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Sicario

Kritik Details Trailer News
Verloren im Drogensumpf

Sicario Kritik

Sicario Kritik
3 Kommentare - 08.10.2015 von eli4s
In dieser Userkritik verrät euch eli4s, wie gut "Sicario" ist.
Sicario

Bewertung: 3.5 / 5

Die ambitionierte FBI-Agentin Kate (Emily Blunt) führt ein SWAT-Team im Kampf gegen die Drogenkartelle in den USA. Ihre Qualifikation verschafft ihr einen Platz in einer Sondereinheit, die direkt an der mexikanischen Grenze operiert. Kate ist schnell von der Härte des Vorgehens der Einheit schockiert. Dienst nach Vorschrift ist hier Fehlanzeige.

Wer sich über die Frau in der vermeintlichen Hauptrolle freut, der könnte enttäuscht werden. Denn die wird aufgrund ihrer sehr undankbaren Position in all dem Trubel eher an den Rand gedrengt. Denis Villeneuves actiongeladener Beitrag zum Kampf gegen die Drogen ist packend in Szene gesetzt und vermittelt einen stimmigen Gesamteindruck. Den ein oder anderen Denkanstoß findet man in dem Blockbuster auch, wenn man will. Was Plot und Figuren angeht, ist der Film jedoch eher eintönig.

Trailer zu Sicario

So bleibt der ehrgeizigen Idealistin Kate nichts anderes übrig, als sich den Befehlen ihrer männlichen Kollegen, angeführt vom arroganten CIA-Agenten Matt Graver (Josh Brolin), unterzuordnen. Fast könnte man dabei einen Exkurs in die Genderdebatte in Hollywood unternehmen.

Während diverse Zielpersonen verfolgt, verhört und eliminiert werden, um den dahinterstehenden Drahtziehern näher zu kommen, bleibt die FBI-Agentin stets im Hintergrund und im Unwissen über den eigentlichen Zweck der Operationen. Ihr ist nicht einmal klar, mit wem genau sie zusammenarbeitet.

Ins Zentrum des Films drängt sich Benicio Del Toro als mysteriöser "Spezialist" für die Angelegenheit. Was genau seine Funktion und Motivation ist, bleibt lange im Dunkeln. Nach einem furiosen Auftakt hängt der Film deswegen im Mittelteil etwas durch, in dem der Plot ohne Tiefgang an Zuschauer und Protagonistin vorbeizieht. Nicht zuletzt liegt das natürlich auch wieder an der Passivität der Heldin, die den Umständen ausgeliefert ist und ihrem Ausgangsmuster auch treu bleibt, und dadurch kaum Spielraum für Entwicklung bekommt.

In seinen besten Momenten wirkt "Sicario" tatsächlich wie ein Kriegsfilm und ruft dabei unter anderem die chaotisch-hektischen Gefechte aus "Black Hawk Down" und andere klassische Bilder in Erinnerung. An drastischen Gewaltdarstellungen mangelt es dabei auch nicht. Die Intensität der Gewalt und ihre ausufernden Ausmaße sind in der Inszenierung durchgehend zu spüren. Kontrastiert wird dies immer wieder durch die wunderschönen Bilder und Landschaftsaufnahmen von Kameramann Roger Deakins.

Das Highlight bilden ein paar hochspannende Mann-gegen-Mann Konfrontationen, wenn auch persönliche Konflikte in der Handlung nie wirklich zum Tragen kommen.

Ebenso wird die Bedrohung erschreckend greifbar. Der Krieg ist außer Kontrolle geraten und spielt längst nicht mehr weit weg auf einem anderen Kontinent, sondern zu Hause, direkt in den Städten. Während in einer Straße die Kinder Fußball spielen, tobt in einer anderen ein Feuergefecht. Klare Grenzen sind nicht mehr erkennbar.

Auch Kate wird immer mehr klar, worauf sie sich hier eingelassen hat und wie tief der Drogensumpf tatsächlich ist. Ihre Macht- und Hilflosigkeit steht sinnbildlich für eine Politik, der scheinbar die Ideen ausgehen, dem Problem Herr zu werden.

Am Ende scheint die Botschaft die Einsicht zu sein, dass dieser Guerillakrieg kaum zu gewinnen ist und man neue Wege finden muss, sich der Situation anzupassen. Regeln und Moral scheinen dabei längst unter Kollateralschaden verbucht zu werden.

Sicario Bewertung
Bewertung des Films
710

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3 Kommentare
MJ-Pat
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luhp92 : : BOTman Begins
31.01.2016 22:05 Uhr
0
Dabei seit: 16.11.11 | Posts: 17.394 | Reviews: 180 | Hüte: 635

@eli4s

Der fiese Brolin hat mir auch sehr gut gefallen, mit deiner Beschreibung des Mannes fürs Grobe und die Drecksarbeit trifft du seinen Charakter ziemlich gut. Teilweise dann aber so cool und lässig, als ob Villeneuve bewusst einen humorvollen Gegenpol in der Geschichte haben wollte. Das ist ihm zumindest gelungen, Brolin in Flip Flops und oben ohne, hatte schon seinen Stil^^

Emily Blunt ist selbst ja auch eine der Schauspielerinnen, die in den letzten Jahren einen Beitrag zum Actiongenre geleistet haben (Edge of Tomorrow). Des Weiteren suggeriert der Sicario-Trailer, dass wir es hier mit einer weiblichen Hauptdarstellerin zu tun haben, was letztendlich nicht der Fall ist. Von daher kann es gut sein, dass sich manche deswegen über die Genderproblematik Gedanken machen.

"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."

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eli4s : : Moviejones-Fan
29.01.2016 16:04 Uhr
0
Dabei seit: 22.02.12 | Posts: 2.702 | Reviews: 31 | Hüte: 115

Hey Luph92,

ich fand die Intensität und Spannung, die der Film in vielen Szenen aufbaut auch wirklich stark. Eben auch diese Relativierung von Gut und Bösen und die politischen Themen fand ich wie erwähnt auch gut rübergebracht.
Mir ist schon auch bewusst, dass - wie du sagst - diese Orientierungslosigkeit der Protagonistin durchaus so gewollt ist und den Zuschauer in dieselbe Position bringen soll. Trotzdem sehe ich da eben das Problem, dass man über Weite strecken eben sehr distanziert vom Geschehen ist und der Plot dann eben auch so ein bisschen eintönig abläuft.

Mit Brolin bin ich auch nicht ganz warm geworden. Obwohl ich denke, dass er einfach für die unkonventionelle Vorgehensweise steht und als der Mann fürs Grobe eben die "Drecksarbeit" macht, die die feinen Leute nicht machen wollen. Und das macht er auch noch gerne, was wieder auf der Moralskala ein Gegengewicht, wenn auch sicher überzeichnet, zu Emily Blunts Figur herstellt.

In den letzten Jahren gibt es ja doch einen Trend, immer mehr Frauen auch in den Hauptrollen von solchen Actionblockbustern zu casten. Da Emily Blunt als passive Heldin aber hier gar nicht zum Zug kommt, habe ich nur als Randnotiz auf die Genderpolitik hingewiesen, weil es mir in dem Zusammenhang einfach einfiel, nicht weil ich es in diesem speziellen Film für falsch hielt.

MJ-Pat
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luhp92 : : BOTman Begins
29.01.2016 15:36 Uhr | Editiert am 29.01.2016 - 15:40 Uhr
0
Dabei seit: 16.11.11 | Posts: 17.394 | Reviews: 180 | Hüte: 635

Ich stimme dir im Großen und Ganzen zu, würde Sicario aber etwas besser bewerten, weil ich an sich keine Längen empfunden habe. Sicherlich kann man Villeneuve vorwerfen, dass er einer charakterlichen Entwicklung wenig Raum bietet und im Mittelteil das Tempo runterfährt, aber das macht er finde ich durch die undurchsichtige Handlung und den noch undurchsichtigeren Drogenkriegsspezialisten Alejandro Gillick locker wett. Als Zuschauer schlüpft man automatisch mit in die Rolle der von Emily Blunt dargestellten FBI-Agentin, da man selbst ebenfalls keine Ahnung hat, welches Spiel hier überhaupt gespielt wird. Abseits davon kann man sich vom großartigen Benicio del Toro begeistern lassen.

Generell bin ich beeindruckt von der Härte und Sachlichkeit, mit der Villeneuve den Drogenkrieg und den Geheimdienstauftrag in Szene setzt. Kein Pathos, keine Aufteilung in Gut und Böse, kein Happy End. Überraschenderweise hat del Toro hier sehr viel mit Figuren wie James Bond gemein, nur dass in Sicario auf die klassiche Heroisierung verzichtet und der Charakter mehr an die Realität angeglichen wird.

Eine Genderproblematik sehe ich in Sicario nicht, denn Kate Macer scheitert ja nicht als Frau sondern als Idealistin. Gleiches gilt auch für ihren FBI-Kollegen und der ist schließlich ein Mann.

Als etwas deplatziert empfand ich den von Josh Brolin gespielten Leiter der Mission, diese cartoonmäßige Überzeichnung passte für mich nicht so recht in diese authentische Darstellung des Drogenkriegs.

"Dit is einfach kleinlich, weeste? Kleinjeld macht kleinlich, Alter. Dieset Rechnen und Feilschen und Anjebote lesen, Flaschenpfand, weeste? Dit schlägt dir einfach auf de Seele."

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