Bewertung: 4.5 / 5
In The Kings Speech geht es um den Sohn des brittischen Königs George V.: Bertie (Colin Firth). Dieser hatte schon immer große Probleme wenn es darum geht öffentliche Reden zu halten. Dies ist für ihn sogar eine reine Qual, leidet er doch seit seiner Jugend an einem schweren Stottern. Dies ist in den 30er Jahres des 20. Jahrhunderts besonders problematisch, sind doch Radioübertragungen für das Königshaus immer wichtiger um mit dem Volk zu kommunizieren. Nachdem keiner der Ärzte am Hof helfen konnte, wendet sich seine Frau Elizabeth (Helena Bonham Carter) an einen außen stehenden Arzt: Lionel Logue (Geoffrey Rush). Trotz seiner unkonventionellen Methoden und seiner recht forschen und teilweise fast respektlosen Art gegenüber dem Prinzen entwickelt sich zwischen den beiden ein enges Vertrauensverhältnis. Es dauert nicht lange, da zeigen sich beim Prinzen erste Erfolge, jedoch bleibt die Beziehung zwischen den beiden nicht unproblematisch. Nachdem dann Berties Vater starb und sein älterer Bruder, nun König Edward VIII (Guy Pearce), nach nur kurzer Zeit abdankte, stand nun er davor zum König George VI. gekrönt zu werden. In dieser Zeit benötigt er seinen Arzt und Freund mehr als zuvor und der Krieg gegen Deutschland bereitet dem frischen König zusätzlich noch Probleme. Steht doch gerade er jetzt in der Pflicht eine lange und motivierende Rede an das Volk und die Truppen zu richten. Ich muss bei dem Film oft ans Chinese Theater in Hollywood denken. Nun der Film hat natürlich nichts mit China zu tun. Aber mit Theater. Wann bekommt man schon einen Hollywood Film zu sehen der sich wie eine Theater Aufführung anfühlt? Ich muss sagen das hat mir besonders gut gefallen. Wie bei einem Theaterstück so wird auch hier nicht alle 5 Minuten der Ort des Geschehens gewechselt. Die einzelnen Szenen sind mitunter recht lang, dabei aber nie langweilig. Man ist mit den beiden Protagonisten in einem Raum und sieht zu wie sich die Situation entwickelt. Auf große Landschaftsaufnahmen oder Imposante Bilder wird verzichtet. Auch die Ausstattung versucht nicht das Gefühl eines großen Filmes zu vermitteln. Wie bei einem Theaterstück bleibt alles charmant bescheiden. Müsste ich mich an einen Raum erinnern, so würde mir kein Raum des Palastes einfallen. Es wäre wohl der einfach gehaltene und recht runter gekommene Behandlungsraum von Lionel. Er ist nicht Imposant, aber ich glaube gerade deswegen bleibt dieser Raum eher haften als ein königlich dekorierter Raum. Er ist eher charmant und hat Charakter. Während die Räume im Palast eher kühl und blass wirken. Mit den Darstellern verhält es sich da ganz ähnlich. Sie spielen sehr minimalistisch. Vieles wird über die Dialoge und die Mimik getragen. Es gibt Momente, da sieht man die beiden Hauptdarsteller Colin Firth und Geoffrey Rush nur gegenüber sitzend und keiner sagt etwas. Zumindest sagen sie nichts mit ihren Worten. Obwohl sie nur still da sitzen wirkt es dennoch wie ein Dialog. Die eigentlichen Dialoge sind dann von den beiden toll vorgetragen und mitunter voller Wortwitz. Auch die Chemie zwischen den beiden stimmt einfach. Während Colin Firth wunderbar einen Steifen und Pflichtbewussten Prinzen verkörpert, der, im Gegensatz zu seinem Bruder, bemüht ist sich auch wie ein Mitglied des Königshauses zu verhalten, ist Geoffrey Rush so etwas wie das exakte Gegenstück. Schon beim ersten treffen wird dies bewusst dargestellt als Lionel klar machte, das beide während ihrer Sitzungen gleichberechtigt sind und den zukünftigen König durchgehend mit seinem Vornamen Bertie anspricht. Wäre dies ein Film über Heinrich VIII. wäre hier wohl schon der erste Kopf gerollt. Doch Lionel setzt sich mit seiner forschen Art durch, so das Bertie nichts anderes übrig bleibt als es zu akzeptieren. Und auch gerade dadurch entwickelt sich dann auch eine Freundschaft zwischen den beiden. Lionel sieht in Bertie nicht den König, sondern den Menschen und behandelt ihn auch so. Der Film hat eigentlich nur noch zwei weitere Darsteller. Zum einen wäre da Guy Pearce der Edward VIII. spielt. Er spielt seine Rolle solide, jedoch auch so das sich die meisten nach dem Kinobesuch wohl nur schwer an seine Darbietung oder gar Rolle erinnern werden. Ähnliches gilt leider auch für Helena Bonham Carter, welche die Ehefrau von Bertie verkörpert: Elizabeth (vielen Heute wohl auch als die verstorbene Queen Mum vertraut). Es ist wirklich interessant diese Frau einmal in einer anderen Rolle zu sehen. Hier spielt sie mal nicht eine eher Bizarre Rolle wie in so gut allen Tim Burton Filmen. Diese Rolle ist mal etwas erfrischend normales für sie. Und gerade deswegen hätte ich mich gefreut wenn ihr mehr Leinwandzeit vergönnt gewesen wäre. Nun konzentriert sich der Film nun mal auf die Figuren von Colin Firth und Geoffrey Rush, so dass für die anderen Rollen nur eine Randexistenz bleibt. Helena Bonham Carter spielt die Elizabeth aber in ihren Szenen wirklich gut und sie hat es geschafft diese gut darzustellen. Einige ihrer Darstellungen haben mich sogar an die Heutige Elizabeth II. erinnert. Der Film hat viele lustige, aber auch viele ernste und emotionale Momente. Und wenn selbst die heutige Königin Elizabeth II. diesen Film für gut und „bewegend“ befindet, kann er nicht allzu schlecht sein. Für mich hat dieser Film dann zusätzlich noch diese charmante Atmosphäre einer Theateraufführung. Mittlerweile wurden ja auch die Oscars schon vergeben und auch wenn die Nominierung als Bester Film sicherlich berechtigt ist, habe ich doch meine zweifel ob dieser Film verdient diesen Oscar bekommen hat. Guter Film? Zweifelsohne. Bester Film? Für mich eher zweifelhaft in Anbetracht der Konkurrenz. Der Oscar für Colin Firth hingegen geht sicherlich in Ordnung, obwohl ich sagen muss das mir die Darstellung von Geoffrey Rush besser gefiel. Für mich ist er der eigentliche Star in dem Film. Das Helena Bonham Carter eine gute Leistung abgeliefert hat, habe ich ja bereits erwähnt. Ihre Oscar Nominierung bleibt mir aber dennoch ein Rätsel. Sie war gut, aber nicht so gut. Um für einen Oscar nominiert zu werden blieb sie mir dann doch zu blass (ähnliches wie bereits bei Guy Pearce erwähnt) und hatte zu wenig Leinwandzeit. Ich sehe diese Nominierung für sie daher einfach als Motivation an, auch in Zukunft hin und wieder „normale“ Rollen zu spielen. Alles in allem kann man sagen das dies weniger ein großer Historienfilm ist, als vielmehr eine charmante Charakterstudie über einen Menschen, der Angst davor hat, König zu werden. Unterhaltung und Wortwitz garantiert.
The King's Speech - Die Rede des Königs Bewertung
