2015 war der Beginn einer neuen Ära für Star Wars - die Sequel-Trilogie nahm ihren Anfang mit The Force Awakens und J.J. Abrams gelang es nach Star Trek ein weiteres großes Sci-Fi-Franchise erfolgreich zu revitalisieren. Nicht jedem sagte der Beginn zu, es gäbe zu viel Fanservice, es sei zu viel eine Kopie von Episode IV. Doch als dann zwei Jahre später Rian Johnson mit Episode VIII eine mutige, andersartige, Fortsetzung schuf, spaltete sich die Fan-Gemeinde nur noch mehr. Gefühlt wusste jeder der Millionen von Fans besser, wie man das Franchise hätte gestalten sollen, können, müssen. Doch am Ende lag es nicht in ihrer Hand. J.J. Abrams kehrte für das Finale zurück und nun steht uns mit The Rise of Skywalker das Finale einer 9 Filme umspannenden Saga ins Haus. Ist es ein würdiges Finale geworden? Mehr dazu im Folgenden.
Kritik:
Den Inhaltsteil lasse ich aus Spoilergründen so weit wie möglich weg, daher steigen wir direkt in die spoilerfreie Besprechung ein. Klar, der Film setzt in etwa da an, wo uns Episode VIII zurückließ: Unsere mutige Truppe aus Neu-Rebellen ist nach wie vor im Krieg mit der Ersten Ordnung und kämpft dabei ums Überleben. Rey trainiert fleißig, Leia sucht Verbündete und alle überlegen sich einen Plan, wie man dem Bösen beikommen soll.
Trailer zu Star Wars - Der Aufstieg Skywalkers
Und hier beginnt dann auch sehr schnell eine Schnitzeljagd durchs Universum, auf der Suche nach einem ganz bestimmten Ort, der unglaublich schwer zu finden ist und an dem sich das Schicksal des Universums entscheiden soll. Kylo Ren macht so ein bisschen sein eigenes Ding und Rey darf mehr Zeit mit ihrer Gruppe mutiger Freunde verbringen, als in beiden vorherigen Filmen. Poe, Finn, C-3PO, BB8, Chewie und der eine oder andere neue Verbündete sind mit dem Falken unterwegs und irgendwie kommt im ersten Drittel des Films vor allem eines auf: Indiana Jones Feeling. Klingt sonderbar und so fühlt es sich im Film dann auch an.
Hat man diesen Part hinter sich gelassen, an dem ein unwahrscheinlicher Zufall den nächsten jagt, wird der Film nach und nach immer besser. Nie jedoch löst er so richtig das Versprechen eines wahrhaft epischen Finales ein. Viel Fanservice und auch Vergangenheits-Sightseeing unterlegt mit Williams heute wie damals grandiosem Score lassen zwar Fanherzen höher schlagen, man wird jedoch oftmals das Gefühl nicht los, dass sich der Film neben diesen Trips in die Nostalgie zu wenig Zeit für die wirklich wichtigen Momente lässt.
Klar, es gibt emotionale Sequenzen, die mitunter dann auch den Nerv des Zuschauers treffen, jedoch wird viel zu oft nach wenigen Augenblicken darüber hinweggefegt und das nächste Setpiece steht an. Oft, sehr oft, wird bekommt man den Eindruck hier einen 4-Stunden-Film vor sich zu haben, der auf handliche 2 1/2 Stunden heruntergekürzt wurde, damit man mehr Vorstellungen in den Tag bekommt - oder warum auch immer. Denn, so negativ sich das nun bis hierher lesen mag, Abrams gelingt es über weite Strecken den Plot aus Episode VII und VIII gekonnt zu verknüpfen und durchaus ein Gefühl eines Plans aufkommen zu lassen, der von Beginn an bestand.
Die meisten Fragen, die man sich über die zwei Filme gestellt hatte, werden (mehr oder weniger, je nachdem wen man fragt, vermutlich) zur Zufriedenheit beantwortet, der gesamte Plot kulminiert hier und wenn dann zum Schluss der Abspann über die Leinwand läuft, hat man definitiv das Gefühl, hier ein Finale gesehen zu haben. Um dann jedoch gleich wieder darüber zu sinnieren, wie viel epischer das alles mit mehr Laufzeit und mehr Raum zum Atmen hätte sein können.
Denn: Das Glänzen in den Augen war da, das breite Grinsen, das kindliche Jubilieren und in die Luft gereckte Fäuste - zumindest bei mir. Ich habe mich insbesondere in der zweiten Hälfte extrem wohl gefühlt mit dem Film und war beeindruckt von allem, was er für diese Trilogie geschafft hat. Wenn er seine eigenständigen Momente ausspielte, war er ganz oben, in der Spitze von Star Wars und konnte sich mit Augenblicken wie dem ikonischen "I am your Father" oder dem Anflug auf den Todesstern im Original messen. Wenn er jedoch dann die Emotion hätte "ernten" können, verfällt er erneut in das leicht abgehetzte Schema und lässt einem kaum Zeit sie als Fan zu genießen. Dass die Ehrungszeremonie in A New Hope damals so lang und ausführlich gezeigt wurde hat einfach dafür gesorgt, dass man sich mit seinen Helden in ihrem Erfolg sonnen konnte. Genießen konnte, was dort geschafft wurde. Und diesen Genuss, den gönnt einem Abrams viel zu selten.
Fazit:
Episode IX war ein wirklich guter Star Wars Film verpackt in - leider - viel zu wenig Zeit, um richtig zu wirken. Abrams gelingt es auf Storyebene gekonnt die Fäden zusammenzuführen und auch wenn er dabei den einen oder anderen Subplot aus Episode VIII fallen lässt - man kann es ihm nicht übel nehmen. Stets das größere Ziel im Blick schafft es der Film einen zweieinhalb Stunden ohne jedwede Langeweile in eine weit, weit entfernte Galaxis zu entführen und einem ein ums andere Mal ein breites Grinsen zu entlocken.
Trotzdem bleibt da der bittere Nachgeschmackt eines "was wäre wenn?" - was wäre, wenn man den Mut gehabt hätte zumindest auf 3 Stunden Laufzeit zu gehen? Was wäre, wenn Abrams alle drei Filme gemacht hätte? Wir werden es nie erfahren, aber bei all dem was zu befürchten gewesen war, liefert Episode IX trotzdem einen rundum sehenswerten Abschluss, der jedoch - wie die gesamte Sequel-Trilogie - die Fans spalten wird. Denn wenn wir etwas gelernt haben aus den letzten 5 Jahren Star Wars, dann, dass man es niemals allen wird rechtmachen können. Aber gemessen an diesem Gedanken - konnte ich trotzdem glücklich, aber irgendwie gespalten, das Kino verlassen.