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Serpico

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Serpico Kritik

Serpico Kritik

Serpico Kritik
0 Kommentare - 03.02.2024 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "Serpico" ist.

Bewertung: 3 / 5

Eines Tages wird der Undercover-Polizist Frank Serpico (Al Pacino) angeschossen und in ein Krankenhaus verfrachtet. Sofort wird er unter Polizeischutz gestellt. Doch die Frage verbleibt, wer hat ihn angeschossen? Gründe gab es wohl viele und auch in den eigenen Reihen hat sich der auch ansonsten integre Polizist unter korrupten Kollegen nicht sehr beliebt gemacht.

Wenn man über die Polizei nachdenkt, dann denkt man in naiven Momenten sicherlich an den Freund und Helfer, der zum Schutze der Zivilbevölkerung in Erscheinung tritt und dann das Recht umsetzt. Wenn man allerdings ein wenig weiter blickt, dann merkt man schnell, daß die Polizei eben nicht nur der Freund und Helfer ist, sondern ab und zu auch am Rande der Legalität operiert, besser gesagt weit darüber hinausgeht. Beispiele dafür gibt es ja genügend, mit nationalistischen Splittergruppen, die rechtsextreme Parolen grölen, mit irgendwelchen Rassisten, die aus Versehen mal wieder einen Schwarzen erschießen. Ja, es ist in jedem Fall nicht so einfach, wenngleich man wohl schon sagen kann, daß zumindest die meisten Polizisten eine gute Seele haben. Sofern so etwas im Menschen denn wirklich existiert. Nun ist es also so, daß sich mit Serpico ein Film über einen Polizisten offenbart, der mehrere Jahre Undercover arbeitet und ganz nebenbei in den eigenen Reihen aufräumen will. Hier ziemlich gut von Al Pacino verkörpert, sieht man und spürt man die Gefahr, der sich der Idealist aussetzt, um die Welt ein bisschen besser zu machen. Sofern das denn etwas ist, was überhaupt möglich ist.

Interessant ist das vor allem retrospektiv, weil man den Eindruck hat, daß Serpico ein Film ist, der so ziemlich jedes Copklischee, ob selbst erfunden oder eben nicht, reproduziert. Man spricht von einer grandiosen Arbeit, die Sidney Lumet hier abgeliefert haben soll. Ein Regisseur, der tatsächlich sehr vielseitig war, wie spätere Werke herausstellen sollten. Und dennoch hat man immer wieder auch den Eindruck, genau zu wissen, worauf das nun in einzelnen Momenten hinauslaufen wird. Klar ist, die Figur des Frank Sperico muss sich unbeliebt machen. Bei Kriminellen, bei Kollegen, bei der großen Liebe und innerhalb der Familie. Im Prinzip erzählt der Film also eine klassische Underdog-Geschichte. Dabei ist vor allem spannend, daß Lumet hier kein Ende sieht, keinen Aufstieg, der es für die Figur und seine Liebsten besser machen könnte, wie auch das Finale später unter Beweis stellen würde. Es ist im Prinzip ein Ewigkeitswerk und unglaublich scher integer zu bleiben. Aus einer distanzierten Sicht heraus wirkt das auch nicht logisch, wobei man sich fragen muss, warum man es als logisch empfindet, eben vielleicht doch die eigene Haut eher in den Mittelpunkt zu stellen, als alle rundherum. Damit macht sich der Film eigentlich zu einem ungewöhnlichen Werk New Hollywoods, weil er einerseits schon eine üble Kritik übt, gleichzeitig aber auch in einem totalen Heroismus verfangen ist, der eigentlich aus anderen Tagen stammt.

Klar ist, daß Frank Serpico als Figur vielleicht auch ambivalenter ist, als es zunächst den Anschein hat. Zwar nicht in seinen Überzeugungen, aber im Umgang mit den Menschen, die ihn auf seinem Weg begleiten. Und dann merkt man natürlich die Anspannung, die ihn vereinnahmt. Jeden Moment könnte er tot sein. Die Dinge sind purer Idealismus und er muss sich dafür vor seinen Kollegen rechtfertigen. Dabei ist auch klar, daß seine Kollegen eben niemals rein antagonistisch sind, sondern es fast schon für selbstverständlich erachten, sich selber zu bereichern, oder eben entgegen dem Gesetz zu agieren. Ebenso auffallend dabei ist natürlich sein Auftreten. So kleidet er sich eben wie ein Hippie. Make Love, not War. Eine Parole, die einer Vereinigung wie der Polizei, gerade auch in den Staaten sicherlich fremd sein dürfte. Außerdem bildet er damit sowieso das große Feindbild zum Konservatismus und damit auch dem Staat und seinen Dienern. Kleider machen eben doch Leute. Dabei beweist sich aber auch, daß Serpico, eben neben seinem Idealismus, ein Mann ist, der für mehr steht, als er eigentlich selbst ist. Denn auch er ist kein Held. Wie sollte er auch? Die Grenzen der Legalität sind ja auch hin und wieder schwierig zu ertragen.

Serpico ist in jedem Moment anzusehen, daß er die Blaupause für so ziemlich jedes Polizeifilm-Klischee ist. Ohne Ende rezitiert, fehlt nur noch der Partner, der wie eine zweite Ehefrau im Verlauf der Handlung versterben wird. Doch Freunde macht man sich eben so auch nicht. Und vielleicht ist das auch eines der Probleme, die der Film hat. Weil er eben so erwartbar vonstattengeht und damit auch über die Jahrzehnte hinweg nur der Wegbereiter für vieles mehr war. Immer noch stark gespielt, immer noch stark inszeniert. Aber vielleicht heute bei weitem nicht mehr so überraschend. Und letzten Endes ist es eben dann ein Actorspiece, daß nie darüber hinausgehen kann. Auch da, toll gespielt, teilweise intensiv, wie es eben ein Al Pacino vermag. Aber ich frage mich dann schon, wo ist die generelle kulturelle Bedeutung? Wo ist das, was den Film weiterhin von allem abhebt, was sonst so erschienen ist und erscheinen wird? Und genau da wird es zum Problem, weil der Film nie weit über eine Zustandsbeschreibung hinausgeht und damit auch kaum eine Metaebene zulässt, die es sich lohnen würde zu analysieren. Alles, was der Film sagt, ist, daß die Situation halt Scheiße ist und man sich gut überlegen sollte, sich mit den falschen Leuten anzulegen.

Eines der bedeutendsten Werke der 1970er Jahre ist Serpico sicherlich nicht zustande bekommen. Ja, der Film ist ganz nett, gerade aus heutiger Sicht aber keineswegs überraschend und selbst wenn er noch einen Aktualitätsgehalt hat, so bleibt doch eigentlich auch keine weiterführende Erkenntnis, die man nicht schon wusste.

Serpico Bewertung
Bewertung des Films
610

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