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Scarface

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Scarface Kritik

Scarface Kritik

Scarface Kritik
0 Kommentare - 18.01.2024 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Scarface" ist.

Bewertung: 3.5 / 5

Herrscher Fidel Castro erlaubt seinem Volk erstmals Amerika zu besuchen. Dabei werden neben normalen Bürgern auch immer mehr Kriminelle in die Staaten gelassen. Unter ihnen befindet sich auch der Kleinkriminelle Tony Montana (Al Pacino), der zusammen mit seinem Freund Manny (Steven Bauer) nach Miami geht. Dort gelangen sie unter den Fittichen des Drogenbarons Frank Lopez (Robert Loggia), beginnt Montana mit kleineren Arbeiten als Laufbursche. Doch er träumt von größeren, also fängt er an, sich auf brutale Weise einen Weg bis an die Spitze von Miamis Kokain-Imperiums zu bahnen. Das jedoch missfällt seinem ehemaligen Mentor, auf dessen Frau Elvira (Michelle Pfeiffer) er ebenfalls ein Auge geworfen hat.

Gesellschaftlich und kulturell ist Scarface wohl als unumstrittener Klassiker in die Filmgeschichte eingegangen, wenngleich er natürlich auch eine Radikalität in Sachen Gewalt und Obsessionen aufweist, die man in anderen Vertretern des sogenannten Mafiafilms wohl eher weniger finden wird. In Der Pate (1972) steht der Familienzusammenhalt über allem, in Scarface hat die Familie keine wirklich positive Bedeutung und so durchlebt die Hauptfigur natürlich auch ihren ganz eigenen Daddy-Komplex, wie das eben so in Hollywood passiert. Ebenso werden da Männerbilder aufgegriffen, die Frau darf sich, natürlich auch aus patriarchalen Vorstellungen heraus nicht emanzipieren. Nun kreidet der Film das auch an und ist gleichsam damit klischiert. Die Frage, die man sich immer wieder stellt, gerade auch in solchen Werken ist, ob das wirklich so unglaublich radikal ist, wenn das böse, daß hier durch ein System geschaffen wird, eben auch systemisch besiegt wird. Im Prinzip ist das Individuum machtlos und gleichsam könnte man behaupten, daß der Film doch moralisiert und doch bestimmte konservative Werte vertritt, nach welchem illegales Handeln irgendwie geahndet werden muss. Hier ist es natürlich der Tod, weil es für Tony Montana eigentlich keinerlei Resozialisierung geben kann. Und wäre man frech, würde man behaupten, daß damit sogar der Tod legitimiert wird. Doch insgesamt ist das Werk herrlich fordernd, weil die Moral irgendwie auf der Strecke bleibt.

Das grundlegende Problem an Scarface sind nicht seine expliziten Bilder, seine Aussage und alles, was am Werk eigentlich so brisant und pseudo-schockierend ist. Das Problem ist, daß man dem Film durchaus anmerkt, daß er in die Jahre gekommen ist. Nun könnte man natürlich auch hier argumentieren, daß eine Figur wie Tony Montana äußerst pubertär vorgeht und eben nur noch zur Versinnbildlichung von Problemen taugt. Gleichsam ist das Werk durchaus als Film nicht besonders einprägsam. Klar, es gibt diese ikonischen Momente, doch die Handlung und wie der Film sich langsam aufbaut, entwickelt und worin er mündet, sind erwartbar. Mafiafilme haben häufig, gerade auch aus heutiger Sicht heraus das Problem, daß sie zu tausenden rezitiert und neu erzählt wurden, daß man sie schon kennt, ohne sie je gesehen zu haben. Wie viele Imitationen gab es um Marlon Brandos Vito Corleone? Unendlich häufig findet sich das popkulturell und auch filmisch wieder. Da muss man sich fragen, wenn gerade ein solcher Film so beliebt ist, ob er dann wirklich so radikal ist. Nun, im Falle von Scarface kann man das so pauschal gar nicht sagen. Der Film gilt als Kult/Klassiker unter Kennern und das vielleicht auch zurecht. Hin und wieder hat man aber schon das Gefühl, als wäre das Werk in anderen Momenten durchaus auch schon mal besser erzählt worden und man spürt so ein wenig die Ermüdung dahinter.

Dabei ist es eigentlich dafür prädestiniert, ein durchaus wichtiger und hin und wieder auch sehr guter Film zu sein. Fast bahnbrechend fängt die Geschichte um einen kubanischen Sträfling an, der nach Amerika kommt. Schnell wird er in krumme Geschäfte verwickelt und schafft es vor allem durch seine Dominanz, seinen Ehrgeiz und sein grenzenloses Selbstbewusstsein an Macht zu gelangen. Und das ist er eben, der umgedrehte amerikanische Traum, der auf Blut fußt, der eben nur funktionieren kann, wenn man über Leichen geht. Es ist eine Erkenntnis und es mag natürlich auch ein wenig das Problem sein, daß die Zustände, ja auch gerade in den Staaten noch mal ein wenig anders sind, wodurch das Werk eben so aktuell bleibt. Gleichsam steckt da natürlich auch eine überspitzte Wahrheit an aktuellen Zuständen drin. Gerade sehr wohlhabende Leute, wenn sie nicht gerade einfach geerbt haben, wie es gerne mal in Deutschland der Fall war, sind ja nicht wirklich faule Menschen. Es gibt Leute, die haben eine Zwanzig-Stunden Tag und arbeiten und arbeiten. Ab diesem Zeitpunkt ist man lange nicht mehr Herr über das Kapital, sondern das Kapital herrscht über das Individuum. Auch bei Scarface folgt man einer ähnlichen Tradition, weil es keine Grenzen mehr für Montana gibt. Die Figur hat grenzenlosen Reichtum, schöne Frauen und all das, was man sich nach neoliberalen und kapitalistischen Maßstäben eben unter einem glücklichen und erfülltem Leben vorstellt. Doch es geht ebenso darum, immer mehr und noch mehr zu bekommen und immer radikaler dabei vorzugehen. Natürlich übernimmt das den Menschen, wobei man vorsichtig sein muss, daß heißt auf der anderen Seite eben auch nicht automatisch, daß der Mensch dadurch frei von Schuld ist.

Denn das ist Tony Montana nicht und wird er nie sein. Ob er im vollen Besitz seiner geistigen Kräfte ist, ist ja auch nicht die Frage, die interessiert oder wichtig wäre. Im Prinzip geht es in Scarface viel eher darum, einen Zustand zu beschreiben. Ganz nebenbei gibt Al Pacino eine bahnbrechende schauspielerische Leistung ab, nach welcher seine Gier, seine Undurchschaubarkeit und letztliche Radikalität, aber auch sein Fall absolut großartig zum Tragen kommen. Man sympathisiert eigentlich nie mit der Figur und das liegt eben an der Moral, aber man akzeptiert diese Anarchie für einen kurzen Zeitraum von etwa drei Stunden, sodass man schon eigenartig fasziniert davon ist. Interessant ist ja auch hier zu beobachten, daß Veränderung in einem System, also wenn ein Chef durch einen neuen Chef im Falle von Montana ausgetauscht wird, keine wirkliche Veränderung im System im Haus steht. Dadurch unterstreicht sich nochmals, wie machtlos eigentlich diese Menschen sind.

Ikonisch und hin und wieder pubertär erzählt Scarface eigentlich die immergleiche Geschichte vom Aufstieg und Fall. Es ist ein recht erwartbares Werk und dennoch eines, daß ohne seinen Hauptdarsteller nicht funktionieren würde. Über die Moral kann man streiten, oder auch darüber, ob es eine gibt. Doch unterhaltsam ist das auf der anderen Seite eben auch.

Scarface Bewertung
Bewertung des Films
710

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