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The Revenant - Der Rückkehrer

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Filmische Belastungsprobe

The Revenant - Der Rückkehrer Kritik

The Revenant - Der Rückkehrer Kritik
5 Kommentare - 07.01.2016 von eli4s
In dieser Userkritik verrät euch eli4s, wie gut "The Revenant - Der Rückkehrer" ist.
The Revenant - Der Rückkehrer

Bewertung: 4 / 5

The Revenant ist eine Belastungsprobe für den Zuschauer. Vom ersten bis zum letzten Moment eine viszerale filmische Erfahrung, ein rasanter, kompromissloser Survival-Trip, der in seiner Inszenierung an Mel Gibsons "Apocalypto" erinnert. Zuschauer sollten sich warm anziehen!
In der eisigen Wildnis im Nordamerika der 1820er Jahre zeichnet der Film eine Welt bestimmt von roher Gewalt. So wunderschön die Natur sein mag, so ist sie gleichsam tödlich. Überleben scheint unter diesen extremen Bedingungen kaum vorstellbar. Die Naturgewalt wird hier zu einem omnipräsenten Charakter, die im Kinosaal spürbar wird.
Durch die raue Landschaft kämpfen sich einige Trapper. Sie sind auf der Jagd nach Fleisch und Fellen. Der Kundschafter Hugh Glass (Leonardo DiCaprio) streift mit seinem Sohn durch den Wald als das Lager von Indianern überfallen wird. Das Chaos der Schlacht wird durch die Kamera in perfekter Choreographie festgehalten und platziert den Zuschauer hilflos in der Mitte des Geschehens. Die Kamera bewegt sich wie ein eigener Akteur durch die Menge, schwingt sich auf Pferde im vollem Galopp oder taucht ab ins kalte Wasser eines Flusses. Mal bleibt sie nah an den Figuren, mal schaut sie orientierungslos umher. Wie schon bei "Birdman" wird oft über lange Zeit auf Schnitte verzichtet. Das brutale Gemetzel wird fast zu einem poetischen Tanz.
Nur wenige der Männer können fliehen. Es beginnt eine Odysee durch dichte Wälder, reißende Flüsse und über schneebedeckte Berge. Es zählt nur noch eins: Überleben. Im Angesicht des Todes beginnt die Gemeinschaft bald zu bröckeln...

Alejandro González Iñárritu schafft hier zusammen mit Kameramann Emmanuel Lubezki ein archaisches Epos, das teilweise unglaubliche Szenen bietet, die man so vielleicht noch nie im Kino gesehen hat. Insbesondere ein Kampf bis aufs Blut mit einem ausgewachsenen Grizzlybären bleibt als atemberaubendes Set-Piece in Erinnerung.

Trailer zu The Revenant - Der Rückkehrer

Sein Mensch-gegen-Natur Rachefeldzug greift dabei einige von Iñárritus gängigsten Themen wie Verlust und Verrat auf, kann aber auch als Statement zum Klimawandel gelesen werden. Das einzige, was in dieser Welt, in der jeder gegen jeden kämpft und wo gut und böse miteinander verschmelzen, noch von Wert ist, scheint dabei die Familie zu sein. Aber wie in seinen anderen Filmen sind die zwischenmenschlichen Beziehungen von Natur aus flüchtig und zerbrechlich.

Was vor allem verblüfft, ist auch, wie radikal Iñárritu mit seiner zweieinhalbstündigen Tour de Force die Grenzen des Mainstreamkinos auslotet. Denn eigentlich lädt er hier mit Hilfe des vielleicht größten Schauspielstars der Welt zu einem künstlerisch-angehauchten 135 Millionen Dollar teuren Genrefilm ein, der nicht nur aufgrund seiner fast grotesken Gewaltdarstellungen die Ausdauer der Zuschauer fordert. Die Preview-Vorstellung war brechend voll - von jung bis alt. Und schaute man sich um, endeckte man schnell den ein oder anderen, der hier wohl mit falschen Vorstellungen ins Kino gegangen war. Über große Zeitspannen kommt der Film fast ohne Dialog aus und testet ausgedehnt die Belastbarkeit des menschlichen Körpers. Dabei wird aber auch die menschliche Geduld strapaziert. Insbesondere wenn Iñárritu wie so oft zusätzlich überirrdische Motive einführt und sich in unnötigen esoterischen Metaphern verliert. Die zweite Hälfte des Films kriecht im wahrsten Sinne des Wortes oft dahin und kann nicht mehr an die schiere Extase der ersten Stunde anknüpfen. Es ist ein anstrengender filmischer Exzess am Limit und darüber hinaus. Die Story ist für die Laufzeit letztlich doch etwas zu dünn und der Showdown eher ein Letdown.

Nichtsdestotrotz ist es die Kühnheit des Spagats zwischen wunderschöner, perfektionierter Inszenierung und rauem, düsterem Existenzialismus, der große Teile des Films zu einem faszinierenden, einzigartigen Erlebnis machen, bei dem eine Frage mehr als einmal aufkommt: wie haben die das nur gedreht?

The Revenant - Der Rückkehrer Bewertung
Bewertung des Films
810

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5 Kommentare
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Hanjockel79 : : Moviejones-Fan
18.01.2016 13:42 Uhr
0
Dabei seit: 05.09.13 | Posts: 4.750 | Reviews: 36 | Hüte: 237

@ eli4s

Sehr schön geschriebene Kritik. Am besten gefällt mir der Absatz:

Sein Mensch-gegen-Natur Rachefeldzug greift dabei einige von Iñárritus gängigsten Themen wie Verlust und Verrat auf, kann aber auch als Statement zum Klimawandel gelesen werden. Das einzige, was in dieser Welt, in der jeder gegen jeden kämpft und wo gut und böse miteinander verschmelzen, noch von Wert ist, scheint dabei die Familie zu sein. Aber wie in seinen anderen Filmen sind die zwischenmenschlichen Beziehungen von Natur aus flüchtig und zerbrechlich.

Was die Belastbarkeit für den Zuschauer betrifft. Gut, ich sehe das nicht gerne wenn Mensch gegen Tier kämpft. Ich bin beispielsweise eher für den Bären als für den Mensch, weil der Mensch einfach zu viel am töten ist aus völlig bescheuerten Moralvorstellungen wie unterschiedlicher Religion, Hautfarbe und einfach nur Meinung sein usw., aber das gehörte im Film dazu. Ansonsten hat mich die Bildgewalt des Films vor allem mitgerissen. Dabei kann ich innerlich sogar total entspannen und den Film genießen, da ich die freie Natur einfach liebe. Dazu noch einen knallharten Dicaprio, einen bösartigen Tom Hardy, man... der Film hätte von mir aus noch ne Stunde gehen können! Als Blu Ray (31.05.2016) kommt mir der Film ja auch sowas von in die Sammlung. :-D

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bartacuda : : Mitternächtlicher Haijäger
11.01.2016 11:52 Uhr
0
Dabei seit: 03.03.10 | Posts: 4.315 | Reviews: 0 | Hüte: 329

"Dünne" Story hin oder her. Mit ein wenig Mühe kann man das wahrscheinlich dem Gros der Filme unterstellen. Das ist hier aber m.E. nicht der Punkt. Was mich angeht, war ich gefesselt von den Bildern. Die haben mir eine ganz andere, zusätzliche Geschichte erzählt. Ich persönlich konnte mich nicht sattsehen und habe daher auch zu keinem Zeitpunkt so etwas wie "Längen" empfunden.

Sicher etwas überschwenglich habe ich mich hier auch zu einer meiner sehr seltenen Höchstwertungen hinreißen lassen. Mit etwas Abstand viellleicht zu hoch gegriffen. Aber in meinen persönlichen "9er-Kreis" kommt er allemal.

... ... aber lass uns ganz offen sein, Du hast nie Wert gelegt auf meine Freundschaft!
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Shalva : : Moviejones-Fan
10.01.2016 20:23 Uhr
0
Dabei seit: 04.06.11 | Posts: 4.513 | Reviews: 2 | Hüte: 128

sid, die etwas dünne Story hat mich überhaupt nicht gestört! Ich fand es sogar ziemlich passend für den Streifen, aber kann auch verstehen, wenn einige Zuschauer den Film stellenweise als etwas in die Länge gezogen empfinden.

MJ-Pat
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sid : : Fischschubser
10.01.2016 19:43 Uhr | Editiert am 10.01.2016 - 19:44 Uhr
0
Dabei seit: 01.10.12 | Posts: 2.104 | Reviews: 17 | Hüte: 59

Sehr hübsches Bild ;).

Fairerweise muss man aber sagen, dass die Geschichte (der Teil, der verfilmt wurde) nunmal so ablief. Anders als beim Film von 1971 wird der Wandel der Hauptfigur nicht beleuchtet bzw. es gibt keinen und ich fand zum Beispiel die fiktive Geschichte mit seinem Sohn ziemlich stimmig eingebaut, aber was kann man dann noch machen, ohne die wahren Ereignisse zu sehr zu verfälschen, zumindest im Mittelteil?

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Shalva : : Moviejones-Fan
10.01.2016 19:15 Uhr
0
Dabei seit: 04.06.11 | Posts: 4.513 | Reviews: 2 | Hüte: 128

eli4s, der Dude kann Dudes Kritik sehr gut nachvollziehen… ;)

Auch ich fand die Inszenierung absolut grandios! Die Kälte und die grausame Seite des Lebens und der Natur könnte ich ebenfalls spüren. Ein ziemlich krasser Film. Ja die Story war doch schon etwas zu dünn, und möglicherweise wird es deswegen für den guten Leo mal wieder keinen Goldjungen geben! ;)

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