Bewertung: 2 / 5
In einer fernen Zukunft kämpfen die Menschen einen brutalen Kampf gegen Künstliche Intelligenz. In dieser Zeit verschwindet die Frau des ehemaligen Agenten Joshua Taylor (John David Washington) Maya Fey-Taylor (Gemma Chan). Unterdessen erhält Taylor einen neuen Auftrag, so soll er nämlich den sogenannten „Schöpfer“ ausfindig machen. Dieser habe eine geheime Waffe entwickelt, die den Krieg beenden könnte. Nun wagt sich Taylor mit einem Spezial-Team tief in das K.I. regierte Gebiet vor und macht inmitten der Zerstörung eine überraschende Entdeckung. Denn bei der mysteriösen Waffe soll es sich um ein Kind handeln.
Science-Fiction im Kino ist eigentlich ein Thema vergangener Tage. Die späten 1960er Jahre, besser gesagt die1970er Jahre konnten zu Teilen von jenen Geschichten über die Beziehung zwischen Mensch und Maschine dominiert werden. 2001: Odyssee im Weltraum (1968), THX 1138 (1971), Westworld (1973), oder auch Flucht ins 23. Jahrhundert (1976) sind die großen Vertreter des Science-Fiction Kino, welches spätestens mit dem Siegeszug von Star Wars: Episode IV – Eine neue Hoffnung (1977) kommerzialisiert wurde. Heute, gerade in Zeiten des Franchisekinos, sind solche Stoffe eher eine Seltenheit. Große Filme, die sich mit großen Fragen befassen und dabei einen unglaublichen Unterhaltungswert zu sich haben. Mensch gegen Maschine, immer wieder zentral und mit den Jahren auch immer aktueller geworden. Ob Henry Dunant also damit recht hatte, als er sagte „Utopie ist die Realität von morgen“ sei mal dahingestellt. Wenn man bedenkt, was K.I. heute imstande ist zu tun, dann kann man zumindest gespannt in die Zukunft blicken. The Creator von Gareth Edwards ist ein Film über die Zukunft. Nach seinen künstlerischen Fehlschlägen mit Godzilla (2014) und Rogue One: A Star Wars Story (2016) konnte man eigentlich nur noch mit einem Grummeln im Bauch auf sein Nachfolgewerk blicken und sich fragen, ob es noch schlimmer kommen kann.
Trailer zu The Creator
Nun es zeichnet sich zumindest in einigen Punkten ein deutlicher Trend ab, wenn es um The Creator geht. Zum einen gelingt es Edwards schon wieder nicht, seinen Figuren tatsächliches Leben einzuhauchen. Die Hauptfigur, die ironischerweise von John David Washington verkörpert wird, könnte wie auch in Tenet (2020) einfach nur „Der Protagonist“ genannt werden. Denn von der so viel gerühmten Tiefe in der Presse ist hier eigentlich erschreckend wenig zu entdecken. Abseits konservativer Werte und dem Schutz der Familie hat die Figur nämlich keine Motivation. Es ist als habe man Logan – The Wolverine (2017) gesehen und gedacht „Wow, daß mach ich mal in Scheiße“. Und ja, es tut mir ja Leid hier nicht hinterher zukommen, vielleicht ist es auch ein intellektuelles Problem meinerseits. Doch wo bitte handelt es sich in The Creator um irgendeine innovative, zeitgemäße oder unterhaltsame Geschichte. Denn so hauchdünn dieses Werk zu erzählen gesucht, so sehr streckt sich das Werk auch auf der anderen Seite wieder und fühlt sich an, als habe man hier nicht zwei, sondern drei Zeitstunden vergeudet. Ja, nun könnte man argumentieren, daß Edwards in den Momenten, die er bebildert, erneut versucht den Vietnam-Krieg aufzuarbeiten. Und ja, so was kann schon ein Subtext sein oder zumindest wie die amerikanische Außenpolitik der amerikanischen Lebensweise schadet.
Doch all das bleibt Behauptung und letzten Endes gibt es nicht einen einzigen originellen Gedanken oder Ansatz, der den Film legitimieren würde. Nun könnte man sagen, daß die Suche nach neuen Ideen idiotisch sei. Doch so ganz stimmt das ja auch nicht, denn auch alle Filme von Quentin Tarantino zum Beispiel liefern ja letzten Endes endlose Verweise und Hommagen an die geistigen Vorbilder. Der Unterschied ist nur, daß Tarantino originelle, einzigartige Figuren und Dialoge schreiben kann und außerdem unterschiedlichste Genres mischen kann, ohne, daß es der Glaubwürdigkeit des Films schaden würde. Hier allerdings sieht man zwei Stunden lang die übliche Geschichte zwischen Gut und Böse und hin und wieder mal Kalenderspruch-Philosophien. Und auch diese ist in dem Kontext kein bisschen originell. Nun kann man dem Film zumindest abgewinnen, daß er erstaunlich gut weiß, wie man mit einem doch relativ geringen Budget, ordentlich Eindruck schindet. So realistisch hat man eine Zukunftsphantasie tatsächlich noch nicht gesehen. Und die Bilder sind da erneut sehr rau, wie es sich für Edwards gehört. Unterdessen scheitert der Film auch grundsätzlich daran, überhaupt seine Figuren zu definieren. Einige davon hatte ich oben bereits genannt, doch die generische Schreibe hört da nicht auf. Maya Fey ist ein Klischee. Colonel Howell ist ein Klischee. Drew ist ein Klischee. General Andrews ist ein Klischee und so weiter und so fort.
Und dann mündet das natürlich wieder in eine möglichst pathetische Schlacht, die den Helden an die Grenzen seiner Kräfte bringt. So ist es nun mal. Ja, daß ist auch nicht besonders geistreich, so etwas heraus zu wühlen und zu analysieren. Aber die Wahrheit ist, es ärgert einen, sich damit zu befassen. Unterschwellig schwingen dann noch religiöse Themen mit. Nun ja, auch daß ist eher ein konservatives Thema und stellt die seichten Gedanken der pseudophilosophischen Schöpfungsfrage noch einmal deutlich heraus. Es sind Debatten, die man auch am Stammtisch führen könnte, während man sich überschwänglich über den letzten Schlager und die letzten acht Bier erfreut. Nein, daß ist nicht geistreich oder irgendwie stimulierend. Wie sollte es auch? Es ist als Massenprodukt ausgelegt und verkauft worden.
Klischee nach Klischee nach Klischee liefert Gareth Edwards in seinem Stillleben. The Creator ist eine Ansammlung besserer Ideen, deren Schauwert sich nicht wirklich ergründet. Irgendwie Kitsch, irgendwie Pathos und irgendwie kein einziger origineller Gedanke, während man die Figuren vernachlässigt und zu weiten Teilen weder erzählt noch etwas emotional ergreifendes zeigt. Es ist hohl.