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The Banshees of Inisherin

Kritik Details Trailer News
Funktioniert auf vielen Ebenen

The Banshees of Inisherin Kritik

The Banshees of Inisherin Kritik
2 Kommentare - 20.05.2023 von Manisch
In dieser Userkritik verrät euch Manisch, wie gut "The Banshees of Inisherin" ist.
The Banshees of Inisherin

Bewertung: 5 / 5

Banshees of Inisherin ist einer dieser Filme, wo mein Vater nach den ersten 5 Minuten unruhig wird und sagt “Ich weiß noch nicht so recht, was dieser Film mir sagen will…”. Und ja, das nach 5 Minuten zu fragen, ist bei fast jedem Film ziemlich nervig (Grüße gehen raus). Aber auch am Ende von “Banshees” weiß man das immer noch nicht so genau - dabei funktioniert der Film auf mehreren Ebenen ganz wunderbar.

Ganz oberflächlich ist es erst einmal die Geschichte zweier (nicht-mehr) Freunde auf einer öden, irischen Insel Anfang der 1920er Jahre. Der Ältere von beiden (Colm) hat sich über Nacht überlegt, dass er keine Lust mehr auf den Jüngeren hat. Und der Jüngere (Pádraic) kommt darauf nicht klar und nervt den Älteren weiterhin.

Trailer zu The Banshees of Inisherin

Der Film schafft es, aus diesem erstmal scheinbar simplen Setting wahnsinnig viel auf der Meta-Ebene herauszuholen. Freundschaften, Ambitionen, Sinnsuche, Politik, Geschichts-Aufarbeitung, Gesellschafts-Kritik, Mental Health, Mythologie…es steckt viel drin, was man interpretieren könnte.

So kann man beispielsweise drüber streiten, ob Colms Handeln letztlich ziemlich egoistisch (Selbstverwirklichung ohne Rücksicht auf Verluste) ist, oder aber, ob er sich selber aufopfert, weil er nicht will, dass Pádraic so endet, wie er selbst - also damit Pádraic sich abnabelt.

Wir sehen aber auch den Umgang mit Depressionen, die ein Stück weit jeden Bewohner auf dieser öden Insel zu betreffen scheinen. Die einen ertrinken im Selbstmitleid, die anderen entwickeln eine toxische Energie, die sie auf andere projizieren. Aber kaum jemand scheint proaktiv etwas dagegen zu tun. Die einzigen Ausnahmen sind dabei eigentlich Pádraic selbst, welcher der einzig nette Mensch auf der Insel zu sein scheint. Und Pádraics Schwester Siobhán, welche es zumindest aktiv versucht, gegenzusteuern.

Im Hintergrund der ganzen Story tobt aber auch der irische Bürgerkrieg, den wir nur durch News-Fetzen und Explosionen auf den Neben-Inseln bzw. aus der Ferne mitbekommen. Die Story zwischen Colm und Pádraic spiegelt dabei diesen Bürgerkrieg.

Am bedeutendsten ist dabei vielleicht eine Szene, die recht früh am Anfang des Films vorkam. Pádraic sieht auf der Nachbarinsel Explosionen und sagt sich “Keine Ahnung, warum ihr überhaupt kämpft, aber ich wünsche euch viel Glück…”. Und ich denke, dieser Satz trifft sowohl auf den Bürgerkrieg zu, welcher ziemlich sinnlos war, als auch als Vorbote für den Konflikt zwischen Colm und Pádraic, welcher ebenfalls recht sinnlos war und aus dem Nichts kam.

Ich würde aber noch einen Schritt weiter gehen. Und zwar stand Banshees of Inisherin bei den Oscars 2023 in Konkurrenz zu “Im Westen nichts Neues”, und natürlich unter dem Schatten des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine. Während “Im Westen nichts Neues” als der große Anti-Kriegs-Film galt, welcher zur richtigen Zeit am richtigen Ort war, würde ich mich aus dem Fenster lehnen und sagen, dass “Banshees” der eigentlich viel bessere Anti-Kriegs-Film war.

Denn natürlich kann man die Analogie auch auf den Ukraine-Krieg übertragen - vielleicht sogar auf so ziemlich jeden anderen Krieg. Dieses “Keine Ahnung, worum es eigentlich geht”, der Umstand, dass aus Brüdern/Freunden Feinde werden, die unverhältnismäßigen Eskalations-Stufen und die finale Erkenntnis, dass man nicht irgendwann “quitt” ist, sondern dass hinterher einfach etwas dauerhaft kaputt bleibt.

Unabhängig von diesen Interpretations-Möglichkeiten macht der Film einfach einen guten Job, all diese Dinge zu erzählen.

Der Cast ist top - und den Film in der Original-Fassung zu schauen, ist sprachlich mit dem irischen Dialekt extrem charismatisch. Die Dialoge selbst sind wunderbar geschrieben, mit einem ganz speziellen, subtilen Humor, den man eventuell noch von den Coen Brüdern kennt. Kombiniert wird das Ganze mit wunderschönen Aufnahmen der Insel, welche gleichermaßen die Tristesse vermitteln. Es ist grau und leer. Da ist einfach nix außer Steine, Wasser, Rasen und Wolken.

Wie gesagt, selbst nach Ende des Films lässt er einen ein wenig rätselnd zurück. Und gerade das macht ihn so gut, weil er im Kopf weiterläuft. Vor allem hat er auch einen hohen Wiederschauwert, weil man gewisse Details einfach noch einmal sehen möchte. Beispielsweise, wie eine gewisse, ältere Frau in all das hineinpasst.

Ich hau einfach mal auf die Kacke und würde dem Film 5 von 5 Hüten geben. Aus meiner Sicht gibt es objektiv nichts, was man hätte besser machen können. Und warum dann 4,5 vergeben? (:

The Banshees of Inisherin Bewertung
Bewertung des Films
1010

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2 Kommentare
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Manisch : : Moviejones-Fan
21.05.2023 14:53 Uhr
0
Dabei seit: 19.10.18 | Posts: 1.416 | Reviews: 28 | Hüte: 64

@Raven13

Vieles Dank!

AfD-Verbot (:

MJ-Pat
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Raven13 : : Desert Ranger
20.05.2023 22:59 Uhr
0
Dabei seit: 13.02.16 | Posts: 7.436 | Reviews: 114 | Hüte: 656

Tolle Kritik zu einem wahrhaft großartigen Film. Hut!

Ein Zauberer kommt nie zu spät. Ebenso wenig zu früh. Er trifft genau dann ein, wenn er es beabsichtigt.

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