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The Rider

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The Rider Kritik

The Rider Kritik

The Rider Kritik
0 Kommentare - 12.06.2022 von ProfessorX
In dieser Userkritik verrät euch ProfessorX, wie gut "The Rider" ist.

Bewertung: 3.5 / 5

Der junge Rodeo-Reiter Brady Blackburn (Brady Jandreau) verletzt sich schwer am Kopf und muss nun wohl damit leben, nie wieder reiten zu können. Bedingt durch das Lakota-Sioux-Blut, daß durch seine Adern fliest, hat er eine besondere Verbindung zu Pferden und gilt als Mann, der nicht reiten kann, in seiner eigenen Kultur als wertlos. Auch seinem Vater Wayne (Tim Jandreau) fällt es schwer, Mitleid für seinen Sohn zu empfinden. Währenddessen müssen sich die beiden Männer auch um die beeinträchtigte Tochter Lilly (Lilly Jandreau) kümmern.

Niemand hätte ahnen können, daß für Chloé Zhao eine dermaßen große Karriere im Raum steht. Nach ihrem Leinwanddebüt, präsentierte die Regisseurin mit The Rider ihren zweiten Spielfilm, welcher die Geschichte der Familie Blackburn erzählt. Dabei ebenso wichtig, wie auch interessanter Stoff für ein Trivia ist die Tatsache, daß die gesamte Familie Blackburn von der Familie Jandreau gespielt wird, auf dessen Ergebnissen ein Großteil der gesamten Geschichte fußt, und der Film somit auf wahren Begebenheiten basiert. Nun ist dieser Umstand allein schon eine Diskussion für sich. Schließlich können den tatsächlichen Wahrheitsgehalt nur diejenigen verifizieren, die auch dabei waren. Und manchmal scheint das Leben dann doch viel zu filmreif, als daß es sich noch um ein echtes Leben handeln könnte. Doch in The Rider soll das gar nicht stören, denn die Aspekte, die wirklich von Bedeutung sind, die sind einerseits sehr wohl belegbar und auch auf viele Familien übertragbar und auf der anderen Seite auch das, was gutes Kino nämlich ausmacht. Es geht um Scheinwelten, es geht um zerplatzte Träume, es geht darum, sich selber nicht zu belügen und zu erkennen, wo der eigene Platz in der Welt nun ist.

Trailer zu The Rider

Dafür lässt Zhao, ähnlich wie in ihren späteren Werken Nomadland (2020) und Eternals (2021) die Welt für sich sprechen. Es gibt da vermeintlich keine großen Gefühle, welchen sich die agierenden Figuren hingeben, um so ihren Unmut über die Zustände grundzutun. Viel geht es um die Welt, den Staat, das System. Doch Chloé Zhao lässt sich hier nicht zu einer simplen Systemkritik verleiten, wie sie gang und gäbe in Hollywood ist. Die Regisseurin ist in ihrer Herangehensweise wesentlich effektiver, weil sie von Individuen berichtet, die einerseits authentisch sind, weil die Figuren zu Teilen wahre Persönlichkeiten sind und andererseits niemals eine antagonistische Macht zeigt, die einfach nur durch das böse Kapital versinnbildlicht wird. Es ist interessant zu sehen, daß diese konstruktive Herangehensweise an die Probleme der westlichen Zivilisation durchaus so schleichend und dabei wirkungsvoll funktionieren. Denn nach einem Unfall ist die Hauptfigur Brady Blackburn nicht mehr in der Lage dem Rodeo-Reiten, durch welches er und die gesamte Gegend, aus der er kommt, ihren Unterhalt bestreitet, auszuführen. Das ist theoretisch auch schon die gesamte Geschichte und man könnte natürlich sagen, daß das als Konzept nicht viel hergibt. Doch nach der Devise Show, dont Tell offenbart sich der wahre Kniff von The Rider dann, wenn Zhao den inneren Kampf des Individuums mit einer Tatsache aufschlagen lässt.

Dieser Konflikt ist dann so greifbar, weil er auch weitere Fragen aufwirft und den Wert des Menschseins in den Mittelpunkt rückt. So ist die Frage, ob der Körper und dessen Unversehrtheit nun mehr wert sind, als finanzielle Einkünfte und der Fortbestand. Doch zu welchem Preis steht dieser Fortbestand und inwieweit schafft es das Individuum auch abseits der Unversehrtheit ihre Aufgaben zu erfüllen, wenn es verletzt ist. Denn auch wenn es so antagonistisch wirkt, ist dem Markt als Konzept ja durchaus daran gelegen, daß der Mensch als Arbeitnehmer sehr wohl seinen Pflichten beikommen kann, weil sonst auch das System als solches in sich zusammenbräche. Das stellt natürlich auch die Figuren vor einen großen Konflikt. Zum einen, weil hier Träume auf Finanzen treffen und zum anderen, weil die Erfahrung bereits gemacht wurde, was passieren kann. So trägt Brady über weite Strecken einen Konflikt mit einem Vater aus, der eben nicht davon angetan ist, daß sein Sohn sich wieder auf das Pferd setzen möchte. Das ist dann tatsächlich ein Großteil der Geschichte und hier beginnt nun das Konzept von Chloé Zhao zu bröckeln. Denn man durchschaut den Film an der Stelle schon recht früh, wodurch der Film eigentlich immer wieder mit Unerwartetem aufwarten müsste, um so auch die Spannung aufrechtzuerhalten. Doch das will Zhao an der Stelle nicht gelingen.

Wie kaltblütig der Mensch korrumpiert vom Kapital vorgeht, zeigt sich dann auch, wenn es darum geht ein Pferd, welches seinen Diensten nicht mehr nachkommen kann und unter Schmerzen leidet, zu erschießen. Das wird dann in den langsam anmutenden und völlig leisen Bildern der Kamera getan. Doch es hätte vielleicht auch nie dazu kommen dürfen. Und gleichsam verwendet der Film den Tod hier vielleicht auch als bewusste Finte, um den Zuschauer in die Irre zu führen. Dann wiederum fügt sich das aber auch in das Gesamtbild des Western, daß so a-typisch für dieses Genre ist. So ist die Hauptfigur von Jandreau eben kein weiterer Clint Eastwood oder John Wayne, welche sich nicht zuletzt auch durch ihre vermeintliche Männlichkeit zu unvergesslichen Helden der Geschichte mauserten. Doch diesem Status kann Brady Jandreau niemals gerecht werden, weil er eben nicht einfach ein weiterer Macho mit Colt ist. Zwar ist er ähnlich wie Eastwood in Sergio Leone’s Dollar-Trilogie ein Mann, der sich wortkarg gibt und eher durch sein Präsenzspiel überzeugt, doch da steckt keine Abgeklärtheit oder rohe Gewalt in diesen Augen. Es ist ein Präsenzspiel, welches sich clever und nuanciert um die Sorgen der Figur dreht und dabei eben das offenbart, was man niemandem zeigen möchte. Es sind die Ängste, die hier antreiben und dann wiederum auch die Hoffnung nach einer Rückkehr zu dem, wie es früher mal war.

Überdies schafft es The Rider auch, als Inklusionsfilm durchzugehen, ohne dabei penetrant darauf hinzuweisen, wie vermeintlich weltoffen und woke man ist. Es ist natürlich klar, daß die vermeintlichen Defizite, Verletzungen und dergleichen schon referenziert werden. Dennoch liegt es nie daran, daß die Figuren dies klarmachen zu brauchten, sondern viel eher daran, daß sie an zusätzlichen Hürden, die ihnen die Gesellschaft hier nun mal auferlegt, nicht anders können, als dies in Teilen zu diskutieren und anzukreiden. Klar ist der Film nicht offenkundig kritisch in dieser Hinsicht. Dies liegt aber primär daran, daß sich die wichtigen Gedanken und Philosophien des Films auch sowieso immer im Hintergrund abspielen.

Unaufgeregt, poetisch und mit dem Blick auf tatsächlich reelle Lebenswelten gelingt es Chloé Zhao in The Rider ein Porträt von geplatzten Träumen zu erzählen. Daß die Figuren an ihren ständigen Versuchen scheitern müssen, ist nur ein weiterer Beweis dafür, wie unverständlich man hier doch dem gesamten Treiben gegenübertritt. Schauspielerisch wirkt das authentisch, weil es authentisch ist. Dabei entpuppt sich vor allem die Familie als zentrales Objekt von Konflikten, die keine der Parteien eigentlich gänzlich zu begreifen mag.

The Rider Bewertung
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