
Bewertung: 1 / 5
Hmm, diese Kritik wird nicht allen gefallen, aber ich denke, das hat der Film auch nicht, hmmm...
Seit Disney+ an den Start gegangen ist, geht es gefühlt mit Pixar bergab, und sie werden als Ideenresterampe vergeudet und gegen die Wand gefahren. Ideen, die per se interessant sein könnten, aber denen keine gute Umsetzung gelingt (Encanto), Ideen, die per se eher für ein erwachseneres Publikum sein könnten, aber man den Spagat zu den Kleinen nicht schafft (Sould), Ideen, die zwar funktionieren, aber erstens recht altbacken inszeniert sind und dann dem Verleih der Mut für eine Kinosauswertung fehlt (Luca) und dann Ideen, die nicht mal auf dem Papier funktionieren, aber die trotzdem grünes Projektlicht bekommen, weil Disney mit seinem ach so inklusiven Schein ein möchtegernambitioniertes Werk an den tag legen will, aber es außer der Grundidee nichts gibt, was den Film irgendwie zusammenhält (Rot).
Trailer zu Rot
Rot erzählt die Geschichte eines asiatisch-stämmigen Mädchens in Kanada, das eines Tages erfährt, dass sie bei gewissen zu starken Emotionen zu einem roten Panda mutiert, so ähnlich wie Bruce Banner zu Hulk, eben nur als plüschiger Panda. Punkt.
Kann man daraus einen abendfüllenden Film machen? Klar. Kann das funktionieren? Klar. Funktioniert das fertige Produkt? Nein!
Und um es ganz klar und frühzeitig auszusprechen: Es funktioniert einfach deswegen nicht, weil der Film ein ausgesprochen sexuelles Problem hat, und zwar schon von der Prämisse her. Ich habe das Projekt von Anfang an mit einer gewissen ironischen Distanz betrachtet und wurde daher in meinem Freundeskreis belächelt, weil sie der Meinung waren, dass ich die Sache zu überspitzt anginge. Ich war ehrlich gesagt auch dieser Meinung, aber das fertige Produkt bedient genau meine Witze und geht sogar darüber hinaus, nur halt nicht auf eine gute Weise, sondern indem es auch noch alte Klischees bedient.
Ab jetzt liebe Leserin befinden wir uns in massivem Spoilerterritorium und wer ab jetzt weiterliest weiss worauf sie sich einlässt und hat es nicht anders verdient:
Wir haben also die Grundprämisse, dass die Protagnistin in die Pubertät kommt, dabei spielen erstens ihre Hormone verrückt, erste sexuelle Phantasien inklusive - soweit so okay. Und jedesmal, wenn sie die Kontrolle verliert, verwandelt sie sich in einen roten (!) Bären (!!), inklusive auch noch offensichtlicher Ansprechung der Periode. Ein Mädchen in der Pubertät wird zu einer unkontrollierbaren rote Furien, einem Bären. Das ist so ein abgedroschener schlechter und alter Treppenwitz, dass ich nie ernsthaft daran gedacht hätte, dass ausgerechnet Disney diesen auch noch mit einem abendfüllenden Film bedient.
Aber gut sei es wie es ist, vielleicht gelingt es ja dem Film irgendwie, dem Thema etwas Neues abzugewinnen, schliesslich ist ja auch jede Werwolf Geschichte irgendwo auch immer eine Geschichte über sexuelle Gelüste und Erwachen, wieso es also nicht in Form eines Pixar Filmes machen, der hier möglichst progressiv rangeht?
Nunja, weil sie eben nicht progressiv rangehen! Die ganze Geschichte und charakterliche Entwicklung wird im Keim erstickt, wir haben hier im Grunde genommen die ewig und dritte Abwandlung des sich mittlerweile immer häufiger und immer uninspirierender wiederholenden Themas Tochter vs Mutter, was gefühlt seit Merida eine Art Blaupause ist. Und woi es in Merida auch ein Bär ist, der aber zum Glück nicht rot ist, obwohl die Haarfarbe der Region es eher zugelassen hätte, fühlt es sich dort eben nicht nur auf den "Frau in besonderen Tagen im Monat" reduziert an. Hier aber ist es genauso: Denn der Klimax (jaja, Wortwahl), ähm Höhepunkt (wird nicht besser) der Verfilmung ist der, dass ausgerechnet die Mutter dann nach einem Streit mit der Tochter zu Vollmond (Blutmond, Rotmond, wie auch immer...) eben zu einem reißerischen unkontrollierbaren roten Bär wird und kleiner roter Bär gegen großen roten Bär kämpfen muss. Und gerade die Tatsache, dass hier mit dem mütterlichen unkontrollierbaren roten Bär ein absolutes Klischee der rückwärtigen Frauenbetrachtung bedient wird, macht jeglisches progressive Aufzeigen (wofür es tatsächlich ein paar Beispiele gibt) im Film zunichte und reduziert den Film auf den schlechtesten Witz über weibliche Stimmungsschwankungen überhaupt.
Ehrlich, ich kann keine roten Bärenwitze mehr hören oder sehen nach diesem Film.
Aber unabhängig von meinem persönlichen Weltbild und meinem Standpunkt zur Story des Films ist der Films einfach nicht gut, er ist oberflächlich, er ist spannungsarm, er hat keinerlei interessante Charaktere und er lässt niemanden einen großartigen Wertewandel durchlaufen, jeder bleibt charakterlich wie er/sie ist. Nein, es geht sogar so weit, dass hier - wenn wir beim Subkontext bleiben wollen - die Message ist: Es ist okay, wenn man sich anpasst und degradiert, um in der Gesellschaft nicht aufzufallen, es ist aber genauso okay, so zu sein wie man sein will. Hier wird also keine Position bezogen, und das ist ziemlich schwach für einen Film, der ach so progressiv ist.
Und hier verkneife ich mir einen ziemlich passenden aber irgendwie hier nicht gehörenden Vergleich und vergebe ziemlich lausige
2 Punkte
