Bewertung: 4 / 5
Wie soll man "Thor: Ragnarok" am besten beschreiben? Ich versuche es mal mit einem Film- und Videospielvergleich.
"Thor: Ragnarok" ist eine Space-Opera-Komödie à la "Guardians of the Galaxy" und "The Fifth Element", versteht sich als Parodie auf Thor, die Avengers, "Star Wars", "Der Herr der Ringe", "Sherlock" (die Szene mit Doctor Strange) sowie "Gladiator" und macht visuell "(World of) Warcraft" und "God of War" alle Ehre. Als Thor am Ende fragte, wo es denn nun hingehen solle, habe ich fast damit gerechnet, dass Walküre erwidert, sie kenne ein tolles Restaurant am Ende des Universums. Das hätte gepasst wie die Faust aufs Auge!
Trailer zu Thor 3 - Tag der Entscheidung
Taika Waititi hat hier mal wieder ganze Arbeit geleistet, auch wenn man diesmal auf seinen üblichen Außenseiter-Charme verzichten muss. "Thor: Ragnarok" ist rasant, witzig, kurzweilig und findet überraschenderweise dennoch Zeit für ein paar ruhige und emotionale Szenen. Odin lebt als Einsiedler im Exil irgendwo an der Küste Norwegens und fungiert sowohl für Thor und Loki als auch für den Zuschauer als entschleunigender und ratgebender Anker in all dem Chaos, Tempo und der Action.
Der Fokus liegt aber klar auf dem Witz sowie der Action und die Action hat es in sich! Wie sich Thor, Hulk, Loki und Walküre (bitte mehr von Tessa Thompson!) zu Rock- und Elektromusik durch Horden von Asen-Zombiekriegern kämpfen... reiner kann Comic-Spaß nicht sein! Diesen augenzwinkernden Mix aus Futurismus und Fantasy mochte ich schon in "Thor 2" sehr. Highlight bleibt nichtsdestotrotz der Kampf zwischen Thor und Hulk, der in bester Mensch-Ork-Manier à la "Warcraft" ausgetragen wird.
Neben dem oben genannten Quartett profitiert der Film auch von seinen (sonstigen) Nebendarstellern. Cate Blanchett präsentiert sich sexy als Todesgöttin Hela, Karl Urban mimt ihren ulkigen Side-Kick, Jeff Goldblum brilliert als tuntiger Despot auf einem Mükllplaneten mit Gladiatorenkämpfen und Idris Elba begeistert als Waldläufer und Rebellenführer Heimdall. Nicht zu vergessen natürlich die drei Cameo-Auftritte von Luke Hemsworth, Matt Damaon und Sam Neill während des Asgard-Theaterspiels!
Das einzige Manko: Trotz des großen Spaßes, den mir "Thor: Ragnarok" bereitete, hätte ich mir liebend gerne eine ernsthafte und dramatische Umsetzung des Ragnaröks gewünscht. Vom Fenriswolf sieht man leider viel zu wenig und die Midgardschlange wurde nahezu komplett aus der Handlung gestrichen, sie hat hier jedenfalls keine Relevanz. Aber um ehrlich zu sein, so eine Umsetzung hätte ich ohnehin nicht von Marvel erwartet, sondern eher von einem ambitionierten Regisseur, der sich direkt mit der Edda auseinandersetzt. Also ist letztendlich alles gut so, wie es ist!