Bewertung: 2.5 / 5
Ich bin mit Sie nannten ihn Mücke aufgewachsen und habe den Film in bester Erinnerung, die Musik von Oliver Onions, die dummen Sprüche Marke Rainer Brand und die kolossale Aura eines Bud Spencer auf seinem vermeintlichen Höhepunkt, dazu Gekloppe wie es den meisten Kindern meiner Generation zusagt und fertig ist das Soloprojekt für Bud Spencer.
Doch manchmal ist es besser, seine Kindheitserinnerungen im Gedächtnis zu elassen als sie wieder zu beleben. Diese Erfahrung musste ich nun schmerzlich machen als ich auf Netflix den Film zufällig gesehen habe und ihn auch gleich geschaut habe.
Zu meiner Überraschung fand ich diesmal sogar heraus, dass Rainer Brand, der Mann für alle Fälle, wenn es um grenzdebile Übersetzungen der 1970er bis 1980er geht (in diesem Fall sogar mal positiv gemeint, - denke ich), tatsächlich auch am Drehbuch mit gewerkelt zu haben scheint. Ganz ehrlich, dafür ist das Ergebnis sogar noch halbwegs zahm, aber gut, so wird der Geschichte mehr Aufmerksamkeit geschenkt.
Und im Grunde genommen ist die Geschichte recht universell und zeitlos: In einem Küstenstädtchen kabbeln sich die Halbstarken und in der benachbarten Kaserne befindlichen Soldaten und auf Druck von der militärischen Leitung einigt man sich, statt mit Gewalt die Sache auf dem Footballfeld auszutragen. Bud Spencers Charakter wird durch eine Verkettung von halbwegs lustigen Anektoden dann schliesslich der Trainer der Dorfjugend und der Rest ist die übliche Underdog-Klamotte.
Soweit so gut, die erste Hälfte, ja sogar die ersten 70% des Films funktionieren auch immer noch extrem prächtig: Bud Spencer hat ein natürliches rauhes Charisma, das jeden Fan von damals einfängt, er ist grundsympathisch aber kein Dummkopf, wie er es sonst in den ganzen Hill-Spencer Vehikeln meistens ist und bildet einen Ankerpunkt für das Publikum. Mit Raimund Harmsdorf haben wir zudem einen Antagonisten, der für solche Filme jener Zeit eine tatsächlich nachvollziehbare Motivation hat und mit der man auch gewisse sympathien hegen kann. Und ein Großteil der Jugendlichen bekommt eine tatsächlich nachvollziehbare Charakterisierung, so dass der Film an und für sich recht rund verläuft.
Doch dann kommt es zum Schlussdrittel, wo sich urplötzlich noch ein Haken an den nächsten reiht und ein Konflikt herauf beschworen wird, der erstens zu schnell abgehandelt wird und eigentlich nur da ist, damit Bud Spencer mal wieder ein paar leute verkloppen darf. Klar, das gehört in so eine Prügelklamotte und ist sogar recht ordentlich für solche Filme da integriert, stört aber im gesamten den Erzählfluss doch ein bißchen und die Lösung des Konflikts, quasi halb offscreen ist dann zu oberflächlich zu leicht gelöst. Jetzt könnte man sagen, der Film ist keine Sozial- oder Millieustudie, aber genau diesen Anstrich verpasst er sich dann doch zum Teil, und dafür macht er es sich schlussendlich zu einfach.
Wäre ja alles nur halb so schlimm, wenn das Finale sitzen würde: Und auch hier wieder: Damals bei erstsichtung hat es wunderbar gesessen, jetzt im etwas höheren Alter sitzt es eben nicht mehr. dabei sind da so wunderbare kleine komödiantische Einsprengsel, die sogar von den Marx Brothers geklaut sind, aber so dermassen unfokussiert und ohne Gefühl für Timing platziert werden, dass ein erwachsener Mann das irgendwie eher befremdlich als lustig empfinden tut.
Und dann letztlich der Moment, ab dem Buddy endlich selbst der Gerechtigkeit wegen aufs Feld tritt. Da ist keinerlei Spannungskurve vorhanden, es ist immer klar, was passieren wird, und es sieht dabei auch noch extrem ungelenk aus. Und auch wieder: Als Kind fand ich das alles Oberklasse.
Und noch etwas: ich erwarte ja nicht Mean Machine Niveau von einer ollen Italo-Prügel-Klamotte, aber ein bißchen mehr professionelle Umsetzung, wir befinden uns hier ja nicht in den Untiefen einer Didi Klamotte, das ist ein Bud Spencer Film, der international vermarktet wird, um Himmels Willen!
Alles in allem bekommt der Film daher zwei bewertungen von mir:
Das Kind in mir: Der Film war klasse, Bud Spencer toll, die Musik sowieso ziemlich geil und ein wunderbares Bud Spencer Gewinner Finale, 7-8 Punkte
Der erwachsene Grantler: Super Einstieg, klasse Musik, der erhobene Sozial- und Millieustudien-Finger funktioniert leider wegen dem aufgesetzten Ganzen nicht und das finale ist ziemlich ernüchternd. Alles in allem 5 Punkte.