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The Dark Knight

Kritik Details Trailer News
Retroreview eines Filmes über einen Vigilanten, dem die Grenzen aufgezeigt wurden

The Dark Knight Kritik

The Dark Knight Kritik
1 Kommentar - 26.10.2023 von MobyDick
In dieser Userkritik verrät euch MobyDick, wie gut "The Dark Knight" ist.

Bewertung: 5 / 5

Es ist mal wieder an der Zeit für ein Retroreview. Ja, ich habe Dark Knight bereits im Rahmen meiner Kritik zu Batman Begins gewürdigt, aber das reicht ehrlich gesagt tatsächlich nicht aus. Also dann, hier eine sehr ausführliche Retro-Kritik dieses Klassikers.

Ich mag Christopher Nolan mittlerweile nicht mehr wirklich, er kann sehr gut inszenieren und hat wirklich großartige Werke für die Ewigkeit geschaffen, aber seine letzten Werke zeigten eine ideolgische Seite an ihm, welche auch in seinen frühen Werken immer wieder durchschien, aber durch die schiere Klasse der Werke immer wieder abgefangen werden konnte. Spätestens mit Interstellar war der Mann aber bei mir unten durch, und sein Dunkirk war dann der Sargnagel meiner Ehrfurcht vor ihm. Einzig Tenet war wieder ein bißchen back to the roots, aber auch ein bißchen zu wenig und überzeugend. Und zu Oppenheimer folgt irgendwann mal ein eigenes Review. Spoiler: Egal wie jene Kritik ausfallen wird, das wird nicht viel daran ändern, ob ich Nolan mag oder nicht. (Und ja, ich weiß, es kann dem Mann nicht egaler sein ob ausgerechnet ein fetter Walfisch ihn mag, also alle mal halblang...)

Trailer zu The Dark Knight

Es gibt einen Aspekt, der IMMER bei Nolan mitschwingt. Das ist bei Erstsichtung immer ziemlich geil, aber bei genauerer Betrachtung ist das immer der gleiche Trick, um das Gesehene mit mehr Dynamik zu versehen als da tatsächlich vorhanden ist: Sein Spiel mit den Zeitebenen. Sei es eine Rückblende, die unterschiedliche Wahrnehmung von Zeitebenen, das verschachtelte Erzählen von verschiedenen Zeiten, eine Rückblende in einer Rückblende usw. Ihr wisst schon was ich meine. Und dieses Spiel ist bei Nolan einfach immer da, und wird für mich zumindest zunehmend zu einer Störgröße, da man dadurch das Gefühl hat, dass er einfach nicht wirklich fähig ist, eine kohärente Geschichte von A bis Z durchgängiug zu erzählen. Um es mal salopp zu sagen, es sollte etwas Besonderes sein, mit Zeitebenen zu spielen, denn je öfter man das macht, desto weniger geil ist es. Und bei Nolan ist es einfach das Normal. Das Problem ist, dass manche Filme dieses benötigen, wie eben The Prestige oder gar ein Memento, der in der richtigen Reihenfolge bestenfalls ja nur Mittelmass wäre, aber manchmal verkommt das ganze zu einem absoluten Selbstzeck wie bei Interstellar oder Dunkirk, wo die (darf man das sagen?) perfide-verschachtelte Inszenierung dann die problematische Gesinnung hinter dem Produkt fast überdecken kann. So ad hoc fielen mir nur zwei Filme ein, wo er das nicht nutzt, und bei ersterem bin ich mir jetzt auch gar nicht sicher, ob es stimmt: Insomnia und The Dark Knight. Jip, richtig gelesen, selbst Batman Begins und Dark Knight Rises haben dieses Element.

Aber ausgerechnet The Dark Knight hat es eben nicht. Und der Film hat es eben auch nicht nötig, dafür ist er einfach zu pickepallevoll mit Handlung, Set-Pieces und Szenen für die Ewigkeit, die alleine schon aufzuzählen fast unmöglich erscheint, da ein Höhepunkt auf den nächsten folgt oder gar immer gleichzeitig stattfindet und eben nebenher auch der moralischen Fragestellung, was man alles tun darf, um Ordnung zu schaffen. Dabei greift der Film von Anfang an bereits die in Batman Begins etablierte Frage auf: Ist Batman nicht alleine durch sein Auftauchen dafür verantwortlich, dass es Figuren wie den Joker überhaupt geben kann. Ei oder Henne? Und um es hier mal vorweg zu nehmen, bzw. im Retroreview zu betonen: Batman Begins verdient sich im Nachhinein alleine weil er auf andere Art auch pickepackevoll ist und trotzdem die Zeit für solche und andere Fragestellungen hat UND seine Figur eben dann doch vom erzreaktionären Faschistenvorwurf emanzipieren kann (zumindest sehr weit damit kommt) eben dann doch auch seine 10 Punkte!

Dabei wechselt Nolan Katie Holmes gegen Maggie Gyllenhaal aus, was auf der einen Seite schon immer wie die richtige Wahl wirkte, aber auf der anderen Seite muss dann retrospektiv doch die Frage gestellt werden dürfen: Gab es hierfür einen bestimmten Grund, denn auch ich hatte das damals begrüßt, aber heute wüsste ich nicht mehr, ob das gerechtfertigt gewesen ist, denn tatsächlich reisst die neue Leading Lady nicht erheblich mehr als die alte. Ledgers Joker wurde und wird immer al die definitive Darstellung der Figur angesehen, da gibt es nicht viel zu sagen, Ledger macht seine Sache toll, aber wenn ich ehrlich bin, fast jeder Joker hat bisher überzeugt, sogar Joaquin Phoenix in dem Rohrkrepierer von "Film", lediglich dieser Fritze im Snyderverse ist eher ein Hofnarr denn Jökel :-)

Und Bale? oder Oldman? Oder Eckhardt? Oder Caine? Oder Freeman? Machen wir es kurz, an den Schauspeilern ist kein Herummäkeln notwendig, auch nicht an Gyllenhaal, nicht falsch verstehen, die Frage war nur, ob es tatsächlich unvermeidlich und nötig war.

Also dann, was kann man auch schnell abhandeln mit: Ist gut bis extrem gut und damit kaum der Diskussion wert: Inszenierung und Schnitt (teilweise extrem brutal, aber immer genau im richtigen Moment wegschneidend), Musik sowieso, Imax Szenen über jeden Zweifel erhaben, und der dramatische Aufbau.

Kommen wir also zu der Diskussion, die dieser Film verdient, wo befindet sich Batman ideologisch?

Erst mal vorneweg: Ein Grundpfeiler einer Demokratie mit Gewaltenteilung besagt, dass sich eben keiner über dem gesetz befinden darf oder kann. Wenn einer also nachts durch die Gegend schleicht, um dem alltäglichen Bösen den Kampf anzusagen, weil das System nicht vertrauenswürdig ist, dann geht das schonmal sehr schnell in Richtung "rechte Bürgermiliz". Diese Problematik adressiert der Film (bereits im ersten Teil schon) sehr deutlich. Dass dabei der Ruf nach einem starken Mann laut wird, der das Ganze dann säubern soll, und dass dieser ach so weiße Ritter, dann eben doch moralisch nicht ganz einwandfrei ist, eben weil er auch Vigilantentum begrüßt, macht es irgendwie schwierig, dass noch irgendwie als rechtsstaatlich anzusehen. Auch dieser Punkt wird adressiert, spätestens als der russisch Roulette mit einem Gefangenen spielt. Dann kommt der Aspekt, dass Batman recht früh anscheinend schon daran arbeitet, ein Überwachungsmechanismus zu entwickeln, um die ganze Zeit zu überwachen. Eine damals wie heute interessante Fragestellung, die im Film adressiert wird, aber durch ein einfaches "Der Zweck heiligt die Mittel" bei Seite geschoben wird. Nein, das ist nicht ganz fair, einfache Antworten gibt der Film nun wirklich nicht, und er ist einfach zum Bersten voll mit all seinen Aussagen und Interpretationsmöglichkeiten, dass das hier als teilweise zu einfach angezeigt wird. Dass Batman eigentlich aufhören möchte, aber einer es ja weiter tun muss, etabliert ihn einerseits als Getriebenen, der durch sein Trauma getrieben nicht aus seiner Haut kann, aber andererseits eben als gemeingefährlichen Vigilanten, der mit zunehmender Dauer des Films auch zu immer verzweifelteren, immer weniger nur noch Grauzonen greift. Nein, irgendwann ist er nicht viel weiter davon entfernt, selbst nur noch ein Verbrecher zu sein. Etwa wenn er sich verzweifelt und aggressiv durch eine Disko prügelt. Das erinnert nicht von ungefähr daran, dass im Original-Comic von Daredevils Born Again von Frank Miller die Hauptfigur in seiner Verzweiflung und in die Enge getrieben eben durch die Kneipen prügelt und die Leute willkürlich verletzt. Frank Miller hat ja auch nicht umsonst Batman danach definiert. Und dementsprechend positioniert ihn Nolan in diesem Film: Als immer fragwürdiger werdende Figur, der sich über das Gesetz und jegliche Jurisdiktion stellen kann und darf, ja sogar soll. EINER steht über dem Gesetz. Und zwar ein traumatisierter Multimilliardär, dem ein Rüstungsimperium zur Verfügung steht. Wie gesagt, wird alles adressiert, aber - und das ist die klare Größe des Films - es werden auch gewisse Antworten gegeben, die die "richtigen" sind, aber gezeigt wird dann doch eben der Held Batman.

Und Batman ist ein einziger Widerspruch, einerseits immer auf das Richtige bedacht, Bürgermiliz ja, aber niemandem schaden. Das wird durch die Figur des Joker enttarnt und auch völlig richtig in Worte gefasst. In seiner Argumentation und seinem Menschenbild ist der Joker erstaunlich nah am Schaffen und den Aussagen Nolans dran, so dass diese Figur durchaus seinen Reiz hat, und auch wenn er der Schurke des Filmes ist, so sorgt er doch dafür, dass Batman am Ende genau dort landet, wo er von seiner Gesinnung, seinem Auftrag her von Anfang an hätte sein müssen.

Und der Film macht eben dort nicht Schluss: Die Leute mögen Helden. Wehe diese fallen! Wie mit Dent auf allen Seiten verfahren wird, wird weder der Filmfigur gerecht, noch ist es gerechtfertigt. Aber das spiegelt ja irgendwie auch das Menschenbild, das der Joker (und damit wohl auch Nolan) hat wider. Denn der Mann gehört geholfen und eben nicht verurteilt.

Letztlich noch ein weiterer Aspekt, der einem vielleicht nicht sofort erschliesst. Das Schicksal der Liebe: Das wird so deutlich ausgesprochen, dass es nur konsequent ist, was da passiert und auch dazu beiträgt, den Heilungsprozess von Bruce Wayne langfristig zu gestalten, als dass es wirklich überraschen sollte. Nur dass das eben in solch einem Crowdpleaser tatsächlich durchgezogen wird, ist einfach mal ungesehen und daher ggf. überraschend (ein Moment, ich gehe mal kurz in den Kühlschrank schauen).

The Drak Knight ist grandioses Kino, das einen auch Jahre später in den Sessel presst, dass ähnlich wie Leones Zwei Glorreiche Halunken einen Höhepunkt nach dem anderen jagt, ähnlich wie jener Film nebenher auch diverse moralische Fragestellungen behandelt. Und auf dem absoluten Höhepunkt dann auch endet.

Der Film ist monströs in allen Belangen und wahrscheinlich der beste Nolan Film, gerade weil er auch Ambivalent in jeglicher Hinsicht ist, sich nicht scheut, Risiken einzugehen, und weil er einfach mal irre gut gemacht ist, von allen Beteiligten.

Bedarf es nach diesem Film eines weiteren Batman Filmes? Eigentlich nein.

10 Punkte, mindestens

The Dark Knight Bewertung
Bewertung des Films
1010

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MobyDick : : Moviejones-Fan
26.10.2023 13:41 Uhr
0
Dabei seit: 29.10.13 | Posts: 7.688 | Reviews: 254 | Hüte: 620

Nicht meine erste Kritik zu diesem Film, wahrscheinlich auch nicht die letzte, da gibt es immer wieder was zu entdecken

Dünyayi Kurtaran Adam
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