg schickt"

Die schickt sie ja weg, um Tee für den Vater zu holen. Der Witz ist ja, dass der Vater eine der Figuren ist, denen Cuaron so gut wie keine Tiefe zugesteht. Er ist im Grunde nur eine Präsenz, deren Fehlen zwar bemerkt wird, über dessen Dasein wir aber so gut wie nichts wissen. Wir können die Szene auch so lesen: er hat seine Familie so gut im Griff (und damit ist die Ordnung so stark auf ihn gemünzt), dass er nicht mal mehr sagen muss, wenn er was will - ihm werden die Wünsche von den Augen abgelesen. Die Mutter ist da im Grunde nur sein Werkzeug, er braucht nicht mal mehr mit dem Personal reden.

"I am not fucking around here, I believe a well-rounded film lover oughta have something to say about Jean-Luc Godard and Jean-Claude Van Damme."

-Vern

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MB80 : : Black Lodge Su
17.12.2018 13:47 Uhr
0
Dabei seit: 01.06.18 | Posts: 2.917 | Reviews: 44 | Hüte: 261

Moby:

Ja und ja... wobei ich beim Vater schon so eine negative Note bemerkt habe. Nicht umsonst sitzt bei der Szene der Fokus ja auf den Händen, nicht auf dem Gesicht, also auf "tun", evtl. Macht und Gewalt, nicht auf emotionalem Ausdruck. Und männliche Gewalt kommt ja später auch ins Spiel, emotional bei der bürgerlichen Familie, durch direkte Gewalt beim Proletariat.

Aber netto bin ich ganz bei dir, es gibt eigentlich kaum eine Szene die nicht intepretierbar ist oder irgendeine Rolle in der Erzählung hat. Wenn du also sagst, da werden/könnten Bücher drüber geschrieben werden: ja, very very yes.

"Fanatical legions worshipping at the shrine of my father’s skull."

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MobyDick : : Moviejones-Fan
17.12.2018 13:19 Uhr | Editiert am 17.12.2018 - 13:22 Uhr
0
Dabei seit: 29.10.13 | Posts: 7.688 | Reviews: 254 | Hüte: 620

Ja und Nein, ich gebe dir recht, aber Cuaron bezweckt viel mehr, möglicherweise auch Themen, die wir nicht wahrnehmen:

Die Hundekacke ist die Arbeit des Proletariats, das nicht gewertschätzt wird, und später wird noch einmal überdeutlich, wer das weg machen muss. Der Familie ist die Scheisse egal, so lange sie nicht rein tritt.

Dass sein Gesicht erst mal nicht gezeigt wird, muss nicht zwangsläufig die Einführung des Villains sein, sondern kann auch lediglich ein dramaturgisches Element der Spannungserzeugung sein. Bis man Rick sieht in Casablanca dauert es auch eine Ewigkeit.

Dass es im Endeffekt so wird wie du sagtest, ändert an der Vieldeutigkeit der Szene mE nichts.

Sein Einparken ist zB auch gleichzeitig eine Charakterisierung, mit chirurgischer Präzision, was genau ist seine Arbeit (?), penetriert er den Eingang (P.s.: Übrigens war später Kot in der Fruchtblase, da ist nichts dem Zufall überlassen...)

Edit: In dem Zusammenhang, dass es eine Tochter ist, ist auch ganz klar eine Message aus und in die Magengrube, da werden sicherlich in Zukunft ganze Bücher über den Film und seine Themen entstehen...

Dünyayi Kurtaran Adam
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MB80 : : Black Lodge Su
17.12.2018 13:10 Uhr
0
Dabei seit: 01.06.18 | Posts: 2.917 | Reviews: 44 | Hüte: 261

MobyDick:

“Wie ich ja schon schrieb (evtl. nicht so direkt formulierte, aber dachte, dass es deutlich wäre), die negativen Punkte sind solche, die so aufgefasst werden können, was ich nachvollziehen kann, aber das gehört halt zum Aufbau des Films.“

Hab ich auch genau so verstanden keine Sorge. Nimm meinen Kommentar nur als „Kommentar“ -) nicht Gegenkritik.

Zu der Einparkszene, wir sind hier übrigens völlig im Spoiler Territorium, ja, es führt ihn aber schon ein. Sein mechanisches, systematisches, kalkulierendes Einparken (Puh...) setzt ihn als Kontrast zu der warmherzigen Familie. Und was sehen wir nicht... sein Gesicht. Man riecht halt schon „hier kommt der Villain“. Und irgendwie charakterisiert die Hundekacke den Haushalt ja auch, und er fährt einfach drüber... pobre mierda laughing

"Fanatical legions worshipping at the shrine of my father’s skull."

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MobyDick : : Moviejones-Fan
17.12.2018 12:47 Uhr
0
Dabei seit: 29.10.13 | Posts: 7.688 | Reviews: 254 | Hüte: 620

MB80:

Danke für das Hütchen, gibt es direkt beim richtigen Roma Thread zurück :-)

Wie ich ja schon schrieb (evtl. nicht so direkt formulierte, aber dachte, dass es deutlich wäre), die negativen Punkte sind solche, die so aufgefasst werden können, was ich nachvollziehen kann, aber das gehört halt zum Aufbau des Films. Meine Frau beispielsweise hat all die positiven Aspekte auch wahrgenommen, hatte aber nicht die Musse den Film zu Ende zu schauen und wird es vermutlich auch nicht mehr.

Zur Einführung des Mannes beim Einparken als Antagonist: Zu dem Zeitpunkt ist er für mich noch nicht der Bösewicht, im Gegenteil, als 5 Minuten später die Magd sich mal kurz zur Familie setzt um mit Fernzuschauen, ist es die Frau, die sie wieder weg schickt. Es dauert hier für mich bis zur Krankenhaussequenz bis man seine "Qualitäten" dann endlich vollkommen sieht. Insofern ist der Film keinesfalls so schwarz und weiss.

Die Einparksequenz ist für mich eher ein Arm-Reich-Gefälle Thema und hat überdeutlich was mit Mann-Frau zu tun, aber eher beobachtend und noch nichts wirklich Wertendes...

Alleine diese eine Sequenz und wie man darüber reden kann, zeigt ja wie prall der Film gefüllt ist

Dünyayi Kurtaran Adam
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MB80 : : Black Lodge Su
17.12.2018 12:14 Uhr
0
Dabei seit: 01.06.18 | Posts: 2.917 | Reviews: 44 | Hüte: 261

Moby:

Feine Kritik, 85% davon würde ich direkt unterschreiben. Ein paar Punkte sind mir nur aufgefallen, die ich kommentieren wollte:

"...zählt jetzt schon zu den großen Klassikern des beiläufigen detaillierten Erzählens."

Das war der Punkt den ich mit "visuellem Handlungserzählen" machen wollte, danke.

"Tja, hier sollte man etwas weiter ausholen und dem Zuschauer etwas mehr Hintergrund an die Hand geben, eigentlich."

Ich habe den Film gesehen, ohne mich vorher über den Hintergrund schlau zu machen, und habe das als sehr positiv empfunden. Das Wort ist glaube ich "immersive", lässt sich schlecht übersetzen, man kann sehr gut in Handlung und die vermittelten Emotionen eindringen, was man der Kamera und den Schauspielern hoch anrechnen muss.

"Der Film ist stinklangweilig!"

...wenn man das als "take" zu einem "slow burn" Film, der sich langsam entfaltet, nehmen will. Ja der Film nimmt sich seine Zeit, aber die Saat geht ja auch auf, und wie du selber sagst, der Film erzählt einem ja extrem viel einfach durch seine Bilder.

"Es gibt keine klar definierte Antagonistenfigur..."

Nun eine wird direkt am Anfang inszeniert, als sie das Auto parkt. Aber ja, es ist wie du sagst eher das "System", bzw. in diesem Fall zwei männliche Motive. Und da Cuaron sich ja bemüht, die gesammte gesellschaftliche Problematik einzufangen, wäre es mMn falsch, dies an einer einzigen Person festzumachen (falls das deine Kritk war).

Ansonsten bin ich natürlich empört, dass du ihm evtl nur 4 Sternchen geben willst, und fordere eine Rechtfertigung - nein Spass, von diesem Punktgedöns bin ich ja nicht so überzeugt. Danke für die Kritik!

"Fanatical legions worshipping at the shrine of my father’s skull."

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MobyDick : : Moviejones-Fan
17.12.2018 12:03 Uhr
3
Dabei seit: 29.10.13 | Posts: 7.688 | Reviews: 254 | Hüte: 620

Kleiner Nachtrag: Man kann Netflix wirklich dankbar sein, dass sie so einen Film gestemmt haben, und wie gesagt, in einem brauchbaren Heimkino mit Surround und relativ großem TV - was ja mittlerweile in bezahlbaren Regionen auch möglich ist, kommt der Film auch super, die mitgelieferte Netflix Tonspur ist der Hammer!

Dünyayi Kurtaran Adam
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